
Dem Maschinenbau geht es mit Ausnahme weniger Teilbranchen gut. Umso erstaunlicher, dass ein Unternehmen wie Drossbach pleite ging . (Bild: arahan - Fotolia.com)
von Tino Böhler
RAIN AM LECH (ilk). „Ich wollte Drossbach in trockene Tücher bringen, habe es aber trotz guter Unterstützung durch Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten leider nicht geschafft“, bilanziert Drossbach-Geschäftsführer Rainer Born. Jetzt gilt es die 55 Arbeitsplätze (von einmal 200 in den besten Jahren) zu retten. Insolvenzverwalter Martin Hörmann ist zuversichtlich: „Es werden derzeit bereits konkrete Gespräche mit mehreren potenziellen Investoren geführt.“ Im Jahr 1919 als Produzent von Rohren gegründet, entwickelte und produzierte die Drossbach GmbH & Co. KG in den vergangenen Jahren in erster Linie Maschinen für die Herstellung von Kunststoff-Wellrohrsystemen für die Anwendungsbereiche Abwasser, Regenwasser, Drainage und Kabelschutz, sowie Metallrohrmaschinen für die in der Lüftungstechnik und dem Schornsteinbau benötigten Metallrohre. Gerhard Martin, seit 1990 amtierende Bürgermeister in Rain: „Die Firma ist das älteste Industrieunternehmen der Stadt.“
Rainer Born: „Wir haben eine starke Kundenbasis: über 500 Drossbach-Maschinen- und Produktionslinien – Verkaufswert fünf bis sechs Millionen Euro – stehen heute in Unternehmen rund um die Welt und produzieren erfolgreich Kunststoffrohre.“ Das Highlight bei Drossbach war das System HD 1800, eine der weltweit größten Wellrohrmaschinen, die Rohre mit einem Durchmesser bis zu 1,8 Meter produziert und vor allem den amerikanischen Markt adressiert. Doch wie ist es dann möglich, dass ein am Markt so erfolgreiches und nachweislich innovatives Maschinenbauunternehmen innerhalb von nicht einmal vier Jahren und dann noch in Zeiten voller Auftragsbücher in die Insolvenz schlittert? Als Drossbach dann die Krise und die Investitionsstopps 2009 so richtig hart erwischte, mussten die Verantwortlichen extrem auf die Bremse treten und ab Mitte 2010 ein ebenfalls hartes Restrukturierungsprogramm fahren, dessen letzte Folge nicht die Insolvenz hätte sein müssen, wie Rainer Born weiter ausführt: „Wir haben heute nur noch 40% der Fixkosten von 2009, eine gute Kundenresonanz und eine gute Auftragslage, aber wir können unsere Aufträge nicht mehr finanzieren.“ Doch weder die Drossbach-Gesellschafter – die Multiplast-Gruppe und die dahinter stehenden Gesellschaften – konnten oder wollten helfen, noch die Banken. „Ich möchte nicht sagen“, umschreibt Born die Situation, „dass uns unsere Gesellschafter im Regen stehen ließen, aber sie gaben uns auch keinen Regenschirm in dieser unsicheren Zeit.“
Die Suche nach Beteiligungen und Investoren in 2011 – auch in Kundenkreisen – verlief bis heute ergebnislos. Selbst ein Verkauf wäre schon 2011 möglich gewesen, die Gesellschafter gaben dem Geschäftsführer freie Hand. Bürgermeister Martin hat Hoffnung und sieht seine Stadt in der Pflicht: „Ich hoffe für alle diejenigen, die die Firma jetzt verlassen müssen, auf eine schnelle Anschlussbeschäftigung.“ Man stehe als Unterstützung für jeden Investor zur Verfügung.
aus Produktion Nr. 8, 2012