Spitzenreiter innerhalb der europäischen Start-up-Finanzierung ist Großbritannien. Trotz des immer noch bevorstehenden Brexits wurde mehr als doppelt soviel in englische Start-ups investiert als noch im Vorjahreszeitraum - das bedeutet ein Plus von 112 Prozent. Das Kapital, das in französische Start-ups floss, stieg um 43 Prozent. Mit einer Investitionssteigerung von 7 Prozent belegt Deutschland den dritten Platz.
Auch im Städteranking gibt es große Unterschiede. Während in Paris 230 Start-ups Kapital erhielten waren es in Berlin nur 129. Ganz klar an der Spitze: London, mit 323 Start-up-Finanzierungen. All diese Daten ergaben sich aus einer Studie der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Hierfür wurden die Investitionen in Unternehmen analysiert, die nicht älter als 10 Jahre sind.
Finanzierung für Start-ups boomt
„Der Finanzierungs-Boom für Jungunternehmen hält an. Immer mehr Start-ups erhalten frisches Kapital, und auch die investierten Summen klettern auf Rekordniveau. Gerade sehr große Deals boomen: Europaweit hat sich die Zahl der Transaktionen, bei denen 100 Millionen Euro und mehr geflossen sind, von zwölf auf 26 mehr als verdoppelt.“
Hubert Barth
Vorsitzender der Geschäftsführung von EY in Deutschland
Auch im dritten Quartal dieses Jahres sieht es für Deutschland positiv aus. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Start-up-Investitionen mehr als verdoppelt - von 965 Millionen auf 2,2 Milliarden Euro. Damit flossen in Deutschland in diesem Jahr insgesamt schon 4,9 Milliarden Euro. Das ist jetzt schon mehr Kapital als im gesamten Vorjahr.
In diese europäischen Start-ups wurde bisher in 2019 am meisten investiert:
- Die Berliner Reise Plattform GetYourGuide erhielt eine 428-Millionen-Euro-Finanzierung.
- In den schwedischen Batteriehersteller Northvolt wurden 885 Millionen Euro investiert.
- Das britische Internet-Satelliten-Unternehmen OneWeb erhielt eine Finanzspritze in Höhe von 1,1 Milliarden Euro.
Frankreich als Top-Start-up-Standort?
„Das europäische Start-up-Ökosystem ist im ersten Halbjahr noch stärker geworden. Die Dynamik ist beeindruckend und erreicht zunehmend auch kleinere Märkte, die bislang nicht so im Fokus standen. So stieg die Zahl der Finanzierungsrunden beispielsweise in Schweden um 19 Prozent, in der Schweiz um 25 Prozent und in Ungarn um 22 Prozent. Die französische Politik hat den Start-up-Sektor zur Chefsache erklärt und verfolgt das klare Ziel, Frankreich zum Top-Start-up-Standort in Europa zu machen, indem bürokratische Hürden für Jungunternehmer abgebaut werden und der Staat Investoren und Gründer zusammenbringt.
Die massive politische Unterstützung für die Start-up Szene zeigt Wirkung – bei der Zahl der Transaktionen liegt Frankreich inzwischen deutlich vor Deutschland. Jeder dritte Euro an Risikokapital, der im ersten Halbjahr in Europa investiert wurde, floss an ein Londoner Start-up. Das Brexit-Chaos scheint der starken Entwicklung der Londoner Start-up-Szene kaum etwas anhaben zu können. Insgesamt 16 Finanzierungsrunden oberhalb der 50 Millionen Euro Marke wurden in der britischen Hauptstadt allein im ersten Halbjahr gezählt – Berlin und Paris kommen jeweils auf neun Transaktionen in dieser Größenordnung.“
Peter Lennartz
Partner bei EY