PSA-Chef Carlos Tavares, GM-Chefin Mary Barra

PSA-Boss Carlos Tavares und GM-Chefin Mary Barra besiegeln den Opel-Verkauf ganz offiziell per Handschlag. - (Bild: Opel)

Der Deal ist besiegelt: Opel ist jetzt Teil von Peugeot-Citroën (PSA) und General Motors (GM) verabschiedet sich aus Europa. Rund 1,3 Milliarden Euro legen die Franzosen für den Rüsselsheimer Autobauer auf den Tisch – ein Schnäppchen, meinen Analysten.

„Ein niedriger Preis. Sieht so aus, als wollte GM seine Tochter auf jeden Fall loswerden“, sagt etwa Jürgen Pieper,  Head of Research Automobil beim Bankhaus Metzler, gegenüber ‚Produktion. Die niedrige Bewertung entspricht 7,4 Prozent des Umsatzes von Opel/Vauxhall, rechnete der Nachrichtendienst Dow Jones Newswires aus.

Zum Vergleich: Der Durchschnitt für Automobilhersteller auf dem europäischen Massenmarkt liegt laut Daten des Schweizer Bankhauses UBS bei 12 Prozent. Dazu kommt: Nur die Hälfte des Kaufpreises zahlt PSA in bar. Der Rest kommt in Form von Aktien-Optionen, die GM berechtigen, in fünf bis neun Jahren neue Peugeot-Aktien zu kaufen und sofort wieder zu verkaufen.

Darüber hinaus werden PSA und die französische Bank BNP Paribas gemeinsam 900 Millionen Euro in bar für das Bankgeschäft von Opel/Vauxhall auf den Tisch legen. Somit steigt der Wert des Deals für GM auf insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro. Allerdings zahlt der US-Autoriese 3 Milliarden Euro dafür, einen Teil seiner europäischen Pensionsverpflichtungen zu übernehmen – unter anderem für Opel-Mitarbeiter in Deutschland. Den Großteil der europäischen Pensionsverpflichtungen behält GM jedoch in den eigenen Büchern.

GM hat nach wie vor Verpflichtungen in Europa

Analysten bewerten das entsprechende Defizit mit rund 6,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich zahlt GM also 0,8 Milliarden Euro für die Trennung von  Opel – und sogar noch mehr, falls der PSA-Aktienkurs in den nächsten Jahren fällt. Hinzu kommt, dass für GM trotz dieses – auf den ersten Blick – unlukrativen Deals noch immer nicht alle europäischen Verpflichtungen vom Tisch sind.

Warum also die  plötzliche Trennung von den defizitären Rüsselsheimern? GM President Dan Ammann erklärte: „Es ging um mehr als nur das Bilanzergebnis. Es wurde klar, dass der europäische Markt sich wegentwickelte von unseren Aktivitäten in der restlichen Welt.“ Immerhin könnte der Verkauf für Opel selbst zum großen Befreiungsschlag werden.

Das denken unter anderem die Analysten der US-Bank JP Morgan und prophezeien eine Trendwende bei Opel – auch wenn das die bislang größte Herausforderung für Peugeot werden wird. Freilich hat PSA-Boss Carlos Tavares in der Vergangenheit schon bewiesen, dass er Autobauer sanieren kann. Bei PSA hat er die Kosten gesenkt, indem er die Modellpalette ausgedünnt und Belegschaft reduziert hat.  Dadurch schaffte es Peugeot, vor zwei Jahren wieder schwarze Zahlen zu schreiben.

„Wir sind zutiefst bestrebt, dieses großartige Unternehmen weiterzuentwickeln und seinen Turnaround zu beschleunigen“, sagt Tavares und bekräftigt, dass bei Opel dazu erst mal keine Jobs wegfallen sollen, auch Werksschließungen seien nicht geplant. Es gebe viele andere Stellschrauben, um die Werke effizienter zu machen. Wir werden es abwarten müssen.

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