Homeoffice Computer

Lenovo profitiert derzeit davon, dass viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice schicken. - (Bild: Adobe Stock/Rymden)

Der weltgrößte Computerhersteller Lenovo profitiert von den Veränderungen in der Arbeitswelt, die durch die Coronakrise ausgelöst wurden: Der Trend, Beschäftigte vermehrt aus dem Homeoffice heraus arbeiten zu lassen, ließ den Konzernumsatz im zweiten Finanzquartal im Vorjahresvergleich um sieben Prozent auf 14,5 Milliarden US-Dollar ansteigen. Der Reingewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um 53 Prozent auf 310 Millionen US-Dollar, teilte das Unternehmen am Dienstag in Hongkong mit.

Auch die weiteren Aussichten sind rosig: Die Gruppe sehe "bedeutende Wachstumschancen, die die Prognosen der Analysten weit übertreffen", teilte das Unternehmen weiter mit. Lenovo ist in Deutschland nicht nur mit der eigenen Marke unterwegs, sondern produziert unter anderem auch PCs und Laptops für den Aldi-Lieferanten Medion. Im Mobilfunksektor tritt der chinesische Konzern auch mit der etablierten US-Marke Motorola auf, die im Jahr 2014 von Google übernommen wurde.

Unerwarteter Boom bei Privatkunden sorgt für Umsatzwachstum

Neben dem Boom bei den Geschäftskunden erlebte Lenovo in Deutschland auch deutliche Zuwächse bei den Privatkunden, die Computer zum Spielen oder Laptops für den Fernunterricht ihrer Kinder neu angeschafft haben, sagte Lenovo-Manager Mirko Krebs der Deutschen Presse-Agentur. Insgesamt sei das Marktsegment der privaten Verbraucher in den ersten neun Monaten des Jahres um 23 Prozent gewachsen. "Das hatten wir seit zehn Jahren nicht mehr."

Nachholbedarf sieht Krebs auf dem Schulmarkt. Während in etlichen europäischen Nachbarländern Schulen im großen Maßstab Laptops bestellt hätten, gebe es aus Deutschland kaum eine erhöhte Nachfrage der Schulträger.

In Deutschland feierte Lenovo unterdessen einen Etappensieg im erbittert geführten Patentstreit mit Nokia. Das Oberlandesgericht München setzte am Montag einen Verkaufsstopp für Lenovo-Produkte aus, den der finnische Technologiekonzern zuvor vor dem Landgericht München erwirkt hatte. In dem Streit geht es um Patente von Nokia rund um den technischen Video-Standard H.264. Da dieser Code auf Chips in Lenovo-Laptops fest verbaut ist, durfte das Unternehmen zehn Tage lang im Oktober keine Laptops in Deutschland mehr verkaufen.

Warum Lenovo mit dem Landgericht München hadert

Krebs betonte, Lenovo sei grundsätzlich bereit, für geistiges Eigentum auch Lizenzgebühren zu zahlen. Da die Ansprüche von Nokia aber einen allgemeinen Standard zur Videokompression beträfen, müssten dabei aber faire Konditionen (FRAND) angeboten werden. Das sei bei den bisherigen Forderung von Nokia nicht der Fall.

Der anerkannte Patentexperte Florian Müller wertete das OLG-Urteil als ein Zeichen, dass Patentstreitigkeiten in Deutschland künftig fairer verhandelt werden könnten. "Das Landgericht hat hier ganz offensichtlich ein Fehlurteil gesprochen. Dass dies vom Berufungsgericht so schnell erkannt wurde, stellt die Haltung des Landgerichts München I in Klagen mit standardessenziellen Patenten grundsätzlich in Frage", schrieb Müller in seinem Blog "FOSS Patents".

Die Bedeutung des Urteils könnte auch für Daimler relevant werden. Der Automobilhersteller muss sich derzeit ebenfalls gegen Patentklagen von Nokia und Conversant wehren.

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dpa