
Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe ist nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im März 2025 gegenüber Februar 2025 saison- und kalenderbereinigt um 1,1 % gestiegen. (Bild: industrieblick - stock.adobe.com)
Was steckt hinter dem Anstieg des Auftragsbestands?
Der reale Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe ist im März 2025 um 1,1 % gegenüber dem Vormonat gestiegen – ein Signal, das inmitten wirtschaftlicher Unsicherheiten Hoffnung schürt. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigt der Trend nach oben: +2,8 %. Entscheidenden Anteil daran hat die deutsche Automobilindustrie, die mit einem Plus von 3,7 % einmal mehr ihre Rolle als Konjunkturmotor unter Beweis stellt.
Ein Blick in die Tiefe zeigt: Auch der Bereich „Sonstiger Fahrzeugbau“, also Flugzeuge, Schiffe, Züge und Militärfahrzeuge, legt zu – wenn auch moderater mit +0,8 %. Diese Segmente liefern in Kombination einen kräftigen Impuls für die gesamte Industrie.
Welche Branchen profitieren besonders?
Ein differenzierter Blick auf die drei Hauptwarengruppen im Verarbeitenden Gewerbe offenbart ein gemischtes Bild:
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Investitionsgüter: Deutlicher Anstieg um +1,4 %, befeuert vor allem durch Maschinenbau und Fahrzeuge.
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Vorleistungsgüter: Moderate Zunahme um +0,5 %.
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Konsumgüter: Einziger Verlierer mit einem Rückgang um –1,2 %.
Besonders die Hersteller von Investitionsgütern dürften vom Wiedererstarken internationaler Handelsströme und der Nachfrage nach modernisierten Produktionsmitteln profitieren.
Wie entwickelt sich die Reichweite der Aufträge?
Die sogenannte Reichweite des Auftragsbestands – ein zentraler Indikator für die Planungssicherheit der Unternehmen – liegt im März 2025 bei 7,8 Monaten, leicht über dem Vormonat (7,7 Monate). Auffällig:
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Investitionsgüter: 10,6 Monate (Februar: 10,5)
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Vorleistungsgüter: Stabil bei 4,3 Monaten
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Konsumgüter: Rückgang auf 3,6 Monate (Februar: 3,7)
Die Reichweite gibt an, wie lange ein Betrieb mit seinem aktuellen Auftragsbestand produzieren kann, ohne neue Bestellungen zu erhalten. Für die Hersteller von Investitionsgütern bedeutet dies fast ein Jahr Planbarkeit – ein seltener Lichtblick im volatilen industriellen Umfeld.
Warum ist die Automobilindustrie wieder Taktgeber?
Nach Jahren der Lieferkettenkrisen, Chipmangel und Transformation hin zur Elektromobilität zeigt sich die Automobilbranche wieder robust. Der Anstieg des Auftragsbestands um 3,7 % ist Ausdruck einer wiedergewonnenen Taktzahl, die auch durch neue Plattformen, staatliche Innovationsförderung und gestiegene Nachfrage im Premiumsegment befeuert wird.
Welche Rolle spielen Exportmärkte?
Der Anstieg der offenen Aufträge ist sowohl im Inland (+1,2 %) als auch im Ausland (+1,1 %) zu verzeichnen. Das unterstreicht die doppelte Bedeutung des deutschen Maschinen- und Fahrzeugbaus: Als Rückgrat der nationalen Industrie wie auch als verlässlicher Exportgarant.
Welche Herausforderungen bleiben bestehen?
Trotz positiver Tendenzen bleiben strukturelle Herausforderungen:
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Die Konsumgüterbranche zeigt Schwächen.
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Energiepreise und geopolitische Spannungen dämpfen Investitionsbereitschaft.
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Die Transformation hin zu nachhaltiger und digitaler Produktion erfordert hohe Vorleistungen.
Was bedeutet das für die Industrieplanung?
Der gestiegene Auftragsbestand ist mehr als eine Momentaufnahme: Er erlaubt eine mittelfristige Stabilitätsprognose für die industrielle Wertschöpfung. Unternehmen können auf Basis der gestiegenen Reichweite Investitions- und Kapazitätsentscheidungen fundierter treffen.
Wie ist der Ausblick für die kommenden Monate?
Sollte sich die Aufwärtstendenz im Auftragseingang fortsetzen, könnte 2025 zu einem Wendepunkt für die deutsche Industrie werden. Unterstützt durch innovationsgetriebene Segmente wie den Maschinenbau und durch stabile Exportmärkte, eröffnen sich neue Chancen.
Mit Material von Destatis