von Dr. Thomas Kiefer
Shanghai/Hof (kk). CSR übernahm 55 % der Aktien des Bohrtechnikspezialisten E+M, berichten chinesische Medien. Der chinesische Bahntechnikspezialist ist an der Börse von Hongkong und Shanghai gelistet. In China betreibt CSR 35 Produktionswerke und vier Forschungszentren.
Auf der vergangenen InnoTrans in Berlin gehörte der Messestand von CSR zu den Attraktionen. Das chinesische Unternehmen zeigte Hochgeschwindigkeitszüge. Mit über 7 000 km Streckenlänge verfügt das Reich der Mitte mit Abstand über das größte Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt. „Wir präsentieren uns zum ersten Mal in dieser Größe in Europa. Natürlich möchten wir unsere Produkte auch in Europa verkaufen. Erste Schritte dazu haben wir bereits realisiert“, erklärte eine Sprecherin von CSR auf der Innotrans. Dabei kam China zunächst mit Komponenten und einfacher Technologie in die ausländischen Märkte. Jetzt kommen von dort neben Hochgeschwindigkeitszügen auch technische Weiterentwicklungen auf den Weltmarkt. Siemens bestellte bereits Teile für seine Hochgeschwindigkeitszüge aus China. CNR soll Aluminium-Bauteile für das Dach, die Fußböden und Wände der Waggons liefern. Der Auftrag beläuft sich auf 91 Mio Yuan (rund 12 Mio US-Dollar). „Zum ersten Mal wird China CNR Schlüsselkomponenten für Hochgeschwindigkeitszüge nach Europa liefern“, sagte ein Manager von CSR. CSR fertigt auch U-Bahnzüge, unter anderem für die Metros in Shanghai und Peking. U-Bahnzüge gehen auch in den Export oder werden von CSR in Auslandswerken gefertigt, zum Beispiel in der Türkei. „Wenn wir in Europa größere Geschäfte machen möchten, müssen wir hier gute Partner haben, müssen wir hier gegebenenfalls auch produzieren“, sagte die Sprecherin von CSR.
Mit dem Einstieg bei E+M dürfte CSR auch versuchen, neue Geschäftsfelder zu erschließen. So kann CSR dank E+M nun zum Beispiel auch die notwendige Technik für den U-Bahntunnelbau zur Verfügung stellen. Denn: Das Unternehmen E+M, gegründet in Hof/Bayern, ist seit mehr als 90 Jahren ein Spezialist für Bohrungen und Brunnenbau. Mit mehr als 130 Mitarbeitern zählt es im Bereich der Wassererschließung zu einem der führenden Anbieter in Deutschland. Die Beteiligung an E+H läuft dem Vernehmen nach über das Berliner Unternehmen Boramtech, das weltweit mit Bohrgeräten und Baumaschinen handelt und enge Geschäftsbeziehungen mit China unterhält. Am Sitz von Boramtech in Berlin entsteht gerade auch ein Business Center China. „Wir bauen hier ein Gästehaus und Büros für chinesische Unternehmen aus, weitere Übernahmen stehen an“ sagte Boramtech-Gründer und Geschäftsführer Werner Scharwächter. „Die Perspektiven für das übernommene Unternehmen sind sehr gut. Dieses hat die Fachkräfte und China den Markt. In Deutschland soll nach der Übernahme noch mehr für China produziert werden.“ Von E+M selber war keine Stellungnahme zu erhalten. Der neue Geschäftsführer Qian Weimin ist Chinese, ein Manager, der Deutsch spricht, in der westlichen und chinesischen Unternehmenskultur zu Hause ist. Die neue Unternehmenspitze möchte bis Jahresende die Grundlagen für eine optimale Kooperation schaffen.
aus Produktion Nr. 41, 2013