Mit der Reformpolitik Chinas stieg der Rüstungsriese Aviaton Industry Corp. (AVIC) verstärkt in den Bau ziviler Flugzeuge auf, versucht jedoch auch mit Rüstungsgütern und ziviler Technik eine Exportoffensive. Der Konzern hat über 100 Niederlassungen und 27 Tochtergesellschaften.
Dazu gehören etwa 30 börsennotierte Konzerne wie der Zementwerkebauer KHD Humboldt Wedag International AG, Köln, und der österreichische Flugzeug-Komponentenhersteller FACC AG, Ried. Mit den großen Konzernen der Luftfahrtindustrie bestehen bedeutende Joint-Ventures, beispielsweise ein Montagebetrieb für den Airbus 320 in Tianjin. Zulieferungen kommen von Töchtern wie der Avic Chengfei Commercial Aircraft Co. aus Chengdu, die bereits über 3 000 Kabinentüren zulieferte.
Weltweit wird eingekauft
Die AVIC International Holding Corporation ist weltweit auf Einkaufstour und übernahm 2013 den deutschen Flugmotorenhersteller Thielert, der jetzt unter Technify Motors firmiert. 2015 erwarb Xinfei France, eine Tochtergesellschaft von AVIC, 100 % der Anteile am französischen Kühlfahrzeughersteller Lamberet. 2016 übernahm AVIC den britischen Kabinenausstatter AIM Altitude. Auch mit Boeing unterhalten die chinesischen Flugzeugbauer Kooperationen. Doch wird dem Flugzeugbauer von westlichen Staaten auch vorgeworfen, Technologie ausspioniert zu haben.
30.000 Patente - Tendenz steigend
Große Anstrengungen unternimmt AVIC bei eigenen Entwicklungen und in der Forschung. Der Konzern hält 30.000 Patente und die Zahl der Patentanmeldungen nimmt pro Jahr um 20 bis 30 Prozent zu. Doch mit einem geplanten eigenen Businessjet konnten die Chinesen noch keinen Durchbruch erzielen.
Ausländische Flugzeugbauer hielten sich mit Kooperationen zurück, damit keine neue Konkurrenz entsteht. Jetzt gab der Konzern bekannt, dass bis 2020 erste Businessjets von AVIC gebaut werden. AVIC ist auch an der Aero Engine Corporation of China beteiligt, die die Abhängigkeit von westlichen Triebwerksherstellern reduzieren soll.
Größter Exportauftrag der chinesischen Rüstungsindustrie
AVIC möchte insbesondere auch seine Exporte stark ausbauen. Mit seinem Aufklärungsflugzeug Wing Loong II habe AVIC den größten Exportauftrag der chinesischen Rüstungsindustrie errungen, erklärte Chefdesigner Li Yidong. Das Vorgängermodell wurde bereits nach Kasachstan, Saudi Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate exportiert. AVIC-Chef Tan Ruisong sagte, dass seine Firma Geschäfte in 80 Ländern und Territorien mache und im Ausland jährlich über 11,8 Milliarden US-Dollar erwirtschafte.
Im Februar fand in China der Jungfernflug des größten Wasserflugzeugs der Welt statt. Qu Jingwen, der Geschäftsführer der AVIC-Tochter China Aviation Industry General Aircraft, erklärte, das AG600 werde eine wichtige Rolle bei der Kontrolle von Waldbränden, bei der Suche und Rettung im Meer, beim Transport von Personal und Lieferungen zu Inseln spielen. Auch mit anderen Produkten, die aus der Militärtechnik kommen, wie Minenräumroboter oder Drohnen, möchte AVIC im Ausland Exporterfolge erringen.
Roboter und Elektronik werden neue Geschäftsfelder
Zukunftstechnik wie Roboter oder Elektronik stehen im Fokus der Expansion. Im März verkündete die AVIC International Holdings den Kauf von Xiamen Tianma Microelectronics für etwa 1,5 Mrd US-Dollar, dem größten chinesischen Hersteller von Flachbildschirmen. AVIC möchte Xiamen Tianma zu einem Spezialisten für Virtual Reality und Displays für vernetzte Fahrzeuge ausbauen.
Marktzugang nach Europa wird vorbereitet
Auf Elektrofahrzeuge und Ladestationen ist AVIC Jonhon Clean Energy Vehicle Industry spezialisiert, einer der größten Zulieferer der boomenden chinesischen E-Mobilitäts-Industrie. Die AVIC-Tochter mit 5.000 Mitarbeitern ist ebenfalls auf Einkaufstour und übernahm Juice Technology aus der Schweiz, das auf Ladestationen spezialisiert ist. In China hat Jonhon Clean Energy Vehicle Industry bereits 800-V-Ladestationen im Einsatz, wie sie die deutsche Autoindustrie ab 2020 nutzen möchte. Der Marktzugang nach Europa wird offensichtlich jetzt schon vorbereitet.
Aviaton Industry Corp.
- Gründung: 1951 (Umbenennung 2008)
- Hauptsitz: Peking
- Produkte: Rüstungsgüter, Flugzeuge, Kraftfahrzeuge, Elektronik
- Mitarbeiter: 540.000
- Umsatz: 53,64 Milliarden US-Dollar (2016)
- Gewinn: 2,42 Milliarden US-Dollar (2016)
- Wichtige Tochtergesellschaften:
AVIC International Holding Corporation,
Commercial Aircraft Corporation of China (COMAC),
China Aviation Industry General Aircraft (CAIGA),
China Aviation Industry General Aircraft
Avicopter,
China National Aero-Technology Import & Export Corporation,
Harbin Aircraft Industry Group,
Shenyang Aircraft Corporation,
Xi‘an Aircraft Industrial Corporation,
Hongdu Aviation Industry Group,
Changhe Aircraft Industries Corporation,
Chengdu Aircraft Industry Group,
Guizhou Aircraft Industry Corporation,
AVIC Jonhon - President: Tan Ruisong