Die Türkei will nach Angaben von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan im Jahr 2021 ein im Land produziertes Auto auf den Markt bringen. Das berichtet unter anderem das Nachrichtenportal "Spiegel Online". Der Prototyp werde spätestens 2019 fahren. Erdogan werde der erste Kunde des neuen Autos sein und dafür auch zahlen.
Der türkische Staatspräsident erklärte am Donnerstag in Ankara, dass für die Fertigung ein Zusammenschluss von fünf Firmen verantwortlich sei. Dazu zähle die Anadolu-Gruppe, das türkisch-katarische Unternehmen BMC, die Kiraca Holding, die Turkcell-Gruppe und die Zorlu Holding.
Darüber hinaus erklärte Erdogan, er glaube, dass die Türken das Auto bevorzugen, sobald es auf dem Markt sei. Bereits in den 1960er Jahren hatte das Land die Marke "Anadol" auf den Markt gebracht. Dabei handelte es sich um eine Kooperation mit Ford. Damals wurden die Autos in der Türkei entwickelt und auch gefertigt. Der Antrieb stammte von Ford. Insgesamt entstanden sieben verschiedene Anadol-Modelle, unter anderem auch ein Sportwagen, der Anadol STC 16. In den 1990ern Jahren wurde die Anadol-Produktion allerdings wieder eingestellt.
Kooperation mit Fiat in den 1970ern
Nicht nur Modelle der Marke Anadol liefen vom Band. Ab 1971 wurde in der Türkei in Kooperation mit Fiat der Tofas Murat gebaut. Dabei handelte es sich um eine leicht veränderte Variante des Fiat 124 - so wie später der Fiat 131 in unterschiedlichen Varianten und mit unterschiedlichen Namen in Lizenz gefertigt. Bis heute werden in den Tofas-Werken Fiat-Fahrzeuge hergestellt. Diese werden allerdings nicht mehr unter dem Namen Tofas verkauft.
Auch heute produzieren unterschiedliche internationale Hersteller in der Türkei, verkaufen ihre Produkte allerdings unter eigener Marke.Außer der geographisch günstigen Lage zwischen Europa und Asien, hat sich die Türkei nach Einschätzung von IHS Automotive einen Namen als Standort mit relativ niedrigen Löhnen bei gleichzeitig hohem Qualitätsstandard gemacht. So produzieren in dem Land unter anderem Toyota, Renault, Ford, Honda, Hyudnai sowie auch Fiat-Chrysler. Ein Großteil der Produktion geht in den Export.
Größter Hersteller ist Ford Otosan, ein Gemeinschaftsunternehmen der türkischen Koç-Holding mit Ford Motors, wie das Handelsblatt berichtet. Daneben betreibt Koç in einem Joint Venture mit Fiat das Automobilunternehmen Tofas. Drittgrößter Hersteller ist Renault in einem Joint Venture mit der türkischen Streitkräfteholding Oyak.
Analysten wenig begeistert
Analysten zeigten sich allerdings wenig begeistert von Erdogans Plänen. Es sei eine gute Absicht, ein türkisches Auto zu bauen, aber das Konsortium sei in diesem Bereich unerfahren, wird Cemal Demirtas vom Brokerhaus Ata Invest von dem Nachrichtenportal RP-Online zitiert. Der Wettbewerb in dem Sektor sei im In- wie im Ausland hart.
Prinzipiell klingt das Projekt jedoch zukunftsorientiert, könnte es sich bei dem Modell doch um ein Hybrid- oder Elektroauto handeln, wie türkische Nachrichtenportale berichten. So gehe es laut Erdogan nicht nur darum, ein türkisches Auto herzustellen, sondern zukunftsweisend zu projektieren und zu entwickeln.
Auch Ministerpräsident Yildirim nahm in einer Rede Bezug auf das Projekt. Dabei betonte er die Notwendigkeit eines Durchbruchs, um auch einen wirtschaftlichen Aufschwung anzustoßen. Yildirim zufolge werde der Staat sich nicht in die Produktion oder Entwicklung einmischen, jedoch die Infrastruktur schaffen und jede erdenkliche Unterstützung zusichern, die diese fünf Konzerne benötigen.