Die deutsche Wirtschaft in Moskau hat zu einer engeren Zusammenarbeit beim Klimaschutz zwischen der Europäischen Union und Russland aufgerufen. Grüne Themen seien auch in Zeiten politischer Spannungen und Sanktionen eine Chance für eine Annäherung, teilte die deutsch-russische Auslandshandelskammer (AHK) am Donnerstag vor einer Nachhaltigkeitskonferenz mit. "Der Klimaschutz ist auch in Russland ganz oben angekommen und inzwischen Chefsache", sagte AHK-Präsident Rainer Seele. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Mittwoch auch mit dem US-Klimabeauftragten John Kerry telefoniert, der sich in Moskau zu Gesprächen aufhielt.
Für die deutsche Wirtschaft gebe es große Chancen, im Bereich Nachhaltigkeit und Energie Zukunftstechnologien auf den russischen Markt zu bringen, sagte Seele. Als Beispiel nannte er eine mögliche Kooperation mit russischen Konzernen wie Gazprom und Rosatom im Bereich Wasserstoff. Russland komme als flächenmäßig größtem Land der Erde beim Kampf gegen den Klimawandel eine Schlüsselrolle zu. Die AHK unterstützt nach eigenen Angaben etwa die Entwicklung eines russischen CO2-Emissionshandelssystems, das dann auch in das EU-System integriert werden soll.
Historische Chance
Die AHK stellte bei der Konferenz mit Managern und Klimapolitikern in Moskau ein Positionspapier zur Zusammenarbeit beim Klimaschutz vor. "Wir stehen vor der historischen Chance, die seit mehr als einem halben Jahrhundert gewachsene erfolgreiche Energiepartnerschaft zwischen Russland und Deutschland bei Öl und Gas auch im Bereich der erneuerbaren Energien fortzuschreiben", sagte der AHK-Vorstandsvorsitzende Matthias Schepp.
Er sieht "einen radikalen Gesinnungswandel in der russischen Machtelite", sich nun stärker mit Klimafragen zu befassen. "Es ist wichtig, dass auch die Europäische Union den Gesprächsfaden mit Russland noch intensiver aufnimmt", sagte Schepp. Die AHK gilt mit rund 1.000 Mitgliedern als größter ausländischer Wirtschaftsverband in Russland.