Auf einem Taschenrechner steht "Corona", dahinter liegen viele Euro-Scheine.

In den USA und Europa ist die Wirtschaftsstimmung aufgrund der Coronakrise eingebrochen. - (Bild: Adobe Stock/bluedesign)

Der Coronavirus hat große Auswirkungen auf die Wirtschaft in den USA und in Europa. Darauf deutet eine große Umfrage in Unternehmen hin, die als Richtschnur für die tatsächliche Wirtschaftsentwicklung gilt. In der Eurozone brach die Wirtschaftsstimmung ebenso dramatisch ein wie in Großbritannien und den USA.

Wie das Marktforschungsinstitut IHS Markit am Dienstag in London mitteilte, sackte der von ihm erhobene Einkaufsmanagerindex für die Eurozone von Februar auf März um 20,2 Punkte ab auf 31,4 Zähler. In Großbritannien, das nicht der Eurozone und nicht mehr der Europäischen Union angehört, fiel der Indikator ähnlich stark.

Es wurden jeweils historische Tiefstände erreicht. Selbst die bisherigen Rekordtiefs aus den Zeiten der Finanzkrise wurden klar unterboten. In den USA fiel der Indikator auf den tiefsten Stand seit Erhebungsbeginn im Jahr 2009. Besonders stark trübte sich die Stimmung jeweils unter den Dienstleistern ein.

Coronavirus: Dienstleisterstimmung ist auf Rekordtief

"Die Eurozone verzeichnete im März einen beispiellosen Kollaps der Wirtschaftsaktivitäten, ausgelöst durch die Verschärfung der Corona-Pandemie", erklärte Markit. Nach einer Wachstumsbeschleunigung seit Jahresbeginn sei die Aktivität infolge der zunehmend verschärften Maßnahmen zur Eindämmung des Virus auf breiter Front eingebrochen.

"Am stärksten traf es den Servicesektor, vor allem in den konsumnahen Branchen wie der Reise- und Tourismusbranche sowie im Gaststättengewerbe", erklärte Markit. Demgegenüber sei die Industrieproduktion weniger drastisch reduziert worden. Allerdings fiel der entsprechende Indikator ebenfalls stark.

In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der Eurozone, brach die Dienstleisterstimmung auf ein Rekordtief ein. Der Indikator für die Industrie schlug sich dagegen besser, gab aber ebenfalls stark nach. Experte Phil Smith von Markit relativierte das Resultat, die Lage sei weitaus dramatischer, als es der Indikator andeute.

In Frankreich, der zweitgrößten Volkswirtschaft des Euroraums, fiel die Wirtschaftsstimmung insgesamt auf ein Rekordtief. Auch dort trübte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor wesentlich stärker ein als in der Industrie. Die Dienstleisterstimmung sank auf den niedrigsten Stand seit Erhebungsstart vor etwa 22 Jahren.

So stark sinkt die Wirtschaft

"In der gesamten Eurozone brach die Wirtschaftsleistung im März in einem Ausmaß ein, das noch weitaus größer war als während des Höhepunkts der globalen Finanzkrise", kommentierte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Die März-Ergebnisse signalisierten eine wirtschaftliche Schrumpfung um etwa zwei Prozent auf Quartalsbasis. Die Talfahrt könne sich jedoch beschleunigen, sollten noch drakonischere Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus erlassen werden", sagte Williamson.

Für Großbritannien geht Chefökonom Williamson von einer wirtschaftlichen Schrumpfung auf Quartalsbasis um 1,5 bis 2,0 Prozent aus. "Allerdings wird dieser Rückgang wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs sein und in den Schatten gestellt von dem, was wir im zweiten Quartal sehen werden, wenn weitere Eindämmungsmaßnahmen ihren Tribut fordern und der Abschwung eskaliert", warnte der Volkswirt.

Coronavirus: Industrie-Indikator ist recht gut

In den USA stellte sich das Bild ähnlich wie auf der anderen Seite des Atlantiks dar: Während sich der Industrie-Indikator recht gut schlug, trübte sich die Stimmung im Dienstleistungssektor stark ein. Fachleute erklärten die relative Stärke der Industrie auch mit einem Fehlsignal der Indikatoren: Normalerweise sind längere Lieferzeiten ein Zeichen für eine starke Nachfrage und werden in der Erhebung als positiv gewertet. Jetzt aber resultieren die langen Lieferzeiten aus Unterbrechungen in den Lieferketten als Folge der Virus-Krise. Dies stütze die Industrie-Indikatoren, obwohl es sich um eine nachteilige Entwicklung handele, wird argumentiert.

Die Indikatoren von Markit gelten als gute Richtschnur für das tatsächliche Wirtschaftswachstum. Die Entscheider in den Unternehmen werden nicht nach ihrer Stimmung, sondern nach Veränderungen in konkreten Bereichen gefragt, beispielsweise der Produktion. Werte unter 50 Punkten deuten auf wirtschaftliche Schrumpfung hin.

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dpa