Pressekonferenz des VDMA auf der Hannover Messe.

Pressekonferenz des VDMA auf der Hannover Messe. - (Bild: Wilk)

„Zwar puffert die vorhandene Auftragsreichweite von durchschnittlich 8,5 Monaten die Produktion in den ersten Monaten des laufenden Jahres noch gut ab“, sagte VDMA-Präsident Carl Martin Welcker auf der Wirtschaftspressekonferenz des Verbands zum Auftakt der Hannover Messe 2019.

Mit einem abermaligen Zuwachs der Beschäftigten um 33.000 auf 1,065 Millionen Menschen (in Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern) sowie gut 1,3 Millionen Erwerbstätigen insgesamt bleibe der Maschinenbau auch weiterhin der größte industrielle Arbeitgeber im Land.

„Aber die Konjunkturdynamik ebbt ab, sowohl im Aus-, als auch im Inland. Und die politisch verursachten Risiken auf wichtigen Absatzmärkten zeigen Wirkung, ohne dass Lösungen in Sicht sind“, warnte er. Daher senkt der VDMA seine Produktionsprognose für 2019 von bisher real plus 2 auf plus 1 Prozent, erläuterte Welcker.

Exportquote erreicht 79 Prozent

Die Bedeutung von Export und freien Marktzugängen ist für die Maschinenbauer aus Deutschland im vergangenen Jahr nochmals leicht gestiegen. 2018 erreichte die Branche eine Exportquote von fast 79 Prozent.

Die Ausfuhren legten im vergangenen Jahr um real 4 Prozent auf knapp 178 Milliarden im Vergleich zum Vorjahr zu, der gesamte Umsatz im Maschinenbau erreichte 2018 den Rekordwert von 232,5 Milliarden Euro (plus 1,3 Prozent), die Produktion wuchs um real 2,1 Prozent.

„Wir hatten ursprünglich ein Produktionsplus von 5 Prozent für 2018 prognostiziert, aber Materialknappheiten und Engpässe im Personal verhinderten ein solches Wachstum. Zudem haben sich viele Unternehmen aufgrund der wachsenden Unsicherheiten und Risiken zurückgehalten, die für eine höhere Produktion nötigen Kapazitäten aufzubauen“, erläuterte der VDMA-Präsident.

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Handelsdispute dürfen nicht weiter eskalieren

Die Vereinigten Staaten konnten 2018 ihren Platz als größter Einzel-Absatzmarkt der Maschinenbauer aus Deutschland knapp verteidigen. Amerikanische Kunden dürften auch in diesem Jahr unter anderem in die Automatisierung ihrer Produktion investieren.

Allerdings lassen die positiven Effekte der US-Unternehmenssteuerreform allmählich nach. Auf dem zweitgrößten Einzelmarkt China rechnet der VDMA ebenfalls mit einer schwächer werdenden wirtschaftlichen Dynamik. J

edoch sollte der Wille der chinesischen Regierung, den Masterplan „Made in China 2025“ umzusetzen, für weitere Investitionen und damit für Exportchancen sorgen. „Über allem schwebt aber die Gefahr eines sich weiter verstärkenden Handelsstreits zwischen China und den USA“, schränkte Welcker ein. „Wir hoffen auf eine baldige De-Eskalation der Lage.“

Das gilt auch für den immer noch schwelenden Handelsstreit der USA mit der EU. Europa muss strategische Antworten finden auf den Versuch von US-Präsident Donald Trump, amerikanisches Recht mit Hilfe von extra-territorialen Sanktionen überall auf der Welt durchzusetzen.

Zugleich gilt es, die engen und über Jahrzehnte gewachsenen Handelsbeziehungen über den Atlantik nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Der VDMA fordert daher mit Nachdruck, dass die EU nun rasch die Verhandlungsmandate für ein schlankes Freihandelsabkommen mit den USA erteilt und damit nicht bis nach den Europawahlen wartet.

Das Ergebnis eines solchen Freihandelsabkommens muss die Abschaffung aller Industriezölle und technischer Handelshemmnisse sein, sowie die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen.

Industriepolitik muss dem Mittelstand nutzen

Positiv bewerten die Maschinenbauer, dass sowohl in Deutschland, als auch in der EU wieder über Industriepolitik und die notwendige Flankierung der Industrie im globalen Wettbewerb debattiert wird. „Das war ebenso richtig wie überfällig“, betonte Welcker.

Insbesondere der digitale Wandel wurde in Berlin und Brüssel zu lange zu wenig beachtet. Kritisch sieht der VDMA allerdings die Überlegungen der Politik, die Industrie noch stärker regulieren und lenken zu wollen und dabei bestimmte Technologien zu bevorzugen. „Wir benötigen marktwirtschaftliche Prinzipien und eine Technologieoffenheit. Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer oder Ingenieur“, mahnte der VDMA-Präsident.

