China baut den Vorsprung in der Elektromobilität aus: Mit über 600.000 verkauften Elektroautos (plus 72 Prozent) wurde 2017 weltweit fast jedes zweite E-Auto im Reich der Mitte zugelassen. Global übersprangen die Neuzulassungen mit 1,2 Mio. Fahrzeugen erstmals die wichtige Millionengrenze. Die Nachfrage in Europa mit 306.000 Neuzulassungen (+39 Prozent) und den USA mit 200.000 neuen E-Autos (+27 Prozent) entwickelt sich hingegen langsamer.
Deutschland holt mit 58.000 neuen E-Autos auf – die Zahl der Zulassungen hat sich gegenüber 2016 verdoppelt. Damit ist Deutschland nach Norwegen nun der zweitgrößte Markt in Europa. Auch in der Produktion von Elektrofahrzeugen liegt China deutlich vorne mit 41 Prozent Weltmarktanteil. Es folgen Japan mit 19 Prozent und Deutschland mit 18 Prozent. Dies sind die zentralen Kennzahlen des aktuellen McKinsey Electric Vehicle Index (EVI), in dem die Unternehmensberatung regelmäßig die Entwicklung der E-Mobilität in den 15 wichtigsten Ländern misst.
Entwicklung der E-Mobilität mit großen regionalen Unterschieden
„Die Entwicklung verläuft im Moment regional sehr unterschiedlich – man kann nicht von einem weltweit einheitlichen E-Auto-Markt sprechen“, erläutert Nicolai Müller, Seniorpartner von McKinsey. „Viele Faktoren unterscheiden sich von Land zu Land – teilweise von Stadt zu Stadt: von der Höhe der Kaufprämien über weitere Vorteile wie freies Parken bis hin zur Ladeinfrastruktur und den Regeln für Autos mit Verbrennungsmotor.“
In allen großen Ländern dominieren bislang einheimische Unternehmen: In China stammen die fünf meistverkauften E-Autos allesamt von chinesischen Anbietern, in Deutschland stellen deutsche Marken vier der Top 5, ebenso wie die amerikanischen Hersteller in den USA.
Für China zeigt der EVI eine große Dynamik gleichermaßen bei Nachfrage und Anbietern. Im Land mit den meisten produzierten E-Autos und E-Komponenten wird auch die Nachfrage massiv gefördert: Durchschnittlich rund 40 Prozent des Kaufpreises eines E-Autos werden subventioniert; in Deutschland sind es knapp 20 Prozent.
Im Marktranking liegt China auf Platz 2 hinter Norwegen – auch wegen des weltweit einmaligen Angebots an knapp 100 verschiedenen E-Modellen, unter denen chinesische Kunden wählen können. Berater Müller: „Dazu gehören viele kleinere Fahrzeuge und Marken für die urbane Mobilität, die außerhalb Chinas praktisch unbekannt sind.“
In Europa ist jedes zweite E-Auto ein Plugin-Hybrid; ein deutlich höherer Anteil als in Asien. Europäische Kunden schätzen die Kombination aus Verbrenner und E-Motor.
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„Wir werden in den kommenden Jahren eine Modelloffensive sehen“, sagt Müller. Für 2018 und 2019 sind weltweit fast 250 neue E-Modelle angekündigt. Bis 2020 wird Deutschland dann mit rund 1,3 Millionen jährlich produzierten E-Fahrzeugen zu China aufschließen. Müller: „Die E-Automärkte werden sich weltweit weiter dynamisch entwickeln. Regionale Besonderheiten wie Kaufprämien, Infrastruktur und Regulierung werden die Märkte jedoch in Zukunft stärker auseinanderdriften lassen.“
McKinsey