Zwei Menschen sitzen an einem Tisch und lesen

Unsere Buchtipps behandeln die Themen KI, China und Corona. - (Bild: Farknot Architect - stock-adobe.com)

Die Tage werden zwar länger und der Frühling zieht langsam ein, dennoch sind Dinge wie Reisen, ins Restaurant gehen etc. wegen der aktuellen Pandemie weiter nicht möglich. Was also tun? Wie wäre es mit Lesen? PRODUKTION stellt vier Bücher zu unterschiedlichen Industrie-Themen vor.

KI in der Industrie

KI wird künftig – in Kombination mit vielen anderen Technologien – essentiell werden. Das hat Daten-Expertin Britta Daffner kürzlich im Interview mit PRODUKTION prognostiziert.  Höchste Zeit also, sich mit dem Thema KI in der Industrie einmal genauer auseinanderzusetzen. Das gleichnamige Buch von Robert Weber und Peter Seeberg ist ein toller Einstieg dazu. Beide sind Experten in den Bereichen Automatisierung und KI.

Ihr Buch verstehen sie als „Mutmacher-Buch“, das Unternehmen helfen soll, KI-Probleme zu meistern. Denn eines ist den beiden Autoren bewusst: Die größten Herausforderungen für Firmen sind die Fragen, wie KI in der konkreten Unternehmensumgebung angewendet werden kann und wie die neuen Ansätze in bestehende Strukturen integriert werden können. Dazu sagen sie aber auch deutlich: „Auch gut ausgebildete Mitarbeiter müssen sich verändern“.

Buchcover KI in der Industrie
Robert Weber und Peter Seeberg haben das Buch "KI in der Industrie" geschrieben. - (Bild: Hanser)

Ein Pluspunkt des Buches: Die Autoren konzentrieren sich bei ihren Erklärungen und Beispielen auf die produzierende Industrie und wollen KI nicht in ihren wissenschaftlichen und mathematischen Bestandteilen analysieren, sondern für Entscheider in den mittelständischen Maschinenbauunternehmen einen Überblick bieten. Das gelingt ihnen.

Denn die beiden Experten behandeln in ihrem Buch die unterschiedlichsten Themenfelder, die alle für KI in der Industrie wichtig sind. Zu Beginn besprechen sie zum Beispiel erst einmal wichtige Begriffe – von Moore’s Law über Edge bis Deep Learning.

Auch bei ihren Ausführungen beginnen sie ganz am Anfang und behalten dabei immer im Blick, wer ihre Zielgruppe ist – die Führungskräfte in der Industrie. So beschäftigen sie sich unter anderem mit den Fragen, wie Unternehmen ein KI-Projekt starten können, warum es wichtig sein kann, einen externen Berater ins Boot zu holen und wie man so einen Berater findet.

Wichtige und kontroverse Punkte wie „Wem gehören die Daten in der Industrie“ und „Wo werden Daten verarbeitet“ kommen dabei ebenfalls nicht zu kurz. Außerdem geben die Autoren viele Anwendungsbeispiele, zum Beispiel „KI im 3D-Druck“, „KI und Logistik“ – dafür sprachen die beiden im Übrigen mit einem mittelständischen Maschinenbauer.

Spannend sind auch die Interviews mit anderen Experten, die sich immer wieder im Buch finden. So befragten die beiden unter anderem einen Experten für Deep Learning. Dieser erklärt, warum Industrie-Unternehmen Mitarbeiter aus der Gaming-Industrie anwerben sollten. 

Alles in allem ist das Buch ein toller Ratgeber für Führungskräfte, die sich noch weiter (oder überhaupt einmal) in die Materie KI einarbeiten wollen. 

KI ist überall

Buchcover „Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl – Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können“ von Katharina Zweig
Katharina Zweig beschäftigt sich in ihrem Buch mit allen Themen rund um KI und Algorithmus. - (Bild: Heyne)

Wer wissen will, was KI noch alles kann und wie ein Algorithmus funktioniert, dem sei das Buch „Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl – Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können“ von Katharina Zweig empfohlen. Zweig ist Informatikprofessorin an der TU Kaiserslautern und Expertin für verschiedene Bundesministerien. Sie erklärt in ihrem Vorwort, sie wolle dem Leser mit dem Buch das Gefühl des Kontrollverlusts nehmen, „das viele beschleicht, wenn es um Algorithmen geht“.

Zweig vermittelt in ihrem Buch deshalb – auch für Nichtinformatiker verständlich – alles Wichtige, um Algorithmen besser verstehen zu können. Langeweile kommt dabei an keiner Stelle auf. Sie gibt ihren Lesern im Laufe des Buches immer wieder „Werkzeuge für ihren Entscheidungskoffer“, um am Ende selbst über Künstliche Intelligenz entscheiden zu können.

