Hochschulabsolventen bei der Abschlussfeier

Experten fordern, die Anerkennung ausländischer Abschlüsse dringend zu verbessern. (Bild: Brian Jackson - stock.adobe.com)

Der in vielen Branchen immer größer werdende Fachkräftemangel macht nach Meinung von Experten mehr und besser gesteuerte Zuwanderung nötig. "Ein Hauptproblem ist die Anerkennung der beruflichen Abschlüsse", sagte Herbert Brücker vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. "Das ist die große Baustelle, an die wir ran und die wir völlig neu regeln müssen."

Auch jenseits der akuten Personalengpässe etwa an Flughäfen, in der Gastronomie oder bei verschiedenen Hilfstätigkeiten riskiere das Land viel, wenn gezielte Einwanderung für den Arbeitsmarkt nicht effizienter und strukturierter ablaufe. Sonst könnten die Sozialsysteme stärker als befürchtet in Schieflage geraten.

Der Chef des Bereichs Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung am IAB schätzt, dass die Bundesrepublik 400.000 bis 500.000 Zuzüge im Jahr bräuchte, um den Gesamtbedarf zu decken. "Davon sind wir sehr weit weg." Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz leiste in dieser Hinsicht nicht genug. Außerdem müssten mehr berufsbegleitende Sprachprogramme angeboten werden.

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(Bild: mi connect)

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Anerkennung von Abschlüssen: Was jetzt getan werden muss

Entscheidend seien zunächst aber effizientere Prozesse in der Anwerbung und Betreuung ausländischer Arbeitskräfte in Bewerbungsverfahren, sagte Brücker. Bei der Anerkennung von Abschlüssen trügen auch Kammern und Verbände große Verantwortung: "Ausbildungssysteme in anderen Ländern sind nicht unbedingt schlechter, sondern anders." Der IAB-Experte sprach sich dafür aus, vorliegende Jobangebote öfter als Qualifikationsnachweis zu werten, sofern gleichzeitig eine Mindestdauer von Studien- oder Ausbildungszeiten dokumentiert sei. "Der eigentliche Test läuft dann auf dem Arbeitsmarkt."

An einer Diskussion in Hannover nahm auch der Personalvorstand der Deutschen Post DHL, Thomas Ogilvie, teil. Er berichtete von "Absurditäten und Ineffizienzen" bei der Anwerbung - etwa wenn ein Bewerber ein konkretes Jobangebot habe, dann aber bei der Auslandsvertretung noch an einem Losverfahren für einen Visumstermin teilnehmen müsse. "Oder einem geduldeten Flüchtling muss ein Schnuppertag im Unternehmen ohne Arbeitsvertrag noch von der Ausländerbehörde genehmigt werden. Das sind Beispiele, wo sich die Katze in den Schwanz beißt."

Continental-Personalchefin: "Am Ende steht unser soziale Friede zur Disposition."

Die Bundesregierung plant nach der Sonderregelung für das Flughafenpersonal auch für die Hotellerie und Gastronomie einen vereinfachten Zuzug von Arbeitskräften. Sonderregeln ausschließlich für bestimmte Bereiche sieht Ogilvie eher kritisch: "Wenn so ein Angang von der Politik gemacht wird, ist das ja gut, aber das sollte sich nicht nur auf einzelne Branchen begrenzen." Grundsätzlich sei die Diagnose beim Fachkräftemangel klar: "Ohne Umsteuern werden wir in eine Situation laufen, wo Deutschland einen Wohlstandsverlust erleiden wird."

Die Personalchefin von Continental, Ariane Reinhart, meinte: "Am Ende steht unser soziale Friede zur Disposition." Nicht akzeptabel sei auch die Jugendarbeitslosigkeit. "Wir müssen das Thema Berufsausbildung stärken, vor allem bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund."

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dpa