Die Verdienste der Arbeitnehmer in Deutschland gehen regional weiter stark auseinander und bleiben im Osten klar unter dem Niveau im Westen. Am wenigsten bekamen Vollzeitbeschäftigte Ende vergangenen Jahres im Mittel mit 2.183 Euro brutto im Monat im Landkreis Görlitz in Sachsen. Das geht aus einer Auswertung neuer Daten der Bundesagentur für Arbeit durch die Linke-Bundestagsfraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bundesweit am besten verdient wurde demnach in Ingolstadt in Bayern mit 4.635 Euro.
Im Ländervergleich Spitze sind die mittleren Verdienste in Hamburg mit 3.619 Euro, wie die Statistik der Arbeitsagentur weiter ergab. Es folgen Baden-Württemberg mit 3.546 Euro und Hessen mit 3.494 Euro. Schlusslicht der Länder ist Mecklenburg-Vorpommern mit 2.391 Euro, knapp davor liegen Thüringen (2.459 Euro) und Sachsen (2.479 Euro).
Der bundesweite Schnitt der mittleren Entgelte lag zum Stichtag 31. Dezember 2017 bei 3.209 Euro und damit etwas höher als ein Jahr zuvor mit 3.133 Euro. Dabei verdienten Vollzeitbeschäftigte im Westen mit nun 3.339 Euro im Schnitt weiter spürbar besser als im Osten mit 2.600 Euro.
Die Linke-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann nannte es "beschämend", dass Ostdeutschland flächendeckend von niedrigen Löhnen gekennzeichnet sei. Aber auch im Westen gebe es abgehängte Regionen. "Wenn die Bundesregierung es ernst meint mit ihrem erklärten Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in allen Regionen zu unterstützen, darf es nicht bei Lippenbekenntnissen und Ankündigungen bleiben."
Nötig sei, Tarifverträge und Tarifbindung zu stärken. Der Mindestlohn sollte auf 12 Euro pro Stunde erhöht und Niedriglohnbeschäftigung in Form von Leiharbeit abgeschafft werden.
So wird die Statistik ermittelt
Wie hoch Verdienste regional sind, kann von vielen Faktoren abhängen - zum Beispiel, ob es in einer Stadt Unternehmen mit gut bezahlten Jobs gibt. Einfluss auf die Gehaltshöhe hat auch die Qualifikation von Arbeitnehmern. Über die Kaufkraft sagt die Verdiensthöhe allein noch nichts aus - dies hängt von den Lebenshaltungskosten etwa für Miete oder Lebensmittel ab, die sich regional ebenfalls unterscheiden.
Die jährliche Statistik bezieht sich auf eine speziell definierte Spanne der Einkommen - mit einer Begrenzung am oberen Rand, und zwar an der Grenze, bis zu der Beiträge zur Rentenversicherung erhoben werden dürfen. Dies soll auch vermeiden, dass extreme "Ausreißer" nach oben das Bild verzerren.
Aus dieser Einkommensspanne wird dann ein Mittelwert (Median) gebildet, der aber nicht dem arithmetischen Mittel entspricht. Die Daten beziehen sich jeweils auf den Stichtag 31. Dezember. Einbezogen werden auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Zulagen und Zuschläge. Auszubildende sind nicht dabei. Regional zugeordnet wird nach Arbeitsort, Berlin wird zum Osten gezählt.
mit Material von dpa