Mit dem „kleinen ABC der Informatik“, das Begriffe (übrigens andere, als im Buch oben) erklärt, sollte jeder nach der Lektüre des Buches ein umfassendes Grundwissen über Big Data und Co haben. Sie bespricht außerdem die unterschiedlichsten Fragen und Themen, unter anderem wo maschinell gelernt werden kann, erklärt neuronale Netzwerke und diskutiert algorithmische Entscheidungssysteme.

Zweig gibt zudem auch spannende und witzige Einblicke in ihre Arbeit und erklärt, wie sie von der Datenproduzentin zur Datenanalystin wurde.

Ein unterhaltsames Buch, das den Einstieg in KI-Themen erleichtert.

Warum es jetzt einen neuen Studiengang gibt, der eine Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Informatik sein soll, lesen Sie hier:

China besser verstehen

Buchcover „Young China – Wie eine neue Generation ihr Land und die ganze Welt verändert“ vonZak Dychtwald
In „Young China – Wie eine neue Generation ihr Land und die ganze Welt verändert“ beschäftigt sich Zak Dychtwald mit der jungen Generation in China. - (Bild: Econ)

Wer die Berichterstattung in den vergangenen Monaten verfolgt hat, weiß: Vielen Unternehmen geht es derzeit nur besser, weil sich die Auftragslage in China verbessert hat. Das Land wird also immer bedeutender. Deshalb ist es wichtig, Land und Leute besser zu verstehen – vor allem die junge Generation, die ja die Entscheider von morgen werden. Zak Dychtwald hat sich in „Young China – Wie eine neue Generation ihr Land und die ganze Welt verändert“ genau damit befasst. Der Amerikaner ist unter anderem Globetrotter, Schriftsteller, Consultant sowie CEO und Leiter der Forschungsabteilung der Young China Group.

Das Besondere: Dychtwald spricht nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive mit Statistiken etc. über das Reich der Mitte, sondern berichtet von eigenen Erfahrungen und Erlebnissen. Denn er spricht fließend Mandarin und verbringt jedes Jahr mehrere Monate in China.

In seinem Buch thematisiert er nun nahezu alle wichtigen Punkte – sei es gesellschaftlich (Der gute Genosse: Homosexualität im Reich der Mitte), politisch (Wie die neue Generation ihre Regierung sieht) oder wirtschaftlich (Demonstrativer Konsum und der größte Konsumfeiertag der Welt).

Schon zu Beginn erklärt Dychtwald, warum das Junge China einzigartig ist: „Die chinesischen Millenials sind in einer Welt aufgewachsen, die sich um ein Vielfaches schneller verändert hat als unsere“, schreibt er. „Meine Freunde in China wuchsen in chinesischer Geschwindigkeit auf – ihre ganze Umgebung veränderte sich um ein Vielfaches schneller als die ihrer Altersgenossen weltweit -, und das wirkt sich auf sämtliche Aspekte ihres Lebens aus: auf ihr Weltbild, ihre Vorstellung von einem geeigneten politischen System, von einem 'guten' Produkt, von Schönheit, Bildung und Familie – auf ihr gesamtes Denken.“

Trotz oder gerade durch die derzeitigen Herausforderungen entwickelt sich die chinesische Währung Renminbi immer mehr zu einer normalen Fremdwährung für in China aktive Unternehmen. Mehr dazu lesen Sie hier:

Im ersten Kapitel beschäftigt sich der Autor dann mit Mythen, Sprache und anderen Mauern zwischen China und dem Rest der westlichen Welt. Er erklärt, warum Chinesen scheinbar besser die westliche Welt verstehen, also die westliche Welt China und dass man die Sprache sprechen muss, um Menschen und ein Volk kennenzulernen. Ein kleiner Auszug: „Dass die Welt China nicht richtig versteht, liegt vor allem in der Entscheidung des Landes, sich und seine Kultur hinter buchstäblichen und kulturellen Mauern zu verstecken. Als China Handelsbeziehungen zu anderen Ländern aufnahm, war es chinesischen Bürgern nicht erlaubt, Ausländern die Landessprache beizubringen. Auf Verstöße gegen dieses Verbot stand die Todesstrafe.“

Besonders spannend ist auch das Kapitel über Chinas Studenten mit dem Titel „Prüfungsungeheuer träumen von Innovation: Werden Chinas Superstudenten ihr Land neu erfinden?“. Darin beschreibt Dychtwald unter anderem Begegnungen mit Studenten, die von ihren (hervorragenden) Leistungen und ihrer Motivation sprechen, im Ausland studieren zu wollen. Er zeigt auch auf, warum die chinesischen Studenten als „Prüfungsungeheuer“ bezeichnet werden – und sich teilweise auch gegenseitig so nennen.

