Deutscher Kampfhubschrauber fliegt über Landschaft

In den kommenden Jahren soll die Bundeswehr neu und besser ausgerüstet werden. Waffensysteme wie der Unterstützungshubschrauber (UH) Tiger (Bild) gewinnen dabei neben Panzern, Drohnen und Flugabwehr an Bedeutung. Für die Rüstungsindustrie heißt das: mehr Aufträge. (Bild: filmbildfabrik - stock.adobe.com)

Sondervermögen der Bundeswehr: Milliarden für die Rüstungsindustrie

Ein Jahr nach der Ankündigung von 100-Milliarden-Euro-Investitionen in die Bundeswehr blickt die deutsche Rüstungsindustrie optimistisch nach vorn, äußert aber hinter vorgehaltener Hand auch Kritik. „Wir sind zuversichtlich, dass wir jetzt in der Breite Aufträge bekommen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV), Hans-Christoph Atzpodien, der Deutschen Presse-Agentur. Die Industrie stehe als Partner der Bundeswehr bereit und könne schnell loslegen. „Die Firmen sind hochmotiviert, zumal sie teilweise schon ins unternehmerische Risiko gegangen sind“

Neben dem sogenannten Sondervermögen sei auch eine Erhöhung des regulären Verteidigungsetats wichtig, sagt Atzpodien. Am 27. Februar 2022 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine eine „Zeitenwende“ an, bei der 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden sollen. Bisher wurde nur ein kleiner Teil dieses Geldes abgerufen. Bestellungen für Panzer oder Artillerie gab es bis Anfang 2023 noch nicht.

Das liegt zum Teil daran, dass im vergangenen Jahr zunächst eine vorläufige Haushaltsführung galt, die die Vergabe neuer Aufträge erschwerte. „Es ist bedauerlich, dass es aus dem Sondervermögen bisher nur wenige Bestellungen bei deutschen Unternehmen gab, weil die Politik im letzten Jahr stark mit Haushaltsfragen beschäftigt war, aber es ist nicht zu ändern“, sagt Atzpodien. Er rechnet in den nächsten Wochen und Monaten mit Bewegung bei der Auftragsvergabe.

Militärausgaben von Deutschland von 2006 bis 2020
Militärausgaben von Deutschland von 2006 bis 2020 (Bild: Statista)

Wie viel gibt Deutschland für sein Militär aus?

Laut Statista Research Department hat Deutschland im Jahr 2021 für die Bundeswehr rund 56 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Im Jahr davor lagen die Ausgaben bei rund 53,2 Milliarden US-Dollar.

Was gehört zu den Militärausgaben?

Laut SIPRI beziehen sich die hier dargestellten Militärausgaben auf alle laufenden Ausgaben und Investitionsausgaben für

  • die Streitkräfte, einschließlich Friedenstruppen
  • Verteidigungsministerien und andere staatliche Stellen, die an Verteidigungsprojekten beteiligt sind
  • paramilitärische Kräfte, sofern sie für militärische Operationen ausgebildet und ausgerüstet sind
  • militärische Raumfahrtaktivitäten.

Enthalten sind die Ausgaben für:

  • Personal (Gehälter, Pensionen und Sozialleistungen),
  • Betrieb und Instandhaltung,
  • Beschaffungen (Waffen- und Ausrüstungskäufe),
  • militärische Forschung und Entwicklung,
  • militärische Infrastruktur
  • Militärhilfe

Viele Industriekonzerne sehen in den Investitionen auch eine Chance für ihr Geschäft. Armin Papperger, Chef von Rheinmetall, geht zum Beispiel davon aus, dass ein Unternehmen bis zu 3.000 neue Mitarbeitende einstellen wird, um die neuen Bundeswehr-Aufträge abzuarbeiten. Den ersten Auftrag für mehrere tausend neue Helme hat der Rüstungskonzern bereits erhalten.

Auch der Kleinwaffen-Hersteller Heckler & Koch, der Rüstungselektronik-Konzern Hensoldt und der Flugkörper-Fabrikant Diehl stellen sich auf mehr Geschäft ein. Der Panzerfaust-Hersteller Dynamit Nobel Defence dürfte laut DPA ebenfalls viele Aufträge bekommen.

 

Wie viele Beschäftigte arbeiten in den verschiedenen Bereichen der Rüstungsindustrie? Und wie hoch war der jeweilige Umsatz? In der Bildergalerie erfahren Sie es:

Wie viel Umsatz macht die deutsche Rüstungsindustrie?

