Wegen des Brexits wird das Handelsvolumen zwischen Großbritannien und der EU nach Ansicht eines deutschen Experten weiter deutlich sinken. Beispielsweise sei Großbritannien das Eintrittstor für Mode, Textilien, Accessoires, Spielzeug von Asien nach Europa gewesen, sagte Andreas Glunz, Bereichsvorstand für International Business bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, der Deutschen Presse-Agentur. Das werde sich nun ändern. Großbritannien hatte den EU-Binnenmarkt und die Zollunion zum 1. Januar 2021 verlassen.
"Wir haben eine ganze Reihe von teilweise auch großen Kunden, die aufgrund der komplexen Regularien und aufwendigen Formalitäten auf die Verwendung des Freihandelsabkommens verzichten", sagte Glunz. "Sie nehmen die Verzollung in Kauf." Das führe letztlich zu höheren Preisen für die Verbraucher in Großbritannien.
Keine Handelshemmnisse - Realität weit davon entfernt
Vor allem mittelständische und kleinere Unternehmen waren nicht auf den Brexit vorbereitet. Als Grund sieht Glunz eine fatale Mischung aus "Prinzip Hoffnung, Ignoranz und Intransparenz in Bezug auf manche konkreten Auswirkungen, etwa Zollformalitäten". Es sei suggeriert worden, dass es doch noch eine Lösung für alles geben werde. Der britische Premierminister Boris Johnson hatte bei der Verkündung des Deals an Heiligabend behauptet, es werde keinerlei Handelshemmnisse geben. Doch die Realität ist davon weit entfernt.
Die vereinbarte Zollfreiheit gilt nur für Waren, die überwiegend in Großbritannien hergestellt wurden. Doch den Nachweis zu erbringen, ist nicht einfach. Zollexperten seien rar und die IT-Systeme vieler Unternehmen nicht entsprechend ausgestattet, sagte Glunz.
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Landbrücke nach Irland stagniert
Was auch nicht mehr funktioniere, sei die sogenannte Landbrücke nach Irland oder Nordirland, also dass Waren von der EU über Großbritannien auf die irische Insel geliefert werden, sagte Michael Schmidt, Präsident der britischen Handelskammer in Deutschland, der dpa. "Im Moment werden viele Logistikwege aufgesetzt, die von Frankreich oder von Belgien auf die irische Insel gehen."
Glunz sieht aber auch Chancen durch den Brexit. Falls London doch noch ein Handelsabkommen mit Washington schließen sollte, könnten deutsche Unternehmen vom Standort Großbritannien aus dann den US-Markt beliefern, ohne auf Zölle zu stoßen. "Wo es Schatten gibt, da gibt es auch Licht", sagte der Experte.
Der Warenaußenhandel zwischen Großbritannien und Deutschland war zwischen Januar und November 2020 vor allem wegen der Corona-Pandemie im Vorjahresvergleich um 16,7 Prozent auf 78,2 Milliarden Pfund (88,8 Mrd Euro) gesunken.