Jörg Jung Chef von Infor

Er leitet die Geschicke von Infor in Europa: Jörg Jung. - (Bild: Infor)

Herr Jung, wie fällt bis dato Ihr Fazit als Geschäftsführer aus?

Wir haben ein extrem erfolgreiches erstes Jahr hingelegt. Wir haben substantielles Wachstum, sowohl mit unseren Bestandskunden, wie auch mit Neukunden generiert. Unser Potenzial scheint wirklich unerschöpflich zu sein. Wir haben jetzt eine gute Grundlage gelegt, um in den kommenden Jahren eine führende Rolle am Markt zu spielen.

Auf einer Skala von 1 bis 100, wo steht Ihr Unternehmen derzeit in Deutschland?

100 wäre vermessen. Denn das würde bedeuten, dass wir nichts mehr besser machen können. Deshalb würde ich uns irgendwo in den 90ern einordnen. Denn es gibt immer noch Dinge, die noch nicht so laufen, wie ich es gerne möchte. Gleichwohl sind wir sehr gut unterwegs. Ein Beispiel: Wir haben unser Cloud-Geschäft verzehnfacht. Und das sind substantielle Zahlen, die wir da bewegen.

…und was sind Ihre mittelfristigen Ziele?

Wir sind eine stolze Firma, sind allerdings am Markt nicht ganz so bekannt. Dabei haben wir alleine in der Region, die ich verantworte, schon 5.000 Kunden. Darüber hinaus können wir uns in puncto neuer Technologien, wie der Cloud, substantiell gegen unsere Wettbewerber durchsetzen. Und unser Anspruch ist es letztendlich, deutlich schneller zu wachsen als der Markt. Das heißt, wir wollen weiter Marktanteile gewinnen. Gleichzeitig wollen wir keine Bestandskunden verlieren – denn das war in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall. Das Ziel ist, unser Software-Business alle drei Jahre zu verdoppeln.

"Wir haben dort nun vor kurzem den wohl größten Cloud-Deal der Geschichte unterschrieben." - Jörg Jung, Infor

Das heißt, Sie müssen jedes Jahr um ca. 27 Prozent wachsen. Das ist für ein großes, gewachsenes Unternehmen deutlich über Marktdurchschnitt!

Ja, dennoch ist es unser Anspruch mit solchen Wachstumsraten aufzuwarten. Und wir schaffen das auch. Letztes Jahr lagen wir deutlich über diesen 27 Prozent.

Welche Branchen haben Sie bei Ihren Wachstumsplänen besonders im Blick?

Historisch kommen wir aus dem Manufacturing-Umfeld, also zum Beispiel Maschinenbau und Automobilindustrie. In diesen Branchen sind wir auch schon sehr stark und wachsen weiter. Wir haben aber auch einige Branchen in denen wir schon weltweit erfolgreich sind, die wir aber in Deutschland in der Vergangenheit noch nicht so stark penetriert haben. Das ist zum Beispiel die Prozessindustrie. Aber wir haben dort nun vor kurzem den wohl größten Cloud-Deal der Geschichte unterschrieben mit der Firma Intersnack. Darüber hinaus haben wir für die Zukunft den Distribution- und Retail-Sektor im Fokus. Außerdem werden die Service-Branchen immer wichtiger für uns. Das heißt, wir versuchen uns breit zu fächern – allerdings nicht so breit, wie es beispielsweise SAP macht. Insgesamt gibt es zwölf Kernbranchen, für die wir der führende Cloud-Industrieanbieter sind. Diese wollen wir auch in der Region, die ich verantworte, erfolgreich machen.

Wird es nicht irgendwann zu unübersichtlich, wenn Sie zu viele Branchen bedienen?

Aus vertrieblicher Sicht ist das sicher eine Herausforderung gewesen, die ich am Anfang in die richtigen Bahnen lenken musste. Ich habe aber die Teams nun isoliert aufgesetzt, so dass wir klare Verantwortlichkeiten für die diskreten Industrien haben, klare Verantwortlichkeiten für die Prozessindustrien haben und klare Verantwortlichkeiten für die angelagerten Industrien haben.

"Ich habe im letzten Jahr nicht einen Cloud-Deal an einen Wettbewerber verloren." - Jörg Jung, Infor

Welche technologischen Trends treiben Ihr Geschäft an?

Sicher ist das die Cloud. Wir sind mit Abstand die Nummer 1, was Cloud in Deutschland anbelangt. Ich habe im letzten Jahr nicht einen Cloud-Deal an einen Wettbewerber verloren – und das liegt nicht daran, dass wir nur einen Cloud-Deal hatten. Das liegt daran, dass wir in Sachen Cloud technologisch so weit voraus sind, dass es schon fast dramatisch ist. Wenn mein größter Marktbegleiter in puncto Cloud da wäre, wo wir sind, dann wäre Cloud in Deutschland schon deutlich weiter verbreitet als jetzt. Was uns dabei sehr weit nach vorne bringt, ist unsere strategische Partnerschaft mit Amazon Web Services (AWS). Dadurch haben wir eine gewisse Marktmacht, die wir dann natürlich auch ausnutzen – das möchte ich gar nicht verhehlen.

…und außer der Cloud?

Das ist sicherlich die digitale Transformation. Das ist natürlich nicht eine einzelne Technologie, sondern es sind viele Technologien im Verbund. Letztendlich steht der Begriff für die Frage: Wie mache ich mich fit für die Zukunft? Weil wir so viele Kunden haben, die sich mit dieser Frage beschäftigen, sind wir natürlich gefordert. Des Weiteren noch sehr wichtig ist das Thema Business Intelligence: Management- beziehungsweise Entscheidungs-Cockpits werden von den Kunden gefordert.

Wie wichtig sind Partnerschaften mit anderen Unternehmen für Sie?

Die meisten Software-Häuser gehen mit dem Thema Partnerschaften eher stiefmütterlich um. Das ist ein Riesenfehler. Mein größter Wettbewerbsnachteil gegenüber einigen Marktbegleitern ist die Größe des Ecosystems um uns herum. Wir haben sehr gute, verlässliche Partner mit denen wir extrem gut zusammenarbeiten, aber vom Volumen her, müssen wir deutlich mehr machen. So geht es jetzt darum, bestehende Partnerschaften auszubauen. Außerdem sind wir dabei, neue Partner für die Region Zentraleuropa zu finden.

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