Moderne automatisierte Fabrik für die Herstellung, Bearbeitung und das Fräsen von Metallteilen, Rohren und Ersatzteilen

Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie ist angespannt. (Bild: amixstudio - stock.adobe.com)

Die Lage in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie ist angespannt, sehr heterogen und von enormer Unsicherheit geprägt. Vor allem Lieferengpässe und Materialmangel sowie stark gestiegene Preise bei Vorprodukten, Frachtkosten, Rohstoffen und Energie wirken sich negativ auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen aus. Dadurch können viele Aufträge nicht abgearbeitet werden. „Die Lage der Unternehmen ist sehr differenziert und die Verunsicherung groß", sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände (Bayme VBM) heute bei der Vorstellung der aktuellen Mitgliederumfrage.

Aktuell sinke die Produktion und der Blick auf die kommenden Monate sei mehrheitlich pessimistisch. "Ein möglicher Erdgasstopp und generell die Erdgasknappheit hängt als großes Damoklesschwert über allem", erklärte Brossardt. Dazu komme eine hohe Krankheitsquote durch die stark steigenden Corona-Fallzahlen, die den bestehenden Arbeitskräftemangel noch weiter verschärfen.

Laut Umfrage wird die aktuelle Geschäftslage zwar noch von jedem zweiten Unternehmen als gut bewertet, zu Beginn des Jahres waren es aber noch über zwei Drittel. "Die zum Jahresbeginn erhoffte konjunkturelle Erholung ist ausgeblieben. Die negativen Erwartungen zeigen die enorme Verunsicherung in der Metall- und Elektroindustrie", so Brossardt. Lediglich der weiterhin hohe Auftragsbestand habe ein stärkeres Absinken verhindert. Sollten aber die Beschaffungspreise weiter stark steigen und russische Gaslieferungen ausbleiben, dann dürfte sich das Bild drastisch ändern, meinte er.

Im Fokus: Gasversorgung in der Industrie

Gaspipeline und Hilfsgeräte in der Gaspumpstation.
(Bild: 63ru78 - stock.adobe.com)

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Rohstoffmangel bleibt das Hauptproblem

Kernproblem der Unternehmen bleibt laut Umfrage der massive Mangel an Rohstoffen, Material und Vorprodukten. Drei von vier Unternehmen leiden unter mittelmäßigen bis starken Beeinträchtigungen durch den Materialmangel. Praktisch alle haben mit verspäteten Lieferungen zu kämpfen.

„Kaum ein Unternehmen rechnet mit einer kurz- und mittelfristigen Entspannung der Lage. Wir erwarten daher aktuell einen Produktionsrückgang von mindestens zwei Prozent im Jahresdurchschnitt 2022 – und das ohne Einbeziehung eines Gas-Lieferstopps“, so Brossardt. Jüngste Umfragen und eine Prognos-Studie zeichnen in diesem Fall ein düsteres Bild. So müsste jedes fünfte Unternehmen seine Produktion stoppen und der Wertschöpfungsrückgang läge bundesweit bei 12,7 Prozent. „Für unseren Standort und die Beschäftigten wäre das eine Katastrophe“, sagte Brossardt.

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Salar de Uyuni (Bild: Gerd Mischler)

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Nur wenige Unternehmen wollen Investitionen erhöhen

Bei den Investitionsplänen sind die Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektroindustrie noch zurückhaltender als bei den Produktionsplänen: Weniger als ein Viertel will die Investitionen in den kommenden Monaten erhöhen. Davon entfallen nur 16,5 Prozent auf Erweiterungen, aber 39 Prozent auf Ersatzbeschaffungen. "Wir sehen diese Entwicklung mit Sorge. Wenn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten unsere Firmen dazu zwingen, Erweiterungsinvestitionen und Innovationen zu verschieben und zu reduzieren, dann gefährdet das die Zukunftsfähigkeit unserer Industrie“, sagt Brossardt. Die Unternehmen brauchen ausreichend Finanzmittel, ansonsten drohe die Bewältigung der Transformation zu scheitern, erklärte er.

Die Ertragslage der Unternehmen hat sich gegenüber der Umfrage im Winter nur unwesentlich verändert. Knapp 30 Prozent der Unternehmen befürchten für das Jahr 2022 eine kritische Ertragslage: 11,7 Prozent rechnen mit Verlusten, weitere 7,2 Prozent erwarten eine schwarze Null und knapp zehn Prozent gehen von einer Nettoumsatzrendite von unter zwei Prozent aus. „Das sind schon jetzt alarmierende Zahlen. Verschlechtern sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Jahresverlauf noch weiter, dürften immer mehr Unternehmen auf eine kritische Ertragslage zusteuern“, so Brossardt

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Die Beschäftigungspläne der Metall- und Elektroindustrie sind hingegen expansiv und haben sich gegenüber der Winterumfrage noch einmal verbessert. "Mehr als jedes zweite
Unternehmen plant einen Beschäftigungsaufbau. Im Jahresverlauf wird die Beschäftigung um rund 10.000 Stellen auf dann 855.000 Personen zum Jahresende 2022 zunehmen. Das sind 17.000 weniger als zum Höchststand im Juni 2019“, sagt Brossardt.

Im Hinblick auf die anstehende Tarifrunde in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie warnen die Arbeitgeberverbände aber vor falschen Schlüssen für die Lohnforderung. „Die aktuell hohe Inflation dürfen wir nicht durch hohe Tarifabschlüsse zementieren, die den Unternehmen die Luft für Zukunftsinvestitionen nehmen. Dadurch gäbe es nur Verlierer – sowohl bei den Beschäftigten als auch bei den Unternehmen", so Brossardt. Die Tarifentgelte seien seit 2018 um über neun Prozent gestiegen sind. Sonderzahlungen und das Transformationsgeld wachsen mit den künftigen Tarifsteigerungen mit. Die Unternehmen leiden Brossardt zufolge unter enormen Preis- und Kostensteigerungen, die nicht einfach an Kunden weitergegeben werden können.

Quelle: Bayme VBM

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