Gabelstapler von Jungheinrich

Das Auftragspolster bei Jungheinrich ist dick. (Bild: Jungheinrich)

Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich leidet - wie die gesamte Maschinenbau-Branche - unter den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs und den coronabedingten Handelsproblemen in China. Gleichzeitig ist das Auftragspolster dick. Anders als die Konkurrenz traut sich Jungheinrich dabei immerhin eine vage Prognose zu.

Das ist los bei Jungheinrich

Jungheinrich-Chef Lars Brzoska dürfte sich Ende Mai gut vertreten gefühlt haben. Denn Karl Haeusgen, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), brachte es zum Start der Hannover Messe nochmal auf den Punkt: Ganz grundsätzlich könne sich die Maschinenbau-Industrie von der Corona-Krise erholen, wenn auch ausgebremst. Dies hänge jedoch davon ab, dass es keine abrupte Unterbrechung der Energieversorgung gebe, sagte der oberste Vertreter des VDMA. Dafür brauche es vielerorts hohe Investitionen, um die Wertschöpfungs- und Lieferketten neu auszurichten.

Eine unterbrochene Energieversorgung - gemeint ist ein Stopp russischer Gaslieferungen nach Deutschland, würde das Fass wohl zum Überlaufen bringen. Denn eine der wichtigsten deutschen Exportbranchen trifft schon jetzt so ziemlich jede der aktuellen konjunkturellen Belastungen.

Der Jungheinrich-Chef selbst hatte es bei der Bilanzpressekonferenz Ende März so gesagt: Die Lage bei Materialkosten und Teileverfügbarkeit sei auch ohne den Krieg in der Ukraine schon angespannt gewesen. Seit Ende Februar gebe es aber eine neue Zeitrechnung, die vieles überwerfe. Bereits im vergangenen Jahr hätten Krise und Boom so nah beieinander gelegen, wie selten, erklärte Brzoska. 2022 dürfte nun die Krise etwas stärker ins Gewicht fallen.

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(Bild: mi connect)

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Und auch VDMA-Präsident Haeusgen sprach am Montag (30.5.) von Belastungen durch den Ukraine-Krieg, in den Lieferketten und beim Nachschub, die auf die Konjunktur drückten. "Aber zugleich können wir auf ein sehr hohes Auftragspolster blicken", sagte er.

Und auch Jungheinrich könnte das mit 1,8 Milliarden Euro dicke Auftragsbuch davor bewahren, auf Jahressicht allzu tief zu fallen. Ende März hatte der Vorstand zwar mitteilen müssen, die Markterwartungen nicht erfüllen zu können. Das Management rechnet dieses Jahr dank des starken Auftragsbestands für den Gesamtkonzern aber dennoch mit einer leichten Steigerung des Umsatzes, ausgehend von 4,2 Milliarden Euro im Rekordjahr 2021. Damit dürfte es den Hamburgern ähnlich ergehen, wie der Branche insgesamt. Denn der VDMA rechnet mit einem realen Produktionswachstum von plus 1 Prozent.

Der Auftragseingang wird bei Jungheinrich hingegen laut der Prognose des Managements "leicht" zurückgehen. Beim operativen Gewinn und dem Vorsteuerergebnis erwarten Brzoska und seine Vorstandskollegen gar eine "deutliche Verschlechterung". Im vergangenen Jahr war der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um fast zwei Drittel auf 360 Millionen Euro gestiegen, vor Steuern blieben 349 Millionen Euro.

Mit seiner zumindest groben Prognose wagt sich der Jungheinrich-Vorstand dabei weiter aus der Deckung, als die direkte Konkurrenz aus Frankfurt. Denn der ebenfalls im Mdax  notierte Kion-Konzern setzte seine Jahresziele aus. Kion gilt als Marktführer in Europa und weltweit als die Nummer zwei unter den Anbietern von Gabelstaplern und Lagertechnik-Geräten, während Toyota Material Handling den Spitzenplatz belegt und Jungheinrich hinter Kion rangiert.

Das macht die Jungheinrich-Aktie

Die Belastungen der vergangenen Monate haben der Jungheinrich-Aktie zu schaffen gemacht. Am Tag der Senkung der Jahresprognose brach die Aktie bis zu 20 Prozent ein. Es folgten seitdem mehrere Erholungsversuche, allerdings gerieten die Papiere auch immer wieder unter Druck. Somit bewegte sich die Jungheinrich in den vergangenen zwei Monaten in einem Band von rund 21 Euro bis etwas mehr als 26 Euro. Seit dem Jahresbeginn summiert sich der Verlust auf rund 45 Prozent und zählt damit zu den schwächsten deutschen Standardwerten. Ende Mai kostete die Aktie knapp 25 Euro und hat sich damit seit dem Rekordhoch im April 2021 fast halbiert.

Einer Studie der US-Großbank JP Morgan zufolge könnte dem Traditionskonzern bei der Juni-Überprüfung erneut der Abstieg aus dem MDax drohen. Die Deutsche Börse  wird die Indizes der Dax-Familie am Freitag (3.6.) überprüfen und etwaige Änderungen zum Montag zwei Wochen später (20.6.) umsetzen.

Die seit 1990 an der Börse notierten Jungheinrich-Vorzugsaktien kommen aktuell auf eine Marktkapitalisierung von 1,2 Milliarden Euro. Die 48 Millionen Vorzugsaktien machen dabei knapp die Hälfte des Jungheinrich-Aktienkapitals aus. Der Rest sind Stammaktien, die im Eigentum der Erben des Firmengründers ist.

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Das sagen die Analysten

Bei den von DPA-AFX erfassten Analysten überwiegt die Zuversicht. Seit der Zahlenvorlage zum ersten Quartal haben sich fünf Experten zu Jungheinrich geäußert. Drei von ihnen empfehlen den Kauf, einer von ihnen ist neutral eingestellt, einer negativ. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 32 Euro und damit knapp ein Drittel über dem aktuellen Kurs von rund 25 Euro.

Dabei betonen gleich mehrere Analysten in ihren Studien vor allem das langfristige Potenzial. Philippe Lorrain von der Privatbank Berenberg sieht die Aktie "langfristig weiter positiv". Die Aussagen des Gabelstapler-Produzenten auf der Analystenkonferenz seien ermutigend gewesen.

Und auch sein Kollege Stefan Augustin vom Analysehaus Warburg Research bewertet die Aktie "insbesondere für langfristig orientierte Anleger vielversprechend". Augustin hat mit 44 Euro das optimistischste Kursziel und verweist dabei auf die Konsensschätzung für 2023. Diese dürfe sich als zu vorsichtig erweisen.

Einer Erhebung der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge erwarten die Analysten nächstes Jahr einen Umsatz von über 4,6 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll den Schätzungen zufolge bei 350 Millionen Euro liegen. Das würde einer Marge von 7,6 Prozent entsprechen. Damit unterstellen die Analysten Jungheinrich zwar gut laufende Geschäfte, aber eben auch im nächsten Jahr noch eine Belastung der Profitabilität.

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dpa