Fang Hongbo

"Wir haben nicht vor, Kuka zu dominieren. Dies ist eher ein Schulterschluss, der beiden Seiten viel bringt", sagt Fang Hongbo, Firmenchef von Midea und Groß-Investor bei Kuka. - (Bild: Deutsche Messe)

Im chinesischen Perlfluss-Delta leben auf einer Fläche, welche der von Baden-Württemberg entspricht, über 100 Millionen Menschen. Dort werden etwa 40 Prozent von Chinas Wirtschaftsleistung erzielt. Aktuell entsteht dort Chinas Hightech-Cluster. Etwa 20 Kilometer südlich von Guangzhou (Kanton), der Hautstadt der Provinz Guangdong, liegt die 8-Millionen-Stadt Foshan, zu Deutsch Buddaberg.

Im südlichen, etwa 2 Millionen Einwohner zählenden Stadtbezirk Shunde hat der Haushaltsgeräte-Hersteller Midea seinen Stammsitz. Die Stadtregierung von Foshan errichtet hier nach hannoveranischem Vorbild die Robotation Academy Foshan (RAF). Viele Konzerne, die in der Robot Academy Hannover mitwirken – wie Phoenix Contact, Lenze, Kuka oder Harting – beabsichtigen dies auch in Foshan zu tun. Harting unterzeichnete dazu bereits einen Vertag, war auf der vergangenen Hannover Messe zu hören.

Auf dem Weg zur Nummer Eins

Midea-Firmenchef Fang Hongbo reiste zu der Eröffnung der RAF mit einer großen chinesischen Delegation nach Hannover. Midea machte in Deutschland erstmals Schlagzeilen, als es den deutschen Roboterbauer Kuka kaufte. „Wir sind aber immer noch ein deutsches Unternehmen, nur unser Haupt-Anteilseigner kommt aus China. Und Midea gab eine Standortgarantie, hält seine Zusagen ein, investiert,“ erklärt ein Kuka-Unternehmenssprecher. Kuka möchte mit Hilfe von Midea Nummer eins im größten Markt der Welt für Roboter werden, so Kuka-Chef Till Reuter. Ein neuer Bereich sollen technisch anspruchsvolle Haushaltsroboter für den privaten Bereich werden.

„Kuka ist ein globaler Player, aber noch nicht genug global aufgestellt“, erklärte Fang auf der Hannover Messe. Der freundlich und eher bescheiden auftretende Unternehmenschef hatte symbolisch die orange Kuka-Krawatte umgebunden. „Wir haben keinesfalls vor, Kuka zu dominieren. Dies ist eher ein Schulterschluss, der beiden Seiten viel bringt“, beruhigte Fang. Das Umsatzpluss von Kuka erreichte im ersten Quartal dieses Jahres 20 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter stieg innerhalb eines Jahres um fast zehn Prozent.

Die Übernahme ist für Midea nur ein weiterer Schritt bei der Globalisierung des Konzerns, eine Übernahme von vielen. „Wenn wir passende Unternehmen finden, ist Midea natürlich an einem Erwerb interessiert, auch in Deutschland,“ sagte Fang. „Wir müssen begreifen, dass Übernahmen aus China etwas Stinknormales sind“, konterte Tang Zheng von der Investitionsförderung des Chinesischen Handelsministeriums in Hannover Kritik an Chinas Übernahmen. „Das ist die Globalisierung - das ist ein Trend, den keiner stoppen kann, weder in den USA noch in China“, ergänzte Fang.

Zwar sind deutsche Unternehmen als Übernahmekandidaten oder Technologiepartner begehrt, aber es gibt weltweit auch viele andere Konzerne, die für Chinas Industriegiganten von Interesse sind. Auf der Hannover Messe war Midea lediglich mit Guangdong Midea-Yaskawa vertreten, seinem Joint-Venture mit dem japanischen Roboterkonzern.

Deutsche Investoren locken

Die Robotation Academy, welche im November in Foshan öffnen soll, ist eine 100-prozentige Tochter der Stadtregierung Foshan. Die Beteiligung der Deutschen Messe ist „eher als ein dauerhaftes Franchise-System zu bezeichnen“, erklärte Thomas Rilke, der das Vorbild, die Robotation Academy in Hannover leitet. Die Robotation Academy Foshan ist in eine neues Messegelände integriert, welches die Stadtregierung ebenfalls mit der Deutschen Messe plant. Foshan hat auch ein deutsches Innovationszentrum I4.0 errichtet.

Mit diesen Aktivitäten versucht Südchina nicht nur Technologie zu entwickeln, sondern auch deutsche Investoren zu locken. Während im Großraum Shanghai nach Recherche von Produktion 621 Fabriken deutscher Konzerne arbeiten, sind dies in Guangdong lediglich 94.

In China werden in den nächsten Jahren 40 % aller Industrieroboter installiert, prognostiziert die International Federation of Robotics (IFR). Manche Fabrik in Südchina ist bereits umfassender vollautomatisiert, als moderne Fabriken in Europa, was durch hohe Stückzahlen und steigende Löhne getrieben wird.

Kuka: Der Weg zum Erfolgsunternehmen

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