„It’s coming Rome“ jubeln die italienischen Fußball-Fans seit dem Gewinn der Europameisterschaft. „It’s coming to Trentino“ könnte der Slogan für die Provinz im Norden Italien heißen. Denn Trentino will der Mittelpunkt für Innovationen werden. Dafür sorgen soll „Invest in Trentino“.
Mit dem Projekt sollen Unternehmens- und Innovationsprojekte unterstützt werden. „Invest in Trentino hilft Unternehmen jeder Größe“, erklärt Monica Carotta im Gespräch mit PRODUKTION. Sie ist Direktorin der FDI-Abteilung des Trentino Sviluppo, das sich um das Projekt kümmert. Trento Sviluppo wurde von der Provinz von Trient gegründet.
Trentino habe schon immer einen Fokus auf Innovationen gelegt, weshalb es beispielsweise auch ein Research Center gebe, sagt Carotta. Und wer bei Trentino nur an Urlaub denkt, dem erklärt sie: „Trentino war schon immer im Maschinenbau aktiv. Deshalb gibt es an den Universitäten, aber auch innerhalb der Unternehmen große Kompetenzen.“ Die Unternehmen, die in der Provinz aktiv sind, kommen aber nicht nur aus dem Maschinenbau. Es gibt zum Beispiel auch aus den Bereichen Energie und Umwelt. Vor allem kleinere Unternehmen wählen Trentino als ihren Standort.
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In Industry Insights sprechen wir über alles, was die Industrie beschäftigt. Die Redakteurinnen Julia Dusold und Anja Ringel haken nach, welche Trends aus Technik, Unternehmenskultur und Karriere bei Unternehmen gerade wichtig sind. Dafür laden wir in jede Folge eine prominente Branchengröße ein.
Das Moderatorinnen-Duo sprach bisher beispielsweise mit:
- Grob-Chef German Wankmiller über E-Mobilität, Fachkräftemangel und die USA
- Kukas Chief Innovation Officer Ulrike Tagscherer über gutes Innovationsmanagement
- Trumpf CEO Werkzeugmaschinen Stephan Mayer über China und Blechbearbeitung
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Das sind die Vorteile von Trentino
Aber wieso sollten Unternehmen ausgerechnet in Trentino ansiedeln und nicht in Ballungsräumen großer Städte? Einer der wichtigsten Punkte ist für Carotta die Lage der Provinz: Im Norden Italiens mit guten Anbindungen an Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Ein weiterer Vorteil: „Wir arbeiten unter anderem mit der Universität zusammen, um gut ausgebildete Fachkräfte in Trentino zu haben. Denn das ist das, was die Unternehmen am meisten suchen“, sagt Carotta. Auch die Forschung an den Universitäten und mit den Unternehmen werde unterstützt und gefördert. Carotta verweist daneben auf den hohen Lebensstandard, den es in Trentino gebe und die gute Infrastruktur.
Was die Arbeit in der Provinz auch besonders macht: Das Projekt fördert und unterstützt die Zusammenarbeit zwischen den ansässigen Unternehmen. „Es gibt viele Beispiele von Firmen in Trentino, die eigentlich an völlig unterschiedlichen Produkten arbeiten, aber dann zusammen neue Produkte kreieren“, erklärt Carotta. Dafür stellt Trentino Büro-, Produktions-, und Laborflächen zur Verfügung.
Unternehmen arbeiten in der Progetto Manifattura zusammen
Es gibt zum Beispiel die Progetto Manifattura/Be Factory, ein Business Innovation Center. Im Gebäude der vormals größten Tabakfabrik der österreichisch-ungarischen Monarchie arbeiten seit 2008 rund 50 Firmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen auf 25.000 Quadratmetern an Themen wie nachhaltiger Mobilität und erneuerbare Energien. Im Gebäude gibt es auch einen Produktionsbereich – die Be Factory.
Video: Einblick in die Progetto Manifattura
Doch auch außerhalb der Hubs finden die Unternehmen in Trentino einen Weg zur Zusammenarbeit – zum Beispiel durch Technologietransfer. „Viele Unternehmen wollen zum Beispiel bei den Themen Cybersecurity und Künstliche Intelligenz zusammenarbeiten. Besonders der KI-Sektor wächst derzeit“, erklärt Standortmanager Massimo Zorzi.
„Die meisten Unternehmen kommen aus Italien, wir haben aber zum Beispiel auch brasilianische, amerikanische und deutsche Firmen, die in Trentino ansässig sind“, sagt Carotta. Zwei von ihnen sind RK Macchine und Audaces.
So arbeitet RK Macchine in der Provinz Trentino
RK Macchine will mit seinen Lösungen die Lücke zwischen industrieller Automation und dem breiten Markt schließen. CEO Andrea Rao erklärt im Video-Call mit PRODUKTION, dass RK Macchine seine ersten Schritte mit der Unterstützung von Trentino Sviluppo unternommen habe.
Da die Maschinen zunehmend komplex in der Umsetzung geworden seien, sei die Wahl des Mechatronikzentrums von Rovereto als Unternehmenssitz ein logischer Schritt gewesen. „Wir befinden uns in einem regelrechten hochinnovativen Mechatronikbezirk, in dem verschiedene Einrichtungen ehrgeizig an der Zukunft arbeiten und mit dem Zugriff auf Bereiche, Immobilien und Zusatzdienste – etwa jene von Trentino Sviluppo – ein ideales Umfeld für Unternehmen bieten“, erklärt er.
RK Macchine arbeitet mit anderen Unternehmen zusammen – sowohl aus dem Trentino, als auch aus anderen Regionen. „Das Trentino ist ein besonders guter Standort für die Netzwerkbildung“, sagt Rao.
Das schätzt Audaces an Trentino
Audaces arbeitet an der Entwicklung innovativer Lösungen für die Modeindustrie und ist in Lateinamerika Marktführer in diesem Bereich. Das Unternehmen verkauft einerseits Software mit Modulen für die Verwaltung, Erstellung und Entwicklung von digitalen 2D/3D-Modellen und Mustern und vertreibt andererseits auch Maschinen zum Ausbreiten und Schneiden jeder Art von Stoffen und flexiblem Material.
„Um eine weltweite Referenz in innovativer Technologie für das Modesegment zu werden, hat Audaces im Jahr 2017 beschlossen, eine Produktionseinheit in Italien zu eröffnen, um hauptsächlich den europäischen Markt zu bedienen“, erklärt das Unternehmen.
Ein wichtiger Vorteil für die Provinz sei das Mechatronik-Cluster in Rovereto in Trentino, aber auch das Ökosystem und die Synergien, die zwischen Unternehmen, Schulen und Forschung entstehen.
Audaces nennt aber auch noch einen anderen Faktor: der autonome Status der Provinz. Es gebe viele regionale Instrumente zur Unterstützung der Industrie. „Wir versuchen, sehr aktiv an den von Invest in Trentino ins Leben gerufenen Veranstaltungen teilzunehmen. Unsere Favoriten sind die Workshops zu strategischen Themen wie der Internationalisierung von Unternehmen“, erklärt das Unternehmen. Das Projekt unterstütze aber zum Beispiel auch bei Gesprächen mit Finanzinstituten und der strategischen Entscheidungsfindung.
Und auch die Zusammenarbeit steht ganz oben auf der Liste: Audaces arbeitete bereits mit mehr als zehn Unternehmen zusammen, unter anderem bei der Erstellung von Handbüchern und der Inspektion von feinmechanischen Teilen.
Und wer weiß – vielleicht findet der EM-Pokal auch noch seinen Weg nach Trentino.