Metallrecycling. -

Das Metallrecycling spielt beim Urban Mining eine wegweisende Rolle. - (Bild: Savo Ilic - stock.adobe.com)

Baden-Württemberg will mehr Metall recyceln lassen. Das Metallrecycling aus Bau- und Abbruchabfällen im Rahmen des sogenannten Urban Minings, bei dem Städte als Lagerstätten für Rohstoffe gelten, werde als besonders bedeutsam bewertet, teilte das Umweltministerium in Stuttgart auf einen Antrag der FDP hin mit.

Die Landesregierung unterstütze daher "alle Maßnahmen, die geeignet und nachhaltig sind, das Metallrecycling in diesem Bereich weiter auszubauen und durch geeignete Maßnahmen eine weiter verbesserte Sortenreinheit der Abfälle zu gewährleisten", hieß es. Das Metallrecycling spiele beim Urban Mining eine wegweisende Rolle, da Metalle in einem Kreislauf grundsätzlich ohne Qualitätsverlust immer wieder genutzt werden könnten.

"Um den Hochtechnologiestandort Baden-Württemberg ausreichend mit versorgungskritischen Metallen und Wertstoffen zu versorgen, ist eine langfristig angelegte Rohstoffpolitik von entscheidender Bedeutung", heißt es in den Ausführungen. Dabei sollten sowohl Technologien zum Recycling verbessert, aber zum Beispiel auch neue entwickelt werden.

Die Zahlen: In Abfallentsorgungsanlagen in Baden-Württemberg kommen nach Angaben des Ministeriums jährlich um die eine Million Tonnen Metallabfälle an, dabei sind aber manche Abfälle wie Gemische nicht erfasst. Dem Statistischen Landesamt zufolge haben im Jahr 2019 im Südwesten 42 zertifizierte "Erstbehandlungsanlagen" Elektro- und Elektronik-Altgeräte zur Behandlung angenommen. Diese prüfen, ob ein Altgerät oder einzelne Bauteile wiederverwendet werden können.

Die Relevanz: Der Altmetallhandel ist nach Angaben des Verbands Deutscher Metallhändler die wichtigste metallische Rohstoffquelle Europas. Rund die Hälfte des in Deutschland produzierten Kupfers beispielsweise werde aus Altmetall gewonnen. Bei anderen Nicht-Eisen-Metallen (NE-Metalle) sei die Quote ähnlich hoch.

Die Rechtslage: Politisch gewollt ist die Aufbereitung wertvoller Rohstoffe und entsprechend gesetzlich verankert. Aus Sicht der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen (BDSV) ist das Recyceln inzwischen "ein technisch hoch komplexer und strikten rechtlichen Richtlinien unterworfener Prozess" geworden, der regelmäßig den Auslastungsschwerpunkt eines Recyclingbetriebes darstellt.

Der Wandel: Die Branche hat sich laut BDSV in den vergangenen Jahren erheblich verändert. Die Aufbereitung von schon einmal genutzten Rohstoffen stehe heute im Vordergrund. "Damit dient die Branche in grundlegender Weise dem Schutz der Umwelt. Es wird nicht nur wertvolle Energie, sondern auch Deponieraum gespart."

Die Preise: Stahlschrott wird in verschiedene Sorten unterteilt. Dabei geht es unter anderem um die Dicke der Stahlteile oder um den Anteil an Weißblech, wie er bei Konservendosen genutzt wird. Abhängig von diesen Sorten und mit monatlichen, teils größeren Schwankungen kostete die Tonne zuletzt im Schnitt meist um die 300 Euro.

Die Zukunft: Die Landesregierung will mit Pilotprojekten und Forschung Akzente setzen. "Dazu besteht eine Vielzahl von Aktivitäten und Initiativen des Landes im Bereich des Urban Mining", hieß es vonseiten des Ministeriums. Ein paar Beispiele:

In der Demontagefabrik "DeMoBat" sollen robotergestützt Batterien und Antriebe von E-Autos demontiert werden. Mit dem Forschungsprojekt sollen durch umweltschonende Verfahren Elemente wie Kobalt, Nickel und Graphit industriell und automatisiert wiedergewonnen werden. Durch möglichst viel Demontage sollen die Metalle der einzelnen Bestandteile eine hohe Reinheit erhalten, erklärte ein Sprecher des Umweltministeriums. Ziel seien vereinfachte technische Schritte und eine bessere Qualität der zurückgewonnen Stoffe.

Ein sogenannter Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien hat am Beispiel von Kupfer und dem Seltene-Erden-Metall Europium unterschiedliche Aspekte von Bergbau, Verhüttung und Recycling im Kontext der Rohstoffstrategien führender Wirtschaftsnationen untersucht. Aus den Erkenntnissen sollen konkrete Vorgehensweisen und passende Instrumente abgeleitet werden.

Baden-Württemberg will zudem eine Studie erstellen lassen, um einen Überblick über Akteure und potenzielle Rohstoffquellen im Südwesten für Biomining, also biologische Metallgewinnung, zu bekommen. Dabei geht es darum, über biologischer Prozesse - etwa mit Hilfe von Bakterien - anorganische Rohstoffe zu gewinnen. So könnten sowohl Lagerstätten mit gering konzentrierten natürlichen Rohstoffvorkommen erschlossen werden als auch Rohstoffe nutzbar gemacht werden, die in Abfällen wie Schlacken aus der industriellen Metallfertigung oder Elektroschrott gebunden sind, heißt es dazu beim Umweltministerium.

"Auch eine Rückgewinnung von Stickstoff- oder Phosphorverbindungen, wichtigen Pflanzennährstoffen, ist damit möglich."

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dpa