Der SDAX-Konzern kann sich dabei auch eine Komplettübernahme des 2009 gegründeten Carbonfaser-Joint-Ventures mit BMW vorstellen. "Ich gehe davon aus, dass BMW kein Hersteller von Carbonfasern werden möchte", sagte SGL-Carbon-Chef Jürgen Köhler der Wirtschaftszeitung Euro am Sonntag.
"Für uns sind Carbonfasern ein Kernelement der Strategie und essenzieller Bestandteil der Wertschöpfungskette. Die Übernahme könnte eine Option sein." Die Exklusivitätsvereinbarung mit dem Münchner Autobauer sei ausgelaufen. "Wir können die Carbonfaser-Materialien in gleicher Ausprägung oder modifiziert jedem anderen Automobilhersteller weltweit anbieten und tun das bereits."
BMW und SGL Carbon hatten das Joint-Venture SGL Automotive Carbon Fibers vor acht Jahren gegründet. Bei glasfaserverstärkten Kunststoffen sicherten sich die Hessen bereits einen langfristigen Auftrag des Autoherstellers Volvo. Bis 2020 soll SGL dabei die Fertigung von Blattfedern für Geländefahrzeuge (SUV) auf 500000 Stück pro Jahr ausbauen. "Das Beispiel Volvo zeigt, dass wir die Technologie für große Stückzahlen bereits beherrschen", sagte Köhler. Neben BMW und Volvo zeigten auch andere Oberklasse-Hersteller Interesse, etwa Audi und Jaguar Land Rover.
Im künftigen SGL-Kerngeschäft Carbonfaser-Leichtbau ziehe die Nachfrage insgesamt spürbar an. "SGL hat derzeit mehr Leichtbauprojekte vor der Brust als je zuvor", so Köhler. Unterdessen komme der Verkauf der beiden Sparten Graphitelektroden für die Stahlindustrie und Anoden für die Aluminiumbranche voran und könne bis Jahresende unter Dach und Fach sein, ergänzte Köhler.