Es gibt sie wirklich: Diese Kollegen, die schon im Oktober den Urlaub des nächsten Jahres planen.
Sie kramen Kalender hervor. Mit Textmarkern streichen sie die Tage bunt an, an denen es über den Brenner gen Italien, per Flieger nach Mallorca oder einfach nur mit der Bimmelbahn zur Großtante nach Castrop-Rauxel gehen soll. 5.500 Mitarbeiter von RRPS, zu denen auch die Angestellten von MTU Friedrichshafen zählen, dürfen sich jetzt drei zusätzliche Tage im Kalender markieren.
Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer hat vor kurzem auf einer Betriebsversammlung erklärt, dass RRPS Extraurlaub für seine Mitarbeiter in diesem Jahr gewährt. Das berichtet die Zeitung Südkurier.
Die Sondererholung ist als Belohnung für die Mitarbeiter zu verstehen. Denn der Antriebsspezialist hat im vergangen Erfolge eingefahren und laut Bittelmeyer ein „geniales Ergebnis für 2017“ erreicht. Auch die Prognose für 2018 sei sehr gut. Und zwar so gut, dass laut Medienberichten in der Fertigung Fachkräfte fehlen, um die Produktion im benötigten Umfang hochzufahren. Ist es unter diesen Bedingungen so clever 5.500 Mitarbeitern mit je drei Tagen Sonderurlaub zu belohnen? Gibt es keine anderen Möglichkeiten?
Geld statt Urlaub
Mitarbeiter mit mehr Urlaub zu belohnen ist zumindest recht ungewöhnlich. Üblicher sind Erfolgsprämien. Besonders hervortun sich da die Autobauer.
Daimler beteiligte beispielsweise seine Mitarbeiter am Geschäftsjahr 2017 mit der höchsten Gewinnbeteiligung der Firmengeschichte. Vorstand und Betriebsrat haben beschlossen, den anspruchsberechtigten Mitarbeitern eine Erfolgsprämie von bis zu 5.700 Euro zu zahlen.
Da geht aber noch mehr: Porsche zahlte im vergangenen Jahr seinen Mitarbeitern für das Rekordjahr 2016 einen Bonus von 9.111 Euro. Innerhalb des VW-Konzerns, zu dem der Sportwagenbauer gehört, und in der Autobranche liegen die Porsche-Mitarbeiter damit ganz vorn.
Toppen kann das nur ein Unternehmen: Liqui Moly. Ernst Prost, Chef des Unternehmens, erklärte unlängst: „Und weil nicht nur ich, sondern die ganze Mannschaft, meine 835 Kolleginnen und Kollegen, hart gearbeitet, gut gewirtschaftet und deshalb einen herausragenden Mannschaftserfolg produziert haben, kommt jetzt die Zeit um – salopp formuliert – die ‚fette Beute‘ zu verteilen. Jeder meiner Mitunternehmer erhält – wie auch schon im letzten Jahr – eine sogenannte Siegesprämie, eine Sonderzahlung von 11.000 Euro brutto.“
Es gibt einige Beispiele für solche Mitarbeiterprämien. Gleichwohl ist RRPS nicht das einzige Unternehmen, das ein paar Extra-Tage für Sommer, Sonne, Strand gewährt. Ein japanisches Unternehmen sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen, weil sie ihren Angestellten sogar sechs zusätzliche Urlaubstage gönnt – das hat aber nur bedingt mit dem Erfolg der Firma zu tun.
Wo es noch mehr Extraurlaub gibt
Welcher Nichtraucher hat sich nicht schon einmal geärgert, dass die rauchenden Kollegen sich für ihre Sucht täglich das ein oder andere Päuschen genehmigen. Und wie addiert sich das hochgerechnet auf einen Arbeitstag oder gar aufs ganze Jahr?
Eine japanische Marketingfirma hat diese Frage für sich geklärt. Sie gewährt den Nichtrauchern in der Belegschaft als Ausgleich für die Zigarettenpausen der Kollegen zusätzlich sechs bezahlte Urlaubstage pro Jahr. Das berichtet die Zeitung Telegraph.
Seit September 2017 gilt diese Regelung bei der in Tokio ansässigen Marketingfirma Piala Inc., nachdem sich zuvor Nichtraucher beschwert hatten, dass sie mehr arbeiten würden als ihre Kollegen, die rauchen.
CEO Takao Asuka nahm diese Anregung auf – denn der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in der 29. Etage eines Bürogebäudes, sodass jede Zigarettenpause rund 15 Minuten dauert – und entschied sich für den Zusatzurlaub.