Ein "Recht auf Homeoffice" für Büroangestellte und ein "Recht auf Hitzefrei" für Arbeitnehmer mit Freiluftberufen fordern die Grünen für künftige Hitzeperioden. Die Klimakrise sei eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, heißt es in einem "Hitzeaktionsplan" der Bundestagsfraktion. Das Recht auf Arbeit von Zuhause wollen die Grünen demnach für alle Beschäftigten, "sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen". Wer im Freien arbeite und deswegen der Hitze besonders ausgesetzt sei - etwa auf dem Bau, in der Landwirtschaft oder beim Reinigen von Gebäuden - müsse "bei gesundheitsgefährdender Hitze" ein Recht auf Hitzefrei bekommen.
Für das Reduzieren der Arbeitszeit können und sollten in Betriebsvereinbarungen passgenaue Lösungen verabredet werden, schreiben Fraktionschef Anton Hofreiter und die Umweltpolitikerin Bettina Hoffmann in dem gemeinsamen Papier. Zuerst hatte "Spiegel Online" darüber berichtet. Die beiden schlagen auch vor, ein bundesweites Beratungstelefon einzuführen oder bestehende Angebote zusammenzuführen, damit Menschen leichter Rat zum Umgang mit Hitze finden können.
Bei Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer rennen die Grünen damit offene Türen ein. "Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht, der sie nachkommen müssen", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Auch verkürzte Arbeitstage seien daher in Hitzezeiten sinnvoll, außerdem kühle Getränke und Sonnenschutzmittel für die Beschäftigten.
Ausfallgeld bei schlechtem Wetter
Der Gewerkschaftsbund DGB schlägt vor, bei Sommerhitze - wie bei schlechtem Wetter im Winter - einen Ausgleich für Arbeitszwangspausen zu zahlen: "Wenn aufgrund der Wetterverhältnisse nicht gearbeitet werden kann, würde Arbeitern dann ein Ausfallgeld in Höhe von 60 Prozent des letzten Nettolohns ausgezahlt", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "Funke"-Mediengruppe. Zudem seien Regelungen wie ausreichende Arbeitspausen und Erholungszeiten, Home-Office und flexible Gleitzeiten sinnvoll.
Für Ältere und andere besonders gefährdete Menschen soll es nach Vorstellung der Grünen Hitzepatenschaften geben, also Freiwillige die sich um einzelne Personen kümmern. In Arztpraxen und Gesundheitseinrichtungen sollten bundeseinheitlichen Materialien ausliegen, um Menschen zu informieren, wie sie sich schützen können. Mediziner sollten verstärkt auch zu solchen Fragen aus- und fortgebildet werden.
Handlungsbedarf sehen die Grünen auch beim Städtebau, denn in Städten sei es heißer als im Umland und die Stadtbewohner daher besonders belastet. "Statt Asphalt- und Betonwüsten und Hitzeinseln braucht es mehr Grün in unseren Städten", schreiben Hofreiter und Hoffmann. In Innenstädten, "Hitze-Hotspots" und an Haltestellen wollen sie kostenfreie Trinkwasserbrunnen aufstellen lassen, die der Staat fördern soll. Auf kühle Räume wie Kirchen, Bibliotheken oder schattige Orte soll stärker hingewiesen werden.
Nicht zuletzt fordern die Grünen mehr Grün in den Städten: "Denn Bäume, Parks, grüne Freiräume und Grünzüge, Gründächer und -fassaden wirken zusammen mit Wasserflächen und Frischluftschneisen wie große kühlende Klimaanlagen."
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