Laut dieser Studie waren 2019 156.621 Menschen mit Handicap arbeitslos, während es laut Inklusionsbarometer im Jahr 2018 noch 162.373 waren. Auch die Arbeitslosenquote der Schwerbehinderten ist gesunken, von 11,7 auf 11,2 Prozent. Ein erfreulicher Trend, der sich hoffentlich in Zukunft so fortsetzen wird – zumindest relativ gesehen. Mittelfristig werden die absoluten Zahlen, aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie, wahrscheinlich zunächst wieder steigen. Der positive Trend dürfte sich aber fortsetzen, sobald diese Krise überwunden ist. Die Jobsuche an sich fällt bei Menschen mit Behinderungen in der Regel deutlich länger aus als bei Arbeitssuchenden ohne Handicap: Sie dauert durchschnittlich 359 Tage und damit 100 Tage länger. Bekanntlich müssen in Unternehmen ab einer Größe von 20 Mitarbeitern mindestens fünf Prozent der Stellen mit behinderten Arbeitnehmern besetzt werden. Dem kommen aber nur 39,6 Prozent der Arbeitgeber nach, die anderen bezahlen stattdessen eine Ausgleichsabgabe. Gerade für die Industrie lohnt es sich aber aus zahlreichen Gründen, auf Inklusion zu setzen.
Darum ist Inklusion in der Industrie eine Win-win-Situation
In der Industrie ist der Fachkräftemangel längst Realität, was auch der "Arbeitsmarktreport 2019" des Deutschen Industrie- und Handelskammertags unterstreicht. 53 Prozent der befragten Industrieunternehmen sagten, dass sie Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen. Menschen mit Behinderung stellen dabei einen Pool an Talenten dar, der häufig noch übersehen wird. Dabei sprechen zahlreiche Argumente für sie: So ist dem Bericht "Situation schwerbehinderter Menschen" (2019) zu entnehmen, dass im Jahresdurchschnitt 2018 ganze 58 Prozent der schwerbehinderten Arbeitslosen einen Berufs- oder Hochschlussabschluss besaßen. Mit 47 Prozent waren es bei den nicht-schwerbehinderten Arbeitslosen elf Prozent weniger. Neben der häufig hohen Qualifikation zeichnen sich Arbeitnehmer mit Behinderung durch eine positive Einstellung aus. Die Möglichkeit zur Teilhabe an der Arbeitswelt spornt sie häufig zusätzlich an, was sich in starkem Leistungswillen und einer hohen Motivation äußert.
Daneben gibt es zahlreiche staatliche Maßnahmen, welche die Inklusion in der Industrie mit Fördergeldern unterstützen. Vor allem an Personen, die zuvor Schwierigkeiten hatten, eine Anstellung zu finden, richtet sich der Eingliederungszuschuss für behinderte und schwerbehinderte Menschen. Bis zu 60 Monate lang können bis zu 70 Prozent des Gehalts übernommen werden. Bei schwerbehinderten Menschen, die besonders betroffen und älter als 55 Jahre sind, ist auch eine Förderdauer von bis zu 96 Monaten möglich. Zusätzlich bietet ein entsprechendes Engagement Möglichkeiten zur Unternehmenspositionierung. Gesellschaftspolitische Haltung und Verantwortung werden in der heutigen Zeit schließlich immer wichtiger.
Mit barrierefreien Industriearbeitsplätzen Chancen für die Inklusion eröffnen
Der Einsatz von barrierefreien Arbeitsplätzen (mehr dazu im kostenfreien Whitepaper) in der Montage ist ein praktisches Beispiel dafür, wie Inklusion in der Industrie gelingen kann. Zunächst zu den Hintergründen: Jemand, der im Rollstuhl sitzt oder eine Geh- oder Stehbehinderung hat, besitzt einen eingeschränkten Greifraum. Ab der Distanz von einer Armlänge sind das Strecken, Vorbeugen und Greifen von Gegenständen dann nicht mehr möglich. Generell fällt es diesen Personen schwer, über größere Distanzen hinweg zu greifen, weil dabei der eigene Rumpf mitbewegt werden muss. Gerade bei Arbeiten in der manuellen Montage sind jedoch solche Bewegungen unvermeidlich. Da hierbei Schultern und Rücken stark belastet würden, wäre das Risiko von Erkrankungen der Muskeln oder des Skeletts sehr hoch.
Durch einen barrierefreien Arbeitsplatz mit individuell verstellbarer Materialausrichtung wird dies verhindert. Schwenkarme beispielsweise ermöglichen es, Material unmittelbar in der Einhandzone zu platzieren: In dieser Zone befindet sich Arbeitsmaterial, das oft benötigt wird. Direkt vor dem Mitarbeiter hingegen liegt die Beidhandzone, in welchem der eigentliche Montageprozess stattfindet. Ein- und Beidhandzone sind bei jedem Menschen verschieden, sodass gerade Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben müssen, den Arbeitsplatz flexibel an ihre Bedürfnisse anpassen zu können.
Auch auf die individuelle Körpergröße gilt es Rücksicht zu nehmen. Daher zählen höhenverstellbare Arbeitstische ebenfalls zur Grundausstattung einer Arbeitsumgebung, die zur Inklusion in der Industrie beitragen möchte. Barrierefreie Arbeitsplätze können gefördert werden und sind zudem eine Investition in die Zukunft der Mitarbeiter: Ein flexibles Arbeitsplatzsystem leistet einen signifikanten Beitrag zur Gesunderhaltung der Mitarbeiter. In Folge sinken die Krankenstände in sämtlichen Altersstufen.