Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie der Bertelsmannstiftung. Die Analyse hat 175 chinesische Firmenbeteiligungen ab einem Anteil von 10 Prozent für den Zeitraum 2014 – 2017 untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass 112 und damit fast zwei Drittel dieser Beteiligungen (64 Prozent) in den 10 Schlüsselbranchen stattfinden, in denen China bis 2025 eine international führende Position erreichen will.
Dazu gehören zum Beispiel alternative Antriebstechnologien für Autos, Biomedizin oder Robotik. Diese Branchen sind in der industriepolitischen Strategie "Made in China 2025" (MIC 2025) definiert, die 2015 von der chinesischen Regierung verkündet wurde. Ziel der Strategie ist es, China zu einem weltweit führenden Industriestandort aufzubauen.
Der Fokus der chinesischen Investitionen liegt auf den MIC 2025-Branchen wie beispielsweise energiesparende Autos und Autos mit alternativer Antriebstechnik sowie sowie Maschinen mit computergestützter numerischer Steuerung (CNC) und Robotern.
In diesen Branchen haben deutsche Unternehmen zum Teil deutliche technologische Wettbewerbsvorteile und sind daher für viele Investoren attraktiv, heißt es seitens der Bertelsmannstiftung. Deshalb gab es bereits vor der MIC 2025-Strategie in diesen Bereichen chinesische Firmenbeteiligungen.
Auffallend sei jedoch, dass seit 2015 auch Schlüsselbranchen an Bedeutung gewinnen, die explizit in der MIC 2025-Strategie erwähnt sind und zuvor nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Besonders sichtbar ist dies im Bereich Biomedizin und Medizingeräte im Premiumsegment. Hier gab es laut Studie Recherchen seit der Strategie-Verkündung insgesamt 18 Beteiligungen, während dieser Bereich zuvor nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Baden-Württemberg im Fokus der Investoren
Insgesamt sind chinesische Investoren, die formal mehrheitlich in Staatsbesitz sind, laut Untersuchung in der Minderheit. Von den 175 untersuchten Firmenbeteiligungen gehen nur 18 Prozent auf staatliche Unternehmen zurück.
Berücksichtigt man aber nur die 112 Beteiligungen, die sich den MIC 2025-Branchen zuordnen lassen, steigt ihr Anteil auf etwa 22 Prozent. Ein mögliches Indiz für das verstärkte Interesse staatlicher Akteure, gezielt Know-how für die Umsetzung der MIC 2025-Strategie im Ausland aufzukaufen.
Der Großteil der MIC 2025 relevanten chinesischen Beteiligungen (59 Prozent) verteilt sich auf nur drei Bundesländer: Baden-Württemberg (23 Prozent), Nordrhein-Westfalen (20 Prozent) und Bayern (16 Prozent). Dies sind genau die Regionen, in denen auch die Mehrheit der sogenannten Hidden Champions, also technologische Weltmarktführer, aus Deutschland angesiedelt ist.
Standortgarantien für deutsche Betriebe
Cora Jungbluth, Wirtschaftsexpertin der Bertelsmann Stiftung regt zu einem besonnenen Umgang mit zukünftigen Investitionen aus China an: "Gegenwärtig dominiert die Angst vor dem technologischen Ausverkauf. Doch ausländische Direktinvestitionen bringen auch Kapital nach Deutschland und schaffen Arbeitsplätze."
Darüber hinaus haben chinesische Investoren bisher durchaus langfristiges Interesse an ihren Firmenbeteiligungen gezeigt und teilweise sogar Standortgarantien abgegeben. Gleichzeitig sollten Deutschland und die EU Beziehungen auf Augenhöhe etablieren und mit einer Stimme gegenüber mächtigen Wirtschaftsnationen wie China sprechen: "Weder Deutschland noch die EU haben der industriepolitischen Strategie Chinas etwas entgegenzusetzen. Wenn staatlicher Einfluss den Wettbewerb verzerrt oder eine Ungleichbehandlung von Unternehmen erfolge, sollten die Europäer mit einer Stimme intervenieren."
Während die EU und Deutschland ausländischen Investoren freien Marktzugang gewähren, schütze China Schlüsselindustrien noch immer bewusst vor ausländischen Investoren." Auch 17 Jahre nach Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation gibt es keine Wirtschaftsbeziehungen auf Augenhöhe", sagt Jungbluth.
Ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Gegenseitigkeit in den bilateralen Wirtschaftsbeziehungen wäre sicherlich der Abschluss des Investitionsabkommens zwischen der EU und China, das seit 2014 verhandelt wird, so die Wirtschaftsexpertin.
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