Der Jobabbau beim Autobauer Ford in Köln geht weiter. Das Management wolle in den nächsten zwei bis zweieinhalb Jahren bis zu 3.200 Stellen abbauen, sagte die Vize-Betriebsratschefin der Ford-Werke, Katharina von Hebel, am Montag in der Domstadt. Das wäre die Maximalzahl für den "schlimmsten Fall".
Anfang des Jahres hatte Ford in der Domstadt noch 14.000 Mitarbeiter. Für die Beschäftigten sei die Lage "erschütternd", sagte die Betriebsrätin. "Die Kolleginnnen und Kollegen sind verängstigt und total verunsichert, wie es jetzt mit ihnen weitergeht." Den Griff zum Rotstift begründe das Management unter anderem mit einer Zentralisierung in den USA.
Ford ist im Umbruch, der lange auf Verbrennungsmotoren fokussierte US-Autokonzern brachte sich erst spät auf Elektrokurs. Dabei setzt die Firma auch künftig auf den Kölner Standort, der mit Milliardeninvestitionen für die Fertigung neuer Elektromodelle umgebaut werden soll. Im Werk in Saarlouis steht die Produktion hingegen vor dem Aus. Ford hat schon eine Umstrukturierung hinter sich, vor drei Jahren hatte die Firma noch knapp 18.000 Beschäftigte in der Stadt am Rhein.
Auch die Politik reagierte betroffen. Der Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion, Christian Joisten, sprach von einem "Schock für uns alle in Köln" und warnte vor einer "drohenden Deindustrialisierung unseres Landes und unserer Region". Eine neue Strategie sei nötig.
In zwei Versammlungen berichtete der Ford-Betriebsrat am Montag den Arbeitnehmern von den Firmenplänen und berief sich dabei auf interne Vorgaben des Managements für Europa, die am vergangenen Freitag in einer Ausschuss-Sitzung Thema gewesen seien. Die Firmenspitze äußerte sich nicht öffentlich dazu. Die Geschäftsleitung habe sich "mehr Zeit ausbedungen", sagte Arbeitnehmervertreterin von Hebel. "Sie braucht noch bis Mitte Februar, um Details der Belegschaft vorzustellen." Es sei nicht nachvollziehbar, "dass das Management nicht im Stande ist, der Belegschaft reinen Wein einzuschenken".
Nun habe der Betriebsrat die schlechte Nachricht überbringen müssen. Von den möglicherweise betroffenen Stellen seien bis zu 700 in der Verwaltung und bis zu 2.500 in der Produktentwicklung. "Wir haben erst vor einigen Jahren eine große Restrukturierungswelle hinter uns gebracht", sagte Betriebsrätin von Hebel kopfschüttelnd.
Auf die Frage nach der Begründung, die das Management für sein Vorhaben hinter verschlossen Türen nennt, verwies die Arbeitnehmervertreterin auf die Folgen von Lieferengpässen - etwa bei Halbleitern - und auf die wirtschaftliche Situation in Europa. Zudem gebe es "hausgemachte Faktoren wie eine neue Markenausrichtung und eine weitergehende Zentralisierung in den USA".
Eine Ford-Firmensprecherin sagte, man kommentiere "die aktuellen Spekulationen über eine mögliche Umstrukturierung bei Ford in Europa nicht". Der Autokonzern beschleunige derzeit seine Pläne für den Aufbau eines vollständig elektrisch betriebenen Fahrzeugportfolios in Europa. Ab 2030 will Ford in der EU nur noch Elektroautos verkaufen und keine Verbrenner-Pkw mehr. "Diese Transformation bringt erhebliche Veränderungen mit sich, wie wir Ford-Fahrzeuge entwickeln, bauen und verkaufen, und wird Auswirkungen auf unsere zukünftige Organisationsstruktur haben", so die Firmensprecherin. Einzelheiten gebe man bekannt, "sobald unsere Pläne final sind und wir unsere Belegschaft informiert haben".
Für Branchenkenner kommt das Vorhaben der US-Amerikaner nicht überraschend. Ford schrumpfe in Europa schon seit Jahrzehnten und komme in seinem Pkw-Geschäft einfach auf keinen grünen Zweig, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Sie sind im Pkw-Geschäft zu klein, um dem harten Wettbewerb der Großen in Europa entgegen treten zu können." Bei Transportern sei das anders, mit dem in der Türkei hergestellten Modell Transit verdiene der US-Konzern gutes Geld.
"Bei Pkw wird Ford hingegen immer kleiner - das ist eine Schrumpfung, die das Problem mangelnder Masse und fehlender Profitabilität noch verschärft." Nur der Zusammenschluss mit einem Auto-Branchenriesen könnte diese Misere beenden. "Aus eigener Kraft ist es schlecht vorstellbar, dass es Ford in Europa schafft."
Dudenhöffer schätzt, dass die US-Amerikaner ihren Kölner Standort nur noch in einer zweitrangigen Rolle sehen. Für die Zukunft des Autobauers in der Domstadt sieht der Professor schwarz. Mit Blick auf die nun bekanntgewordenen Pläne zu Stellenstreichungen sagt Dudenhöffer: "Das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange."