
Leere Geldbörsen: Die Unternehmensberatung PwC sieht eine riesige Finanzierungslücke bei der nötigen Transformation der deutschen Wirtschaft. (Bild: Superingo - stock.adobe.com)
Beim notwendigen Umbau der deutschen Wirtschaft klafft nach Einschätzung der Unternehmensberatung PwC eine „große Finanzierungslücke“. Für den Umbau seien zusätzliche Investitionen von jährlich 170 Milliarden Euro nötig, das entspricht gut vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ohne bessere Rahmenbedingungen für Wagniskapitalgeber und institutionelle Investoren sei dies kaum zu stemmen.
„Private Banken fallen aus regulatorischen Gründen in der Regel als Risikokapitalgeber aus“, sagte PwC-Strategieberater Philipp Wackerbeck in München. „Angesichts steigender Staatsschulden und limitierter Kapazitäten bei privaten Investoren stellt sich die Frage, wie die resultierende Investitions-Lücke gefüllt werden kann.“
Steigende Energiepreise, Inflation, steigende Zinsen, eine alternde Bevölkerung, weltpolitische Unsicherheiten und Protektionismus forderten das deutsche Geschäftsmodell heraus. Um die Position auf dem Weltmarkt zu verteidigen, müssten sich die Schlüsselindustrien Maschinenbau, Automobilbau und Chemie neu aufstellen, sagte Wackerbeck. Dazu gehörten der Umstieg auf klimaneutrale Energie und die Wasserstoffwirtschaft, Weiterbildung, Automatisierung, Digitalisierung, der Aufbau eines 5G-Netzes und die Verringerung der Abhängigkeit von einzelnen großen Rohstofflieferanten und Absatzmärkten wie China. Energieintensive Produktionen könnten nach Spanien oder in die Arabischen Emirate verlagert werden, wo es Solarenergie und niedrige Arbeitskosten gebe.
Gleichzeitig müsse der Staat die Rahmenbedingungen für zukunftsträchtige, innovationsstarke Branchen wie Pharma und IT verbessern, sagte Wackerbeck. Dazu gehörten Steuersenkungen, Bürokratieabbau und die Stärkung von Industrieclustern.
Wenn Deutschland das Geld aufbringt und es schafft, sein Geschäftsmodell und seine Schlüsselindustrien zu transformieren, könnte die Wirtschaftsleistung (BIP) laut PwC Strategy& bis 2035 jährlich um 1,7 Prozent wachsen statt wie derzeit erwartet um 1,4 Prozent. Das entspräche einer zusätzlichen Wirtschaftsleistung von gut 200 Milliarden Euro pro Jahr.
DPA
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