Ein weißes Tesla-Auto mit Lapp-Ladekabel

Lapp will sich auch im Bereich Elektromobilität etablieren. Das Bild zeigt ein Tesla-Auto mit Lapp-Ladekabel. - (Bild: Lapp)

Herr Stawowy, Lapp schreibt auf seiner Website „Lapp verbindet“. Wie war das denn in der Coronakrise? Konnten Sie Ihr Versprechen einhalten oder mussten Sie auch mit Problemen kämpfen?

Georg Stawowy: Durch die Coronakrise mussten wir kurzfristige Reaktionen zeigen in Bezug auf die Hygienevorschriften, aber auch die Lieferkette. Ich muss sagen, das ist richtig, richtig gut gelaufen. Wir haben in unseren Standorten in Asien nicht eine Infektion gehabt. Weltweit hatten wir zehn bis zwölf Mitarbeiter, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das Virus hat sich also nicht im Unternehmen ausgebreitet und das war auch der Hauptgrund, warum wir die Lieferfähigkeit aufrechterhalten konnten.

Man muss auch dazu sagen, dass unsere Kunden zu Beginn der Krise tendenziell mehr Kabel bestellt haben, weil keiner wusste, wie es weitergeht. Als es im März dann den Lockdown gab und viele schon zu Hause waren, hatten wir noch einen relativ hohen Auftragseingang.

Das heißt Kurzarbeit war bei Ihnen kein Thema?

Stawowy: Doch. Im April und Mai war es leider erforderlich, dass weite Teile unserer Mitarbeiter in Deutschland in Kurzarbeit gehen mussten. In den vergangenen zwei Monaten hatten wir deutliche Auftragseinbußen.

Georg Stawowy, Vorstand für Innovation und Technik bei Lapp.
Weil sich das Coronavirus nicht im Unternehmen ausbreiten konnte, konnte Lapp die Lieferfähigkeit aufrechterhalten, sagt Georg Stawowy, Vorstand für Innovation und Technik. - (Bild: Lapp)

Zurück zum Thema Lieferketten: Viele Unternehmen denken momentan darüber nach, Produktionen wieder nach Deutschland oder Europa zu verlagern. Gibt es bei Ihnen auch solche Überlegungen?

Stawowy: Bei Lapp hatten wir schon immer die Strategie, wir produzieren lokal für lokal. Das heißt, wir produzieren nicht in China, um die Ware dann nach Deutschland zu liefern. Wir produzieren in China für China. Das hat unter anderem mit lokalen Normen zu tun, aber auch um direkt im Markt zu sein. Die Diskussion darüber ist also nicht so revolutionär für uns. Was sich durch Corona im gesamten Markt ändern wird, sind die Entscheidungen rund um Supply Chain.

Auf Ihrer Pressekonferenz haben Sie gesagt, dass der Bereich E-Mobilität bei Lapp noch wie ein Start-up ist. Welchen Stellenwert soll Elektromobilität in den nächsten Jahren einnehmen?

Stawowy: E-Mobilität soll eine feste Säule der Lapp-Geschäfte werden. Wie groß der Umsatz mal werden wird und wie viel Prozent vom Gesamtumsatz E-Mobilität einnehmen wird, wissen wir nicht. Das hat damit zu tun, dass Elektromobilität einfach ein komplett anderer Geschäftstyp mit einer sehr schnellen Entwicklung ist. Es gibt derzeit 400 Firmen, die sich mit dem Laden von E-Autos beschäftigen. Das Ziel ist aber auf alle Fälle, dass Elektromobilität ein eigenständiger Bereich der Lapp-Gruppe wird.

Gibt es dafür einen Zeitplan?

Stawowy: Ja, aber da will ich momentan nicht ins Detail gehen.

Lapp setzt bei seinen Zukunftsthemen auf Elektromobilität. Was sagen Sie dann zur Wasserstoff-Initiative?

Stawowy: Ich finde die richtig gut. Seit dem Chemieunterricht finde ich das Thema Wasserstoff super und die Technologie faszinierend. Wasserstoffautos sind aber einfach noch weiter von einer flächendeckenden Nutzung entfernt als E-Autos. Die Technologie wird E-Autos nicht im Keim ersticken. Es wird eher eine Co-Existenz geben. Wie dann der Mix ist, wird länderspezifisch verschieden sein, weil es unterschiedliche Infrastrukturen gibt. Ich finde es aber richtig, dass es die Initiative gibt.

Sie haben also keine Angst, dass Wasserstoff ihr Geschäft beeinträchtigen könnte?

Stawowy: Nein. Ich habe grundsätzlich überhaupt keine Angst, dass der Kabelmarkt dann zusammenbricht. Kabel werden immer gebraucht werden.

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Es werden immer wieder die unterschiedlichsten Gründe gegen E-Autos genannt. Sei es das Thema Ladestationen oder die Reichweite. Jetzt möchte Tesla eine Fabrik in Deutschland bauen. Wird dass das Thema Elektromobilität in der Öffentlichkeit beeinflussen?

Stawowy: Je mehr Elektroautos es gibt, desto mehr Akzeptanz wird es geben. Viele haben noch nie ein E-Auto gefahren. Ich bin mir sicher, dass durch das Werk in Deutschland die Neugier wachsen wird. Tesla ist dann nicht mehr weit entfernt und man wird nicht mehr so den Eindruck haben, dass nur Celebrities in den USA diese Autos fahren. Tesla ist dann vor der Haustür und wird vielen Familien Arbeit geben. Die Menschen werden sich dann sicherlich auch fragen, warum deutsche Autobauer wie Mercedes und BMW sich nicht früher mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt haben. Wir sollten froh sein, dass Elon Musk sich für Brandenburg und nicht für Polen entschieden hat.

Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Lieferketten beeinflusst, sondern auch die Ausbildungen in den Betrieben. Wie läuft die Ausbildung bei Lapp momentan ab?

Stawowy: Viele unserer Azubis sind im Homeoffice. Wir haben eine virtuelle Lernplattform aufgebaut, in der Schulungen angeboten werden. Wir mussten zu Beginn der Krise einen schnellen Weg finden, die Ausbildung weiter fortzusetzen. Viele Produktionsstätten waren aber nicht einen Tag geschlossen. Das heißt, dort haben die Azubis unter den entsprechenden Hygienevorschriften weitergearbeitet. Auch die Azubi-Werkstatt lief weiter.

2020 ist nun schon zur Hälfte vorbei. Wie schätzen sie die weitere wirtschaftliche Entwicklung bis Ende des Jahres ein?

Stawowy: Ich bin nicht grundsätzlich pessimistisch, aber man muss realistisch bleiben: Der Umsatz wird signifikant unter dem Vorjahr bleiben. Es gibt aber gewisse Tendenzen: Der Auftragseingang geht wieder hoch, was aber teilweise auch Nachholeffekte aus den sechs Wochen Lockdown sind. Wir sind auf alle Fälle noch nicht am Ende der Krise. Man muss auch dazu sagen, dass es schon vor Corona eine deutliche wirtschaftliche Abkühlung gab. Diese Rezession wird jetzt verstärkt.

Und wie geht es mit der Kurzarbeit bei Ihnen weiter?

Stawowy: Wir sind noch bis Ende September in Kurzarbeit, mit der Option, dass sie verlängert werden kann. Derzeit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass wir die Kurzarbeit verlängern müssen.  

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