Wie der iwd meldet, lag der Umsatz der deutschen Rüstungsindustrie im Jahr 2020 bei fast 11,3 Milliarden Euro. 2015 waren es fast 11,7 Milliarden. Dieser Umsatz teilt sich in unterschiedliche Branche auf (siehe Bilderstrecke).

Bisher hat die Rüstungsindustrie eine eher untergeordnete Rolle in der deutschen Wirtschaft gespielt: 2015 erwirtschaftete Deutschland ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 3.026,6 Milliarden Euro. Davon sind knapp acht Milliarden Euro auf die Rüstungsindustrie entfallen. Somit haben Rüstungsgüter einen Anteil von 0,26 Prozent am gesamten BIP ausgemacht.

2020 investierte die Bundesrepublik rund 47 Milliarden Euro in die Verteidigung. Allerdings entfielen nur 18,5 Prozent für neue Ausrüstung und 3,5 Prozent für Forschung und Entwicklung. Der größte Teil (41 Prozent) wurde laut IWD für Personalausgaben und Versorgungansprüche ausgegeben.

Das umsatzstärkste deutsche Rüstungsunternehmen war im Jahr 2021 Airbus mit 10,85 Milliarden Dollar. Airbus hat seinen Hauptsitz in den Niederlanden und in Frankreich, verfügt aber auch über Werke in Deutschland. An zweiter Stelle folgt Rheinmetall. Das deutsche Unternehmen erhielt im Jahr 2020 beispielsweise einen Großauftrag aus Ungarn zur Produktion des Schützenpanzers Lynx.

Größte Rüstungsunternehmen in Deutschland nach Umsatz 2021
Größte Rüstungsunternehmen in Deutschland nach Umsatz 2021 (Bild: Statista)
Bundeswehr - Mannstärke, Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge
(Bild: filmbildfabrik - stock.adobe.com)

Wie viele Soldaten hat Deutschland?

Die Bundeswehr besteht aus 199.000 Soldatinnen und Soldaten. 184.000 davon sind aktives Personal, 15.000 gehören zur Reserve.

Wie viele Kampfflugzeuge hat die Bundeswehr?

Die Bundeswehr insgesamt verfügt über 601 Flugzeuge und Hubschrauber (Stand 16.03.23). Jagdflugzeuge beziehungsweise Abfangjäger besitzt sie 134, Flugzeuge für Bodenangriffe 75. Dazu kommen 44 Transportflugzeuge, 37 Spezialflugzeuge (etwa für Aufklärungszwecke) und insgesamt 287 Hubschrauber (davon 55 Kampfhubschrauber).

Wie viele Panzer hat Deutschland?

Die Bundeswehr hat 266 Kampfpanzer und 68.660 gepanzerte Fahrzeuge. Dazu kommen 121 Einheiten der selbstfahrenden Artillerie und 38 selbstfahrende Raketenwerfer.

Wie viele Schiffe hat die deutsche Marine?

Die deutschen Seestreitkräfte verfügen über insgesamt 80 Militärschiffe. Davon sind 12 Fregatten, 5 Korvetten und 6 U-Boote. Dazu kommen 12 Minenboote.

Quelle: Global Firepower via Statista

Weltweit gesehen dominieren die USA die Branche. Da ist es wenig verwunderlich, dass auch ein US-Konzern das größte Rüstungsunternehmen der Welt ist. Um welchen Konzern es sich handelt und wer die weltweiten Top 10 sind, lesen Sie hier.

Rüstungsexporte: Dieses Land liegt auf Platz 1

Exporte sind für die deutschen Rüstungsunternehmen sehr wichtig. Im vergangenen Jahr wurden Waffenexporte für rund neun Milliarden Euro genehmigt - ein neuer Rekordwert. 2020 lag der Wert noch bei 5,8 Milliarden Euro.

Das mit Abstand größte Abnehmerland war 2021 Ägypten. In das Land gingen Ausfuhren im Wert von 4,3 Milliarden Euro. Ägypten hat damit Ungarn von Platz 1 abgelöst.

Viele deutsche Exporte gingen im vergangenen Jahr auch an die USA, die Niederlande, Singapur, Australien, Großbritannien und Südkorea.

Wert der Rüstungsexporte aus Deutschland gemäß Trend Indicator Value (TIV) bis 2022. Im Jahr 2022 betrug der TIV der deutschen Rüstungsexporte rund 1,5 Milliarden.
Wert der Rüstungsexporte aus Deutschland gemäß Trend Indicator Value (TIV) bis 2022. Im Jahr 2022 betrug der TIV der deutschen Rüstungsexporte rund 1,5 Milliarden. (Bild: Statista)

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