Unternehmer, Chefs und Personaldirektoren dürfen jetzt erstmal aufatmen und sich die Schweißperlen von der Stirn wischen: Neun von zehn Angestellten sind mit der Arbeitsatmosphäre in ihrer Firma grundsätzlich zufrieden.
Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage von Porsche Consulting. Die Managementberatung fragte bei 1.011 Angestellten verschiedener Unternehmen aus ganz Deutschland im Alter zwischen 25 und 65 Jahren nach.
Doch es gibt auch Kritik. Denn 93 Prozent der Arbeitnehmer in Büroberufen würden gerne eigene Ideen einbringen – wenn ihre Chefs denn dafür offen wären. Kreativität werde ohnehin nicht ausreichend gefördert.
So wünscht sich jeder zweite Befragte (53 Prozent) täglich mindestens eine Stunde, in der er in Ruhe nachdenken und planen kann. Denn das geschieht laut Studie derzeit eher außerhalb der Arbeitswelt.
Die Zahlen belegen das. 46 Prozent der Befragten haben berufliche Geistesblitze auf dem Weg zur Arbeit. 43 Prozent entwickeln neue Ideen in den eigenen vier Wänden. Doch da fehle ihnen der direkte Austausch mit den Kollegen, merken die Studien-Macher an.
Mehr Mitsprache gefordert
Deswegen empfiehlt Porsche Consulting, einen passenden Rahmen zu schaffen, damit Unternehmen die Innovationskraft ihrer Mitarbeiter besser nutzen können. Denn die Studienteilnehmer fordern außerdem klare Verantwortlichkeiten (52 Prozent).
Darüber hinaus erwarten 43 Prozent von ihren Vorgesetzten mehr Möglichkeiten zur Mitsprache bei der Aufgabengestaltung.
Auch Investitionen in den Arbeitsplatz würden sich laut Porsche Consulting lohnen. 40 Prozent fordern modernere Büros mit besser geeigneten Möbeln und 37 Prozent eine zeitgemäße IT-Ausstattung (leistungsfähige Computer, Software), um besser arbeiten zu können.
„Wir beobachten, dass viele Unternehmen Programme zur Verbesserung der Arbeitsumgebung und zur Förderung der Kommunikation haben. Doch in der Wahrnehmung der Mitarbeiter kommt davon noch zu wenig bei ihnen an“, sagt Dr. Wolfgang Freibichler, Partner bei Porsche Consulting. Der Experte für Organisationsgestaltung empfiehlt sogenannte „Nudges“. Das sind Anreize, die Mitarbeitern auf einfache Weise mehr Freiraum zur Entfaltung bieten sollen.
Von Arbeits-Spaziergängen und großzügigen Kaffeeküchen
„Wenn sich Angestellte nach dem Mittagessen zu einem Spaziergang verabreden und dabei ein dienstliches Thema besprechen, kann das kreativer und effektiver als eine formale Besprechung im Konferenzraum sein“, sagt Freibichler.
Ebenso sei zum Beispiel eine großzügige Kaffeeküche oft ein guter Ort für spontane Kommunikation, „die nicht selten zu schnellen, unkomplizierten Lösungen“ führe. Firmen, die „kreative Pausen“ nicht nur zuließen, sondern förderten, könnten davon nur profitieren.
Und auch Arbeitstage zu Hause im „Home Office“ dürften von Vorgesetzten nicht länger als „bezahltes Blaumachen“ verurteilt werden. Flexibilität sei eines der Merkmale für gute Arbeitsbedingungen. Oft seien es ganz einfache Lösungen, die beim Mitarbeiter ankommen und als Verbesserung gelobt werden.
„Wenn Umfeld und Atmosphäre passen, arbeiten Menschen automatisch richtig gut zusammen“, sagt Freibichler. Dabei sei es Aufgabe der Vorgesetzten, traditionelle Regeln zu hinterfragen und ihren Mitarbeitern mehr Spielraum zur Entfaltung zu gewähren.
Wie die Studienergebnisse erhoben wurden
Porsche Consulting beauftragte Forsa mit der deutschlandweiten repräsentativen Telefonumfrage bei 1011 Teilnehmern (Zeitraum: 14. Dezember 2017 bis 5. Januar 2018; systematisches Zufallsverfahren).