Nach fünf Wochen Stillstand will Audi im Stammwerk Ingolstadt ab 27. April wieder Autos bauen. Auch in Neckarsulm werde die Produktion voraussichtlich Ende April schrittweise wieder aufgenommen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.
Allerdings ist die Lage der Zulieferer und deren Zulieferer "derzeit sehr volatil und ändert sich stündlich", wie eine Sprecherin sagte. Zudem dauerten die Transporte wegen Grenzschließungen und Kontrollen länger und seien "gewissermaßen unberechenbar geworden". Das alles sei für den Wiederanlauf eine große Herausforderung.
In den beiden deutschen Audi-Werken steht die Produktion seit 23. März wegen der Corona-Krise still. Die Hälfte der 61.000 Beschäftigten in Deutschland ist in Kurzarbeit.
„Auf dem Weg zurück in die erste Phase nach der Produktionsruhe haben besonders die Gesundheitsvorkehrungen zum Schutz der Belegschaftsmitglieder höchste Priorität“, erklärt Betriebsratschef Peter Mosch in einer Pressemitteilung. „Der Wiederanlauf wird von einem umfangreichen Maßnahmenkatalog begleitet, um den Gesundheitsschutz der Beschäftigten sicherzustellen.“
Coronavirus: Diese Sicherheitsvorkehrungen gibt es nun bei Audi
Geplant sei, zunächst nur eine Schicht zu fahren, berichtet die Deutsche Presseagentur (Dpa). Später könnten weitere Schichten dazukommen, mit großem zeitlichen Abstand, damit es beim Schichtwechsel kein Gedränge an den Werkstoren gibt. Die Mitarbeiter würden mit den Abstands- und Hygieneregeln vertraut gemacht.
In einigen Bereichen würden Mund- und Nasenschutz Pflicht. Wo zwei Mitarbeiter gleichzeitig am selben Transportgestell arbeiten und sich direkt gegenüberstehen, etwa in der Türvormontage, hätten Beschäftigte selbst "eine transparente Barriere aus Kunststofffolie entwickelt."
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Fertigungsabschnitts- und Gruppenleiter haben zusammen mit Experten aus Arbeitssicherheit, Gesundheitswesen, Industrial Engineering sowie dem Betriebsrat jeden einzelnen Arbeitsplatz gemeinsam angeschaut, analysiert und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Erst mit Zustimmung aller Beteiligten gilt ein Arbeitsplatz als „Corona-ready“. Auch die Arbeitsumgebung hat sich die Arbeitsgruppe genau angeschaut: Gruppenecken, Werktore, Parkplätze, den internen Werkverkehr sowie Gastronomie und Werkrestaurants.
Für alle Bereiche hat Audi nach eigener Aussage adäquate Lösungen entwickelt. Die Mitarbeiter werden zu diesen Maßnahmen vorab schriftlich informiert, erhalten eine umfassende Sicherheitseinweisung durch die Vorgesetzten zum Arbeitsbeginn sowie regelmäßige Updates in internen Onlinemedien und über zahlreiche Informationsaushänge im Werk.
Auch an den Büroarbeitsplätzen gelten umfassende Sicherheitsvorkehrungen sowie angepasste Arbeitsregelungen. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten, um die Ansteckungsgefahr durch ausreichende Abstände zu minimieren. Vor allem betrifft jedoch der Wiederanlauf die Mitarbeiter des Produktionsbereichs.
Audi öffnet als erstes Werk in Ungarn
Im ungarischen Audi-Werk Györ lief die Motorenproduktion am Dienstag wieder an, mit nur einer statt der üblichen drei Schichten. Die Autofertigung startet dort nächsten Montag.
Der VW-Konzern fährt die Werke der Marke Volkswagen nächster Woche in Zwickau und Bratislava wieder an, in der Woche darauf dann in den übrigen deutschen Werken, in Spanien und den USA. Wann auch die Audis im VW-Werk Bratislava und im spanischen Seat-Werk bei Barcelona wieder gebaut werden, ist noch offen. Das Audi-Werk Brüssel, wo der e-tron gebaut wird, soll Ende April wieder starten. In Mexiko kann die Produktion frühestens im Mai starten.
Die Krise kommt Audi teuer zu stehen: Die VW-Konzerntochter rechnet für das erste Quartal mit einem Betriebsgewinn von nur noch 15 Millionen Euro, nach 1,2 Milliarden im bereits schwachen Vorjahresquartal. Der Umsatz dürfte auf rund 12,5 Milliarden Euro gesunken sein, teilte Audi mit. "Die Entwicklung in China zeigt, dass eine Rückkehr zur Normalität und eine wirtschaftliche Erholung im weiteren Jahresverlauf möglich erscheint." Aber "Kundennachfrage, Lieferketten und die Produktion sind aktuell nicht verlässlich einschätzbar", die bisherige Jahresprognose sei hinfällig.
Quellen: Dpa und Audi