Ein Beispiel: „Der ehemalige Leiter eine Ingenieursfirma in Sichuan sagte mir einmal: ' Prüfungen sollten Aufschluss darüber geben, wie gut jemand einen bestimmten Gegenstand versteht. Das Einzige, was meine Ingenieursstudenten verstanden haben, ist, wie man eine Prüfung in Ingenieurswissenschaften besteht.“

Fazit: Jeder, der mit China geschäftliche Verbindungen hat, sollte das Buch lesen, um mehr über die jungen Chinesen und ihre Beweggründe zu erfahren.

Das sind die Industrietrends 2021

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(Bild: littlewolf1989 - stock.adobe.com)

Was sind die Trends für 2021? Wie schätzt die Industrie die wirtschaftliche Lage ein? PRODUKTION hat beim VDMA, VDW, ZVEI und den Unternehmen ZF und Ceratizit nachgehakt. Wir wollten wissen:

Welche Schulnote würden Sie der Konjunktur für das Jahr 2021 geben? Was erwarten Sie von der neuen US-Regierung für die deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen? Die Antworten gibt es hier. 

Wie hat Corona die Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmen verändert? Hier geht es zum zweiten Teil der Industrietrends.

Werden die Firmen Lieferketten infolge des Corona-bedingten Zusammenbruchs der Supply Chains dauerhaft anpassen? Werden die Lieferketten wieder regionaler? Alles zum Thema Lieferketten lesen Sie hier.

(Bild: littlewolf1989 - stock.adobe.com)

Corona und die Folgen

Buchcover "Die neue Aufklärung" von Marcel Fratzscher mit dem Autor auf dem Cover
Marcel Fratzscher beschäftigt sich in "Die neue Aufklärung" mit den Folgen der Coronakrise - (Bild: Berlin Verlag/Piper Verlag)

Und dann ist ja noch das Dauerthema Corona. Wer das Corona-Jahr 2020 mit all seinen Folgen nochmal Revue passieren lassen und Schlüsse für die Zukunft ziehen möchte, der wird bei Marcel Fratzschers Buch „Die neue Aufklärung. Wirtschaft und Gesellschaft nach der Corona-Krise“ fündig werden. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) beschreibt in seinem Werk die Corona-Lage – sowohl für Europäer als auch in anderen Teilen der Welt –, wie die politische Lage ist und welche wirtschaftlichen Auswirkungen die Pandemie hat.

Er blickt aber auch in die Zukunft uns sagt, Corona könnte ein Wendepunkt sein und ein Zeitalter der Aufklärung einläuten, dass die Herausforderungen unserer Zeit meistert. Er beschreibt, was für ihn Aufklärung ist und welche Befürworter und Kritiker es gibt.

Das Buch sei sein Versuch als Wissenschaftler, Erkenntnis zu ziehen aus dem, wie Politik, Gesellschaft und Wirtschaft auf die noch nie dagewesene Krise reagieren und wie werde.

Dazu skizziert er die wichtigsten Fakten und Entwicklungen der Pandemie, um besser darstellen zu können, warum sie unser Leben so grundlegend verändert. Darauf aufbauend erklärt er die wirtschaftlichen Folgen. Er geht dabei nicht nur auf die Industrie – zum Beispiel die Auswirkungen auf die Lieferketten – ein, sondern auch auf das Konsumentenverhalten. Das ändert sich zum Beispiel durch Kurzarbeit.

Im Wirtschafts-Teil des Buches beschreibt er außerdem die Fallstricke von Prognosen und erklärt die verschiedenen Wirtschaftsszenarien. Dabei ist ein guter roter Faden erkennbar: Fratzscher beschreibt die Pandemie von Beginn und erklärt, warum darauf aufbauen warum bestimmte Beschlüsse zustande gekommen sind.

Ein wichtiger Punkt: Er erklärt. Warum die verschiedenen Ziele der Gesundheit, Wirtschaft und die Grundrechte nicht zwangsläufig miteinander im Widerspruch stehen müssen. Denn eine starke Ausbreitung des Virus mit vielen Infizierten sowie Angst und fehlendes Vertrauen sei auch für Unternehmen hinderlich. Gleichzeitig sei auch eine gut funktionierende Wirtschaft wichtig, um über Jahre ein leistungsfähiges Gesundheitssystem aufrechterhalten zu können.

Weitere Themen sind unter anderem die Einordnung der riesigen Wirtschafts- und Konjunkturprogramme, die Fratzscher im Großen und Ganzen positiv sieht. Er spricht aber auch negatives an, beispielsweise die große Innovationsschwäche Deutschlands.

Ein weiterer Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Thema Wissenschaft versus Medien und Politik, in dem es unter anderem um die Macht der Wissenschaft und Konflikte zwischen Wissenschaft und Medien geht.

Ein kluges Buch, das die momentane Situation gut einordnet und einen Ausblick gibt, auf das, was kommen könnte.

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