Herausforderung Medizintechnik: Bei Implantaten (im Bild ein Schultergelenk) sind

Herausforderung Medizintechnik: Bei Implantaten (im Bild ein Schultergelenk) sind Oberflächenqualität, Präzision und kurze Bearbeitung gefragt. Ebenso wichtig ist, dass der Hersteller auf alle Daten zugreifen und Maschinenverbünde vernetzen kann . (Bild: Siemens)

von Annika Mentgen und Klaus Hiemer
LANDSBERG. „Die Medizintechnikunternehmen suchen Fertiglösungen und verlangen von den Unternehmen, intensiver miteinander zu arbeiten. Firmen aus den Bereichen Drehen, Fräsen und Schleifen, die bislang recht autark gearbeitet haben, müssen sich immer mehr vernetzen“, sagt Gregor Bischkopf, Branchenexperte beim Messeveranstalter UBM Cannon.

„Es genügt schon lange nicht mehr, nur eine Bearbeitungsmaschine anzubieten“, ergänzt Dr. Oliver Gerent, Leiter der Schütte Schleiftechnik. Wirtschaftliche Lösungen könnten die Komplettbearbeitung auf einer Maschine oder die Projektierung einer Turnkey-Lösung sein, also die abgestimmte Verknüpfung verschiedener Bearbeitungsverfahren und -maschinen miteinander. Neben dem Drehen, Fräsen und Schleifen spielen die Kunst- und Klebstoffe, Lasertechnik, Robotik, Sensorik und IT Schlüsselrollen auf dem Wachstumsmarkt Medizintechnik mit einem Weltmarktvolumen von rund 220 Mrd Euro. Das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM (Bremen) stellte kürzlich mit dem Laserschmelzen ein neues Verfahren vor. Dabei bringt ein hauchfeiner Laserstrahl Werkstoffpulver in fast jede gewünschte Form. „Mittlerweile ist das Laserschmelzen eine reife Technologie. Zum Anfertigen medizinischer Implantate hat sie sich bereits etabliert“, sagt Dipl.-Ing. Claus Aumund-Kopp vom IFAM.

Auch die Roboterhersteller springen auf den ‚Medizin-Zug‘ auf. Fast alle haben bereits Roboter in Reinraumausführung im Portfolio. Ob die ProSix-S5-Roboter von Epson oder die ganze Cleanroom-Baureihe RX/TX von Stäubli – geeignete Produkte für die hohen Anforderungen der Medizintechnik gibt es also auf dem Markt. Dass dieser großes Potenzial für die Robotikindustrie bereit hält, bestätigt auch ihr Fachverband VDMA Robotik + Automation. Die Experten prognostizieren innerhalb der Medizintechnik weltweit Chancen für eine erhebliche Zunahme der Roboter-investitionen. „Die Medizintechnik steht erst am Beginn einer Phase intensiver Automatisierung“, sagt Stefan Sagert, Leiter der VDMA-Fachabteilung Robotik.

Doch nicht nur die Investitionsbereitschaft der Branche steigt, auch die technologischen Ansprüche der Medizintechnik deutlich nehmen immer mehr zu: Beispiel Schweißen von Herzschrittmacher-Kontakten. Rofin Sinar entwickelte ein neues Verfahren, das mit einem Mix aus roten und grünen Strahlen arbeitet. Dadurch wurde die Prozess-Verlässlichkeit verbessert. „Dies wurde von der Medizintechnik gefordert“, sagt Dipl.-Ing. Christian Wissing.

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