Lieferverzögerungen bei Siemens neuem ICE ‚Velaro D‘ führen dazu, dass die Deutsche Bahn ihre

Lieferverzögerungen bei Siemens neuem ICE ‚Velaro D‘ führen dazu, dass die Deutsche Bahn ihre Reserveflotte nicht ausbauen kann . (Bild: Siemens)

von Tino Böhler

(ilk/ks). Durch Lieferverzögerungen bei den 16 ICE-3-Züge des Typs Velaro D von Siemens kann die Deutsche Bahn in diesem Winter ihre Reserveflotte im Fernverkehr nicht aufstocken. „Unsere Kunden fühlen sich von Siemens im Stich gelassen“, sagt Berthold Huber, Vorstand DB Fernverkehr. Auch im Regionalverkehr droht Ungemach: Berichten zufolge kann Bombardier 22 ‚Talent 2-Züge‘ aufgrund von Zulassungsverzögerungen durch die EBA nicht rechtzeitig ausliefern.

Dr. Sebastian Heindrichs, PR Strategy Manager, Bombardier Transportation GmbH: „Der Zulassungsprozess in Deutschland ist sehr kompliziert.“ Henning Wulf, Siemens AG, Infrastructure & Cities Sector Communications, stellt aber klar: „Das EBA ist nicht der Verursacher. Ursache dafür sind Software-Probleme, die bei den gemeinsamen Testfahrten aufgetreten sind.“ Siemens arbeite mit aller Kraft an Lösungen. Von angeblichen Bremsproblemen will Wulf nichts wissen: „Die Aussagen, die durch die Medien geistern, sind irreführend.“ Zum Zulassungsverfahren für den ‚Velaro D‘ führt Moritz Huckebrink, Pressestelle EBA allerdings aus: „Die Genehmigung der Doppeltraktion – das Fahren mit zwei Lokomotiven an einem Zugende – macht Änderungen in Hard- und Software nötig. In dem Zusammenhang muss Siemens Sicherheitsnachweise unter anderem zur Bremse erbringen.“

Für den derzeitigen Fahrzeugzustand sind bei Testfahrten noch Mängel aufgetreten. Nach den Aussagen des Sachverständigen, den Siemens mit der Prüfung beauftragte, stehen die Fehler einer Zulassung entgegen. Laut Huckebrink läge es jetzt an Siemens, die Mängel zu beseitigen. Was laut Henning Wulf in vollem Gange ist: „Sachstand ist, dass der von uns beauftragte externe Gutachter einen vorläufigen Abschlussbericht mit uns und danach mit dem EBA diskutiert hat.“

In diesem Gutachten kämen Punkte zur Sprache, die aus Sicht des Gutachters nochmals einer Überprüfung unterzogen werden müssten. Diese liefen auch nach der Siemens-Ankündigung zum Lieferverzug weiter. „So konnte beispielsweise die geplante Bestätigungsfahrt des EBA mit dem Velaro D für die Zugsicherung Linienzugbeeinflussung (LZB) erfolgreich durchgeführt werden. Damit ist das Teilsystem LZB zugelassen, auch in Doppeltraktion“, so Wulf.

Gründe für die Lieferverzögerungen bei komplexen Produkten sieht Moritz Huckebrink auch darin: „Grundsätzlich ist es nicht hilfreich, wenn Unternehmen neue Fahrzeuge unter großem Zeitdruck entwickeln. Schließlich geht es um technisch sehr anspruchsvolle Produkte, an deren Sicherheit man zu Recht sehr hohe Anforderungen stellt. In ihren Verträgen vereinbaren Hersteller und Besteller oft nur eine Frist von zwei Jahren – von der Bestellung bis zur Lieferung. Seriös lässt sich ein neues Fahrzeug in dieser Zeit nicht entwickeln, erproben, behördlich zulassen und produzieren.“

aus Produktion Nr. 50, 2012

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