In der aktuellen Episode des Wochenendbiers kehren Stefan Weinzierl und Claus Claus aus der Sommerpause zurück. Sie besprechen die potenziellen Auswirkungen der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen auf den globalen Markt – insbesondere auf den deutschen Maschinenbau.
Ein zentrales Thema ist die mögliche Präsidentschaft von Kamala Harris und die Frage, ob sich dadurch wirtschaftspolitisch viel ändern würde. Stefan stellt heraus, dass Joe Biden den Rückzug von einer weiteren Präsidentschaftskandidatur angekündigt hat und Kamala Harris nun als demokratische Spitzenkandidatin in den Vordergrund tritt. Claus zeigt sich jedoch skeptisch, ob dies tatsächlich zu großen Veränderungen führen würde. „America First“ sei in der US-Politik ein fast universeller Grundsatz – sowohl bei Republikanern als auch bei Demokraten. Die Frage sei eher, in welchem Ton dies vorgetragen wird.
Wenn Trump die Wahl gewinne, so argumentiert Claus weiter, könnte dies zu größerer Unberechenbarkeit führen. Investoren würden in einem solchen Szenario eher zögern, größere Summen zu investieren, da Trumps Politik bekanntlich schwer kalkulierbar sei. Im Gegensatz dazu würde eine Präsidentin Kamala Harris geopolitische Stabilität bieten, was den Märkten eher zugutekommen könnte. „Das beruhigt die Märkte und auch die Investoren“, so Claus.
Auswirkungen auf den deutschen Maschinenbau
Besonders spannend sind die Auswirkungen auf den deutschen Maschinenbau, einem der stärksten Wirtschaftszweige der Bundesrepublik. Claus stellt fest, dass die USA zwar einen enormen Absatzmarkt bieten, doch es fehle ihnen an einer Maschinenbau-Industrie von vergleichbarer Qualität wie der deutschen. Außerdem seien die Zuliefererstrukturen in den USA nicht auf demselben Niveau wie in Deutschland. Dies bedeute, dass Unternehmen, die in den USA expandieren wollen, sich auch nach Kanada oder Mexiko orientieren müssten, um Produktionsketten wirtschaftlich sinnvoll zu gestalten.
Claus geht sogar so weit zu sagen, dass für einige Maschinenbauer der Druck steigen könnte, vor Ort in den USA Produktionsstätten aufzubauen. Diese strategischen Überlegungen erforderten eine intensive Kalkulation, denn die Alternative sei, weiterhin von Deutschland aus zu exportieren, was möglicherweise unter den gegebenen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kostengünstiger sei.
Vergleich mit China: Ein lehrreicher Blick zurück
Ein weiterer spannender Punkt in der Diskussion war der Vergleich zwischen den USA und China. Vor der Finanzkrise 2008/2009 waren die USA der wichtigste Absatzmarkt für die deutsche Industrie. Erst mit dem Wachstum Chinas, insbesondere in den Folgejahren, verschob sich der Fokus vieler Unternehmen gen Osten. Heute, so Claus, sei man jedoch wieder „im Normalzustand“, wo die USA erneut ein primärer Markt sind.
Die Rolle Chinas bleibt dennoch ein lehrreiches Beispiel. Ähnlich wie beim Markteintritt in China vor einigen Jahren, als der chinesische Markt anfangs von vielen deutschen Firmen unterschätzt wurde, könnten auch jetzt Unternehmen Gefahr laufen, die Potenziale des US-Marktes zu übersehen. Märkte haben eine gewisse Endlichkeit, und wenn ein Unternehmen zu spät kommt, könnte es Schwierigkeiten haben, seinen Platz zu finden.
Herausforderungen im US-Markt: Bildung und Mentalität
Doch nicht alles in den USA ist für deutsche Unternehmen rosig. Claus betont die Herausforderungen des amerikanischen Bildungssystems, das nicht dieselbe Qualität in der Fachkräfteausbildung bietet wie das duale System in Deutschland. Qualifizierte Arbeitskräfte zu finden, könnte sich als eine der größten Hürden für deutsche Maschinenbauer in den USA herausstellen.
Hinzu kommen kulturelle Unterschiede. Während deutsche Unternehmen in vielen Fällen sehr wertkonservativ seien, werde in den USA oft mehr Wert auf die Selbstinszenierung gelegt – etwas, das Claus als „faszinierend und gleichzeitig befremdlich“ beschreibt. Persönlichkeiten wie Trump oder andere politische Figuren würden mehr durch Show als durch tiefgehende inhaltliche Diskussionen auffallen.
Ein Blick in die Zukunft
Insgesamt bleibt die Frage offen, wie sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA nach der Wahl entwickeln werden. Eines ist jedoch klar: Für den deutschen Maschinenbau bleibt der US-Markt einer der wichtigsten – auch wenn er komplex und herausfordernd ist.
Claus und Stefan beenden ihre Diskussion mit einem wohlverdienten Schluck aus ihrem Bierglas und einem augenzwinkernden Hinweis auf Elon Musk, der vielleicht bald die Politik mitbestimmen könnte. „Vielleicht muss in Zukunft jeder Tesla-Fahrer automatisch Trump wählen“, scherzt Stefan. Ob das so kommt, bleibt abzuwarten – aber der Markt in den USA bleibt zweifelsohne spannend und lohnend für Unternehmen, die sich den Herausforderungen stellen.