„Zwei Entwicklungen sind denkbar“, sagt Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essen. Einerseits könnte Opel als eigenständige Marke mit eigenständiger Technik weiterbestehen. Andererseits könnte PSA ausschließlich am historischen Kundenstamm von Opel-Vauxhall interessiert sein und würde den Rest als unerwünschten Beipack abwickeln. „Es scheint auf die zweite Alternative hinauszulaufen“, prophezeit Dudenhöffer.
Was Dudenhöffer zu seiner Prognose veranlasst: Neue Opel-Modelle sind im Grunde Zwillinge von bekannten PSA-Modellen. Für den PSA-Konzern rechne sich das, denn mit überschaubarem Entwicklungsaufwand lassen sich so höhere Verkaufsvolumen erzielen.
„Die nächsten Opels von PSA sind in der Pipeline. Der nächste Corsa kommt 2019 auf PSA-Plattform und als Zwillingsbruder des Peugeot 208. Kein Wunder, dass man stolz verkünden kann, dass beim nächsten Corsa 50 Prozent der Entwicklungskosten eingespart werden“, so der Autoexperte der Uni Duisburg-Essen.
Der Prozess, Opel zu 100 Prozent in den PSA-Konzern zu integrieren, läuft und werde im Jahr 2024 abgeschlossen sein. „Dann sind Opel-Modelle reine PSA-Zwillinge“, kommentiert Dudenhöffer.
Opel-Geschäftsführung wird französisch
Nicht nur die Autos werden französischer, sondern auch die Geschäftsführung. Die neue Personalchefin Anke Felder ist funktional eng an PSA’s Chef-Personaler Xavier Chéreau angebunden. Für die Produktion zeichnet Rémi Girardon verantwortlich, für die Finanzen Frédéric Brunet und für den Vertrieb Xavier Duchemin.
„Michael Lohscheller ist der letzte Vorstand aus der Zeit vor der Übernahme durch PSA im August 2017“, erklärt Experte Dudenhöffer. „Das Kalkül des PSA-Chef Carlos Tavares scheint zu lauten, Opel als PSA-Hülle aufzustellen.“ Sollten genügend Opel-Kunden das Spiel mitmachen und den „Peugeots aus Rüsselheim“ die Stange halten, hätte Tavares aus dem chronischen Verlustbringer Opel eine Cash Cow gemacht.
Opel schreibt wieder schwarze Zahlen
Zumindest derzeit scheint Tavares‘ Plan aufzugehen. Denn Opel ist wieder in der Gewinnzone.
Im ersten Halbjahr betrug das Betriebsergebnis der Sparte Opel-Vauxhall ohne Einmalbelastungen 502 Millionen Euro, wie das Unternehmen bekannt gab. PSA-Konzernchef Carlos Tavares lobte am Dienstag in Rueil-Malmaison bei Paris euphorisch Opel-Management und -Mitarbeiter: "Sie haben meine Wertschätzung. Es sind tolle Leute."
Die frühere General-Motors-Tochter Opel hat mit ihrer britischen Schwestermarke Vauxhall seit 1999 keinen Gewinn mehr für ein Gesamtjahr ausgewiesen. Zuletzt gab es im zweiten Quartal 2016 operativ schwarze Zahlen, die aber schnell wieder dahin schmolzen.
Finanzvorstand Jean-Baptiste de Chatillon sprach nun von einer Betriebsmarge bei Opel von 5 Prozent. Von dem im vergangenen November vereinbarten Sanierungsplan sei etwa die Hälfte des Weges geschafft. PSA machte keine exakten Angaben zu den Sanierungskosten bei Opel, sondern wies nur einen konzernweiten einmaligen Aufwand von 750 Millionen Euro aus, in dem die Opel-Zahlen enthalten sind.
Das Geschäft von Peugeot-Citroën in Deutschland läuft gut
Während Opel also umgebaut wird, können die Schwestermarken Peugeot und Citroën auf ein starkes erstes Halbjahr auf dem deutschen Automarkt zurückblicken. In den ersten sechs Monaten konnten Peugeot, Citroën und DS Automobiles bei Neuzulassungen sowie Marktanteil deutliche Steigerungen verzeichnen.
67.790 verkaufte Pkw sowie 12.067 leichte Nutzfahrzeuge der drei Marken bedeuten einen Marktanteil von 4,0 Prozent und einen Zuwachs von 6.295 Einheiten (plus 8,6 Prozent) gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit konnten Peugeot, Citroën und DS Automobiles deutlich stärker als der Gesamtmarkt zulegen.