„Wichtigste Erkenntnis der Studie ist: Für den Maschinenbau birgt der Transformationsprozess der Mobilität Chancen auf zusätzliche Wertschöpfung“, erklärt VDMA-Präsident Carl Martin Welcker in einer Presserklärung.
Mehr als 40 Parameter aus unterschiedlichen Dimensionen fließen in den ZEV-Index ein: Regulierung, Technologieverfügbarkeit, Ladeinfrastrukturausbau, Verhalten der Industrie, wirtschaftliche Aspekte sowie Akzeptanz der Elektromobilität.
Kein Grund zur Panik
„Alarmismus ist völlig fehl am Platze. Für uns in der Maschinenbauindustrie kann der ‚Antrieb im Wandel‘ ein Wachstumsgeschäft sein. Noch bleibt den Unternehmen Zeit, um die Transformation erfolgreich zu gestalten, um Geschäftsmodelle und Technologien anzupassen“, unterstrich Welcker. „Gleichzeitig zeigt die Studie klar: Hybridisierung und Elektrifizierung werden sich am Markt durchsetzen. Spätestens jetzt sollte der Transformationsprozess in den betroffenen Unternehmen angegangen werden“.
Zur Betroffenheit des Maschinenbaus von der Transformation der Mobilität erklärte Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer: „Wir im Maschinenbau produzieren Mobilität. Zum einen als Ausrüster der Automobilindustrie mit Produktionsmitteln. Damit sind wir wettbewerbsentscheidender Technologielieferant. Zum anderen ist die Maschinenbauindustrie selbst Anwender modernster Antriebstechnologien mit ihren mobilen Arbeitsmaschinen. Der Bedarf an Orientierung ist deshalb hoch.“
Verbrenner-Absatz sinkt
Die FEV-Experten erwarten eine Verringerung des Absatzes von Verbrennungsmotoren (inklusive Hybridantriebe) im PKW-Bereich in den drei betrachteten Märkten Europa, USA und China.
Dieser soll bis zum Jahr 2030 um 10 Prozent im Vergleich zu 2016 sinken. Dennoch verbleibe für Komponentenhersteller und Maschinen- und Anlagenbauer hier weiterhin ein substanzielles Geschäft. Denn verbesserte Antriebstechnologien, wie Effizienzmaßnahmen im Verbrennungsmotor und Getriebe, würden auch die Anforderungen an die Fertigungstechnik erhöhen.
Zugleich rechnen die Studienautoren in diesen drei Märkten mit einem Anteil von 22 Prozent an rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen.
Die Auswirkungen der Elektrifizierung auf die einzelnen Fertigungsprozesse, welche bei konventionellen Antrieben dominieren, seien erheblich. So reduziere sich deren Wertschöpfung beim batterieelektrischen Antrieb im Durchschnitt um 64 Prozent (ohne Batteriezellproduktion). Im Gegensatz dazu steige beim (Plug-in-) Hybridantrieb die Wertschöpfung um 24 Prozent – hier wird neben einem Verbrennungsmotor auch ein elektrischer Antrieb verbaut.
Entscheidend ist, was unter dem Strich rauskommt: Hier führt die Studie den Nachweis, dass sich die Kombination aus Hybridantrieben, einer höheren Komplexität beim Verbrennungsmotor sowie steigenden Absatzzahlen von Fahrzeugen – vor allem in China – insgesamt positiv auf die Wertschöpfung auswirke.
Die jährliche Wachstumsrate der Wertschöpfung bei PKW-Antrieben belaufe sich bis 2030 demnach auf 1,7 Prozent, kombiniert für die drei Märkte Europa, USA und China und dies sogar ohne Berücksichtigung der Batteriezellproduktion. Die Batteriezellproduktion biete zusätzlich ein Wertschöpfungspotenzial für den Maschinen- und Anlagenbau.
Veränderung bei Nutzfahrzeugen und mobilen Maschinen
Vor allem bei leichten Nutzfahrzeugen, wie beispielsweise Lieferwagen für Paketdienste in Städten, werde die Elektrifizierung am stärksten vorangetrieben. Auch bei Nutzfahrzeugen würden sich Chancen auf zusätzliche Wertschöpfung, wenn auch in kleinerem Ausmaß als im PKW-Segment bieten. Insgesamt seien die Auswirkungen auf Komponentenhersteller und den Maschinen- und Anlagenbau hier sehr unterschiedlich – Anwendungen, Märkte und Antriebstypen bestimmen den Grad der Betroffenheit. Bei den mobilen Maschinen wird demgegenüber ein niedrigerer Elektrifizierungsgrad erwartet.
Veränderung der Märkte mit unterschiedlicher Geschwindigkeit
Für Europa sagt der Index bereits für das Jahr 2024 eine gleichwertige Attraktivität von Verbrennern und Elektrofahrzeugen voraus. Ausschlaggebend seien ein breites Modellangebot, praxistaugliche Reichweiten sowie der Ausbau der Ladeinfrastruktur. China erreiche dieses Niveau bereits 2 bis 3 Jahre früher als Europa. Grund hierfür seien strenge regulatorische Rahmenbedingungen. Für die USA wird die gleichwertige Attraktivität erst im Jahr 2028 erwartet.