Ölraffinerie bei Sonnenaufgang

Nachhaltigkeit ist eines der wichtigsten Themen für viele Firmen. - (Bild: Phattana - stock.adobe.com)

Wer für die Zukunft seines Unternehmens plant, kommt an einem Thema nicht mehr vorbei: Nachhaltigkeit. Doch welche Bedeutung hat das Thema für die Unternehmen? Und welche Chancen bieten Nachhaltigkeitsmaßnahmen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die 20. Commerzbank-Mittelstandsstudie, deren Ergebnisse nun vorgestellt wurden. Auch die Industrie macht sich ihre Gedanken zu dem Thema. Aber dazu später mehr.

Nachhaltigkeit sei viel mehr als nur Klima- und Umweltschutz, erklärte Aleksa Moentmann auf einer Pressekonferenz. Es sei vielmehr ein Dreiklang aus Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung. Dafür sehen sich branchenübergreifend 79 Prozent gut gerüstet.

Insgesamt zwei Drittel der Unternehmen haben bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie oder arbeiten daran. Das sei schon sehr gut, aber angesichts der Brisanz des Themas zu wenig, sagte Commerzbank-Firmenvorstand Michael Kotzbauer. Er ist sich sicher: Nach der Pandemie werde das Thema Nachhaltigkeit weiter Fahrt aufnehmen.

Viele Chancen im Nachhaltigkeitsmanagement

Warum das bisher noch nicht bei allen Firmen geklappt hat, habe mehrere Gründe: Je größer das Unternehmen, desto öfter habe es auch eine Nachhaltigkeitsstrategie, erklärte Kotzbauer. In kleineren Unternehmen sei das Thema zwar oft auch Chefsache, jedoch fehle die Fachabteilung und die Fachkräfte, die sich genauer damit auseinandersetzen.

Ein weiterer Grund: Innovationen in Nachhaltigkeit lassen sich momentan nur schwer in Auftrag und Ertrag messen. Hier sei oft noch der erste Blick die strenge betriebswirtschaftliche Betrachtung, erklärt der Firmenvorstand. Was dabei außen vor gelassen wird: Kunden schauen immer mehr, wo sie einkaufen und wie das Unternehmen aufgestellt ist, so der Experte. 

Er sieht viele Chancen im Nachhaltigkeitsmanagement – zum Beispiel um dadurch neue Geschäftsfelder zu nutzen. Das machen bisher jedoch nur 15 Prozent. Es gebe dabei aber regionale und branchenspezifische Unterschiede, erklärte Kotzbauer. So seien zum Beispiel die bayerischen Unternehmen weit über dem Bundesdurchschnitt und auch die Handelsunternehmen machen einiges in dem Bereich.

Nachhaltigkeit: Die Industrie fühlt sich gut vorbereitet

Und wie sieht es mit der Industrie aus? PRODUKTION liegt exklusiv die Sonderauswertung für die Bereiche Maschinenbau, Metall und Elektro vor, an der sich über 200 Unternehmen beteiligt haben. Auch hier zeigt sich: Nachhaltigkeit ist ein Zukunftsthema. Aber trotz der hohen Relevanz hat nur knapp ein Drittel der Industrieunternehmen eine Strategie. Bei ebenso vielen ist aber eine in Planung.

Knapp 80 Prozent sehen sich für die Herausforderungen der nachhaltigen Unternehmensführung gut gerüstet. Genauso viele sind der Meinung, dass das Thema Nachhaltigkeit für die Zukunftsfähigkeit des Mittelstandes notwendig ist. Aber: Nicht einmal jedes fünfte Unternehmen hat schon neue Geschäftsfelder dazu aufgebaut. Für die Mehrheit ist Nachhaltigkeit derzeit primär ein Image- und Reputationsthema, wie auch die Grafik zeigt:

Die Grafik zeigt: Unternehmen wollen mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen vor allem ihre soziale Verantwortung stärken.
Unternehmen wollen mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen vor allem ihre soziale Verantwortung stärken. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: Commerzbank

Vor allem das Thema Abfallwirtschaft wird umgesetzt

Doch neben der Stärkung der sozialen Verantwortung, Imagepflege und Kundenbindung, bietet ein Nachhaltigkeitsengagement auch Chancen zur Optimierung der Prozess- und Kosteneffizienz, schreiben die Autoren der Commerzbank-Umfrage.  Das sehen auch 78 Prozent der befragten Unternehmen so. Auch interessant: Für rund 70 Prozent ist Nachhaltigkeit wichtig, um die Kundenbindung zu stärken und ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.

Und die Unternehmen setzen bereits einige Maßnahmen um, wie die folgende Grafik zeigt. Dazu gehören vor allem die Themen Abfallwirtschaft, Einsparen von Verbrauchsmaterialien wie Papier und die interne Optimierung von Arbeitsprozessen. Aber auch Mitarbeiterschulungen stehen bei über der Hälfte der Befragten auf der Agenda.

Die Grafik zeigt: Viele Unternehmen haben bereits Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt.
Viele Unternehmen haben bereits Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: Commerzbank

Die Hälfte der Unternehmen aus dem Maschinenbau sowie der Metall- und Elektroindustrie hat in den vergangenen zwei Jahren verstärkt in Nachhaltigkeitsmaßnahmen investiert. Dennoch gibt es weiter Hindernisse für solche Projekte. Dazu zählt – wie vom Commerzbank-Vorstand schon angesprochen – vor allem, dass Aufwand und Ertrag solcher Investitionen für die Unternehmen nicht einschätzbar sind.

Weitere negative Punkte sind die Förderprogramme, die für fast 60 Prozent zu unübersichtlich sind, und die Unsicherheiten über die weitere wirtschaftliche Unternehmensentwicklung.

Weitere Hindernisse sehen Sie in der Grafik:

Die Grafik zeigt: Bei nachhaltigen Projekten sind für die Unternehmen Aufwand und Ertrag oft nicht einschätzbar.
Bei nachhaltigen Projekten sind für die Unternehmen Aufwand und Ertrag oft nicht einschätzbar. - Grafik: Anja Ringel, Quelle: Commerzbank

Um Nachhaltigkeits-Themen voran zu bringen, helfen natürlich auch politische Maßnahmen. Die Erwartungen an die Politik haben sich dabei laut der Commerzbank-Experten in den vergangenen Monaten nicht geändert. Subventionen neuer Technologien, Planungssicherheit sowie Festlegung europaweiter Standards seien wichtig, um Nachhaltigkeit im Mittelstand voranzutreiben.

Eine Berichtspflicht auch für kleinere Unternehmen wollen dagegen nur 14 Prozent, wie die Grafik zeigt:

Vor allem Subventionen könnten den Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit helfen.
Vor allem Subventionen könnten den Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit helfen. - Grafik: Anja Ringel; Quelle: Commerzbank

Allgemein hätten die deutschen Unternehmen beste Chancen, den europäischen Green Deal für sich zu nutzen, bilanzierte Kotzbauer. Und auch Martin Dallmeier, Finanzvorstand bei DM, ist positiv gestimmt. Positive Beispiele aus der Wirtschaft werden andere Unternehmen inspirieren, erklärte er auf der Pressekonferenz.

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