Die Rohstoff-Großmacht China könnte wegen neuer politischer Vorgaben und der Folgen der Corona-Krise künftig deutlich geringere Mengen an Handelspartner wie Deutschland liefern. Dies zeigt eine Untersuchung der Deutschen Rohstoffagentur (DERA).
Die aktuelle Strategie Pekings berge das Risiko, dass "kritische Rohstoffe verstärkt für die eigene industrielle Fertigung eingesetzt werden, um höherwertige Produkte herstellen zu können". Eine mögliche Folge wäre "eine Beeinträchtigung der Rohstoffversorgung für die deutschen Industrien und ein intensiverer Wettbewerb in der Herstellung von höherwertigen Materialien und Industriegütern".
Die DERA gehört zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums Analysen zur Versorgungssicherheit erstellt. Den Experten zufolge ist China der bedeutendste Produzent von 17 derjenigen 27 Rohstoffe, die die EU als "kritisch" einstuft. Auch andere Länder seien auf Importe angewiesen. "Die Lieferabhängigkeit birgt die Gefahr von Versorgungsengpässen, wenn unvorhersehbare industriepolitische Maßnahmen oder Ereignisse wie die aktuelle Covid-19-Pandemie auftreten", hieß es.
Beschaffung von Rohstoffen als wichtige Voraussetzung für gute Geschäftsbeziehungen
Die chinesische Führung hat eine veränderte Rohstoffpolitik im Blick. Bei mineralischen Ressourcen wie Seltenen Erden, Magnesium oder Wolfram wächst der Eigenbedarf. Die Versorgung mit Rohstoffen, von denen das Land selbst viel importieren muss, soll laut DERA zudem durch weitere Auslandsinvestitionen abgesichert werden. China ist vor allem in Afrika aktiv und konkurriert dort mit anderen Staaten.
Angesichts des sich insgesamt abkühlenden Wachstums im Land kommt aber noch ein weiterer Faktor hinzu: Die stärkere Orientierung an höheren Umweltstandards und weniger klimaschädlichem Bergbau könnte neue Exportmöglichkeiten eröffnen. "Für die deutsche Industrie bedeutet der Paradigmenwechsel der Wirtschaftspolitik Chancen und Risiken zugleich", erklärt Studienautorin Yun Schüler-Zhou. "Zudem erkennen chinesische Unternehmen, dass die nachhaltige Beschaffung von Rohstoffen eine wichtige Voraussetzung für gute Geschäftsbeziehungen darstellt."
Für den Zeitraum von 2016 bis 2020 dürfte Chinas eigene Nachfrage nach Hightech-Metallen wie Kobalt oder Lithium um über 10 Prozent zulegen, schätzt die DERA. Andererseits müssen viele Länder weiterhin chinesische Rohstoffe beziehen. Bei Magnesium, das etwa im Leichtbau der Auto- oder Computerindustrie eingesetzt wird, hat China einen Produktionsanteil von über vier Fünfteln. In der Vergangenheit hatte Peking bei einigen Metallen seine Ausfuhren auch künstlich verknappt.