Ingenieur prüft und steuert die Schweißroboter mit automatischen Armen auf einer modernen virtuellen Schnittstelle in einer intelligenten Fabrik für die Automobilindustrie mit einer Überwachungssystem-Software.

Die deutsche Industrie wird 2022 weiter wachsen. (Bild: ipopba - stock.adobe.com)

Die deutsche Industrie ist weiter im Aufwind: Die Nachfrage nach Gütern hat sich nach den starken Einbrüchen im vergangenen Jahr „in ungekannter Geschwindigkeit“ erhöht, erklärte Alexandra Hermann, Senior Economist im Industrie-Team bei Oxford Economics in einer Online-Veranstaltung. Die Nachfrage übersteige in vielen Branchen weiterhin das Angebot, so die Expertin. Denn: Die weltweiten Lieferkettenprobleme erschweren es der Industrie, mit der Produktion mitzuhalten. Es mangelt weiter an Halbleitern, Transporte verzögern sich, Frachtkosten steigen und es gibt Produktionsbeschränkungen in China.

Zumindest bei einigen Dingen konnte Herman Entwarnung geben: „Wir denken, das schlimmste liegt hinter uns“, sagte sie zum Beispiel mit Blick auf den Chipmangel. Dennoch gebe es weiter einen hohen Mangel, weshalb sich die Produzenten anpassen. Sie entwickeln zum Beispiel neue Methoden, um vorhandene Chips anders zu nutzen, erklärte die Expertin. Zudem werden neue Fabriken gebaut. Zuletzt zum Beispiel von Bosch in Sachsen und Infineon in Österreich.

Frachtkosten haben sich verfünffacht

Ein weiterer Faktor, der zu Lieferproblemen führt: Die Frachtkosten haben sich laut Hermann seit Beginn der Pandemie verfünffacht. Erst seit rund zwei Monaten sinken die Kosten wieder. Zudem hat sich die Zahl der Bestellungen an Frachtschiffen verdoppelt. Das werde die Preise weiter nach unten treiben, sagte die Expertin. Das wird aber nicht sofort passieren. Denn: Es dauert natürlich, bis die Schiffe hergestellt sind.

Hermann geht außerdem davon aus, dass das Wachstum im Welthandel seinen Höhepunkt erreicht hat und sich abschwächen wird. Auch das werde zu Preissenkungen führen. Sie erklärte: Die Nachfrage werde hin zu Dienstleistern und weg von Gütern gehen. Das nehme dann den Druck aus dem globalen System.

Ausblick: 2022 wird ein gutes Jahr für die deutsche Industrie

Eine deutliche Erholung der Lieferketten erwartet die Unternehmen einer Umfrage zufolge dagegen erst ab dem zweiten Quartal 2022.

Während die deutsche Industrie 2021 teilweise anderen Ländern den Vortritt lassen musste, werde sie sich 2022 stärker erholen als andere Länder, prognostiziert die Expertin. Vor allem für den Maschinenbau sieht sie ein gutes Jahr kommen. Denn getrieben durch andere Entwicklungen wie die wachsende Automatisierung werde dadurch die Nachfrage nach Maschinen aus Deutschland global stark sein.

Wie Einschätzung des VDMA für 2022 lesen Sie hier.

Konjunkturausblick für 2022: Das sagt Oxford Economics

Und wie sieht es in der gesamten Wirtschaft aus? Das globale BIP-Wachstum wird nach Einschätzung von Oxford Economics auf 4,3 Prozent sinken (2021: 5,7 Prozent), sagte Oliver Rakau, Chefvolkswirt für Deutschland und Deputy Head of Europe bei Oxford Economics.

Dennoch wird das Wachstum auch 2022 sehr hoch sein. Denn: Viele Länder haben noch erhebliches Aufholpotential, Exporte sind derzeit durch Lieferkettenengpässe noch gebremst und viele spüren noch die Nachwirkungen der Lockdowns.

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Das Wachstum ist aber je nach Weltregion unterschiedlich. Gute Aussichten gibt es laut den Experten für die USA. Denn dort sei der Fiskalstimulus stärker ausgeprägt als zum Beispiel in der EU. Impulse der Fiskalpolitik gebe es in den USA zum Beispiel durch das Infrastrukturpaket, sagte Rakau.

In Asien war das Wachstum 2021 schwach. Das wird sich im kommenden Jahr durch Impffortschritte und eine hohe Nachfrage aus den USA und der EU ändern. China dagegen hat sich im Vergleich zu anderen Ländern und Regionen schneller von den Lockdowns erholt und so ein schnelleres Wachstum erzielt. Deshalb könne es jetzt nur langsamer werden, so der Experte.

Deutschland profitiert als Exportnation von einem starken Welthandel. Rakau schätzt, dass die deutsche Auslandsnachfrage 2022 noch einmal um fünf Prozent zulegen könnte. 2021 waren es bereits elf Prozent.

Positiv sehen die Ökonomen auch den Ausblick für die Eurozone. Hier gehen sie von einem Wachstum von rund vier Prozent aus. Die Erholung nach der Pandemie sei stärker als nach der Finanzkrise, sagte Rakau.

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