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Machine Learning und Industrial Intelligence

Der digitale Wandel schreitet auch im Maschinenbau immer stärker voran. Wurden anfangs vor allem die eigenen Produkte Industrie 4.0-fähig gemacht und die Datenauswertung der Maschinen intensiviert, geht es nun verstärkt um neue Geschäftsmodelle und den Einsatz von Machine Learning sowie Industrial Intelligence in der Produktion.

Laut einer aktuellen Umfrage des VDMA ist der Anteil der Unternehmen, die eine Digitalisierungsstrategie für Produkte, Services und Prozesse festgelegt haben, inzwischen von 21 Prozent (2016) auf 40 Prozent (2018) gestiegen. Internet of Things-Plattformen haben inzwischen im Durchschnitt für drei Viertel der Unternehmen des Maschinenbaus eine Bedeutung und fast 30 Prozent haben auch schon entsprechende Lösungen im Einsatz. Zum Vergleich: 2016 waren diese Plattformen für mehr als 60 Prozent der Unternehmen noch unbekannt oder hatten keine Relevanz.

Hohe Investitionen in Künstliche Intelligenz

Große Chancen, die eigene Technologieführerschaft zu sichern und auszubauen, rechnen sich die Unternehmen auch durch den zunehmenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Produktion aus. Deutsche Maschinenbauer wollen im Jahr 2019 hochgerechnet zwischen 400 und 500 Millionen Euro in die Entwicklung, beziehungsweise den Einsatz von KI/Machine Learning-basierten Lösungen investieren.

Das wären gut 6 Prozent der gesamten Investitionssumme im Maschinenbau. Zwei Drittel der befragten Unternehmen investieren bereits in diesen Bereich. Als Hürden auf diesem Weg erweisen sich insbesondere fehlendes und qualifiziertes Datenmaterial, das zum Anlernen der Algorithmen gebraucht wird, sowie fehlendes qualifiziertes Personal.

Der VDMA setzt sich hier ein, indem er zum Beispiel über seine Nachwuchsstiftung neue Anforderungen an die Berufsschulen und Ausbilder heranträgt. Auch wurden die Anforderungsprofile für die Ingenieurausbildung überarbeitet. „Andere Länder wie China oder die USA mögen uns in der Grundlagenforschung zur Künstlichen Intelligenz voraus sein.

Aber der Mehrwert entsteht erst durch die zielgerichtete Kombination von Algorithmen mit realer Physik. Darin liegt die Stärke des Maschinenbaus“, sagte Welcker. Umso wichtiger sei es, dass auch kleinere Betriebe nun den Nutzen und die Möglichkeiten von Machine Learning und Künstlicher Intelligenz erkennen.

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Erfolgsgeschichte OPC UA

Zu einer Erfolgsgeschichte für den Maschinenbau und den VDMA hat sich das Thema Maschinenkommunikation entwickelt. Damit Maschinen und Anlagen fehlerfrei und herstellerunabhängig vernetzt werden und miteinander kommunizieren können, hat sich die Industrie vor einigen Jahren auf eine einheitliche Schnittstelle für die digitale Produktion geeinigt: OPC UA (Open Platform Communication Unified Architecture).

Sie befähigt die Endkunden, flexibler in ihrer Produktion zu agieren. Was im Büro mit dem USB-Standard schon lange möglich ist, wird nun in der Produktion Realität.

Damit ist aber nur das Grundvokabular für die Machine-to-Machine-Kommunikation gesetzt. Jetzt müssen für alle Maschinentypen sogenannte OPC UA Companion Specifications (Begleitspezifikationen) entwickelt werden.

Weltsprache der Produktion

 

Der VDMA versteht sich als internationales Gravitationszentrum für diese Bewegung, die im engen Schulterschluss mit der OPC Foundation vorangetrieben wird. „Wir definieren hier die Weltsprache der Produktion - Made in Germany“, betonte Welcker.

Der VDMA leistet dabei zusammen mit seinen Mitgliedsfirmen, Industriekunden und Zulieferern entscheidende Arbeit. Bereits heute sind rund 350 Maschinenbaufirmen in den jeweiligen VDMA-Arbeitskreisen beteiligt – Tendenz stark wachsend. „Nur so wird in der Fabrik ein, plug and work‘ möglich“, erläuterte Welcker. Wir schaffen sozusagen die Universalfernbedienung – und das geht theoretisch für alle Maschinentypen.“

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