Zwei BMW-Mitarbeiter kontrollieren eine Rohkarosserie eines BMW M3.

Der Autobauer BMW darf aufatmen. Das Unternehmen befindet sich wieder in der Gewinnzone. - (Bild: BMW)

Der Überschuss kletterte um gut 17 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern am Mittwoch (4.11.) in München mitteilte. Vor allem der gute Lauf in China bescherte BMW über das Beteiligungsergebnis den spürbaren Gewinnanstieg. Aber auch im sonstigen Autogeschäft lief es etwas besser als gedacht.

BMW hatte bereits mitgeteilt, dass sich die Belastungen aus dem Frühjahr bei der Entwicklung der Kassenlage im dritten Quartal teils umgekehrt hätten. Zudem verschärfte das Unternehmen seinen Sparkurs und gab weniger für Investitionen aus. "Wir steuern das Tagesgeschäft eng an der regionalen Entwicklung der Nachfrage und können jederzeit auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren", sagte BMW-Chef Oliver Zipse.

Beim operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern, in das die China-Gewinne aus Buchhaltungsgründen nicht einbezogen werden, schnitten die Weißblauen mit einem Rückgang um knapp 16 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro wie erwartet ab. Im zweiten Quartal hatte BMW hier operativ noch einen deutlichen Verlust eingefahren.

So schätzt JPMorgan die Lage bei BMW ein

Der Gesamtumsatz fiel um 1,4 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro. Die Aktie lag im frühen Handel nach einem starken Lauf in den vergangenen Tagen jedoch 3,5 Prozent im Minus. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von sehr starken Zahlen. Er rechnet damit, dass BMW das obere Ende der bestätigten Margenprognose in der Autosparte für das Gesamtjahr in Aussicht stellen könnte, bleibt aber vorsichtig wegen neuer Beschränkungen in der Corona-Krise.

Im dritten Quartal hat der Konzern 676.000 Autos verkauft, fast 9 Prozent mehr als im Vorjahr. In China lag die Nachfrage sogar um ein Drittel höher. In Deutschland befeuerten die Kaufprämien für Elektro- und Hybridautos die Nachfrage. In den USA dagegen lag sie weiter deutlich niedriger als vor einem Jahr.

Die wichtige Kernsparte mit dem Automobilbau verzeichnete zwischen Juli und Ende September eine operative Marge (Ebit) von 6,7 Prozent und damit 0,1 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Analysten hatten hingegen mit einem Rückgang gerechnet. BMW bestätigte die Prognose erneut wie vor einigen Wochen und peilt weiter im Gesamtjahr einen Wert zwischen 0 und 3 Prozent an. Nach neun Monaten liegt BMW nur knapp im Plus bei 0,3 Prozent.

BMW profitiert von Luxussegment

"Wir profitieren heute beispielsweise von der strategischen Fokussierung auf das obere Luxussegment, die wir 2016 getroffen haben", sagte Finanzchef Nicolas Peter. Damals hatte noch Ex-Chef Harald Krüger den Fokus auf besonders teure Autos gerichtet.

"In der Gesamtsicht 2020 geht die BMW Group weiterhin davon aus, dass in allen wesentlichen Märkten die Nachfrage aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus und der notwendigen Eindämmungsmaßnahmen erheblich beeinträchtigt sein wird", hieß es. Das Konzernergebnis vor Steuern wird nach wie vor deutlich - das heißt um mehr als 10 Prozent - unter dem Vorjahreswert von 7,1 Milliarden Euro erwartet.

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Die gute Entwicklung in China habe über die Beteiligung am dortigen Gemeinschaftsunternehmen zum Gewinnanstieg beigetragen, hieß es von BMW. Der Konzern rechnet den chinesischen Gewinn erst im Finanzergebnis hinzu, was die Vergleichbarkeit etwa mit dem Rivalen Mercedes-Benz aus dem Daimler-Konzern erschwert.

Auch die restliche Autoindustrie hatte im dritten Quartal deutliche Erholungszeichen von dem weitreichenden Produktions- und Verkaufsstopp verzeichnet. Daimler hatte den Gewinn auch dank eines ebenfalls guten Laufs in China steigern können, Volkswagen als weltgrößter Autobauer und Marktführer in China kam ebenfalls wieder besser in Tritt.

Ungewiss sind allerdings mit dem jüngsten Anstieg der Infektionszahlen in Amerika und Europa die weiteren Aussichten. Auch die ungewisse Planung lastet auf den Unternehmen der Branche.

BMW-Chef: Ab 2025 reine Batterieelektroplattform

BMW will angesichts härterer CO2-Emissionsvorgaben und steigender Nachfrage ab Mitte des Jahrzehnts eine rein batterielektrische technische Plattform für seine Autos nutzen. "Unser neues Werk in Ungarn spielt hier eine Schlüsselrolle", sagte BMW-Chef Oliver Zipse am Mittwoch in München laut Redetext. "Dort läuft ab Mitte dieses Jahrzehnts die neue BEV-zentrierte Architektur an." BEV steht für rein batterieelektrische Fahrzeuge.

Bisher hatte BMW auf die kostspielige Entwicklung einer eigenen rein elektrischen technischen Plattform für seine Autos verzichtet und baut sowohl Batterieautos als auch Plugin-Hybride auf denselben Montagelinien wie Verbrenner.

Damit sparte sich BMW bisher Kosten für die Entwicklung einer solchen Plattform, wie sie Volkswagen etwa mit dem MEB (Modularer Elektrobaukasten) auf die Beine gestellt hat. Autos mit einer rein elektrischen Architektur gelten aber als besser auf die Elektroantriebe abgestimmt, was etwa bessere Reichweiten erlauben soll - und in größeren Mengen dürften sie dank weniger Umrüstungen auch effizienter in der Produktion sein. Auch Rivale Mercedes hatte eigene Elektroplattformen angekündigt für die Kompakt- und die Oberklasse. Volkswagen hat für die Premiummarken Porsche und Audi ebenfalls noch eine eigene Elektroplattform, PPE genannt.

"Wir rechnen damit, dass ab 2025 die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen weiter deutlich ansteigen wird", sagte Zipse. Dann zünde BMW die nächste Stufe des Schwenks auf Elektroautos und Vernetzung. "In zehn Jahren wollen wir mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge der BMW Group auf der Straße haben - davon zwei Drittel vollelektrisch", sagte der Manager. Bis 2030 verschärfen sich die Vorgaben der EU in Sachen CO2-Emissionen weiter, Autobauer setzen vor allem auf elektrische Antriebe, um diese zu senken.

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dpa