Der Maschinenbauer Zollern hat sein Werk in Aulendorf an Audita Consult, eine Gesellschaft für Wirtschaftsprüfung und Unternehmensberatung aus Hannover, verkauft. "Wir wollen uns in Zukunft auf unsere Kerngeschäftsfelder Antriebstechnik, Feinguss, Stahlprofile, Sandguss und Schmiede konzentrieren", sagte Raik Flämig, Geschäftsführer des Bereichs Antriebstechnik und Sprecher der Zollern-Gruppe, der 'Schwäbischen Zeitung' (Montag). In dem Werk in Aulendorf arbeiten nach Angaben von Zollern 84 Menschen.
Zum Preis, den Audita Consult für das Aulendorfer Werk zahlt, machte Flämig keine Angaben. Branchenexperten schätzen den Wert der Produktion auf fast zehn Millionen Euro. Audita Consult wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Geschäft und zu den Plänen äußern, die das Unternehmen mit dem Kauf des Aulendorfer Werkes verfolgt.
Daneben erklärte das Unternehmen in einer Pressemitteilung: Parallel zum Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm der vergangenen Monate, zu dem sich Zollern wegen massiven Marktveränderungen in der Automobil-, Luftfahrt- und Maschinenbauindustrie gezwungen sah, hat das Unternehmen ein umfassendes Investitionsprogramm für seine süddeutschen Standorte Laucherthal und Herbertingen beschlossen. Das Gesamtvolumen der Investitionen für die nächsten drei Jahre beträgt mehr als 60 Millionen Euro und umfasst, neben den notwendigen
Rationalisierungsinvestitionen am Hochlohnstandort Deutschland, insbesondere Investitionen für neue Produkte und Prozesse auf der Basis der laufenden strategischen Forschungs- und Entwicklungsprojekte.
Warum sich Zollern fokussieren muss
Hierzu zählt für das Geschäftsfeld Antriebstechnik unter anderem die Erweiterung der mechanischen um die elektrische Antriebstechnik und die Nutzung digitaler Technologien für Condition Monitoring und After Sales. Im Geschäftsfeld Feinguss wird in Fertigungsanlagen zur Produktion von einkristallinen und gerichtet erstarrten Komponenten für die Luftfahrtindustrie und für die Energietechnik in einem neuen Werksgebäude investiert. Der Geschäftsbereich Sandguss und Schmiede erhält eine neuartige automatisierte Schmiedeanlage. Im Bereich Stahlprofile wurden in den vergangenen Jahren bereits umfangreiche Investitionen getätigt. Hier wird in Automatisierung, Optimierung des Fabriklayouts und weitere moderne Bearbeitungsanlagen investiert.
Die strategischen Investitionen und die Fokussierung des Unternehmens sind für Dr. Klaus F. Erkes, Vorsitzender der Geschäftsführung der Zollern-Gruppe, ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung des Unternehmens. „Unsere Märkte haben sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert, und die auf politischer Ebene forcierten Maßnahmen zur Dekarbonisierung beschleunigen den Strukturwandel in unseren Industrien weiter. Wichtige Kunden haben teilweise existenzielle Restrukturierungs- und Konsolidierungsprozesse durchlaufen und dabei ihre Entwicklungs- und Produktionsstandorte in Billiglohnländer verlegt."
Er erklärt weiter: "Beschleunigt wurde dieser Prozess durch die Corona-Pandemie. Aus diesem Grunde waren wir selbst gezwungen, schnelle und auch schmerzhafte Kostensenkungsprogramme durchzuführen. Dies hat es ermöglicht, unsere Firmengruppe mit positiven Ergebnissen durch die Pandemie zu führen. Neben den notwendigen und kurzfristigen Maßnahmen der Krisenbewältigung haben wir parallel dazu, durch beschleunigte Forschung und Entwicklung sowie umfassende Investitionsentscheidungen, die Weichen für die Zukunft gestellt. Um dies zu ermöglichen, musste und muss sich Zollern zukünftig verstärkt fokussieren."
Quellen: Dpa, Zollern