
Trotz Krise hat sich der Bereich „Ladetechnologie/Charging“ bei Webasto gut entwickelt. - (Bild: Webasto)
Wer Webasto noch nicht kannte, dem wurde der Firmenname spätestens im vergangenen Jahr zum Begriff. Denn das Unternehmen hatte als erstes in Deutschland einen Corona-Fall im Betrieb. Die Pandemie war deshalb 2020 zusammen mit den instabilen Märkten sowie den Themen Transformation und Nachhaltigkeit die wohl größte Herausforderung, sagte Webasto-Chef Holger Engelmann heute auf der Jahrespressekonferenz. Er sprach von einem anspruchsvollen Jahr.
Die Krise ging nicht spurlos am Autozulieferer vorbei: Der Umsatz brach um fast zwölf Prozent ein auf 3,3 Milliarden Euro zurück. Erstmals seit Jahren musste Webasto zudem einen operativen Verlust von 69 Millionen Euro hinnehmen. Das sei natürlich schmerzlich, so Engelmann.
Dennoch sei man im Kerngeschäft profitabel geblieben und das Unternehmen habe in der Krise Robustheit und Resilienz gezeigt. Das negative Ergebnis sei auch darauf zurückzuführen, dass Webasto trotz Pandemie konsequent weiter in die Zukunft investiert und Projektanläufe gestartet habe.
Umsatz steigt im ersten Quartal wieder

Dass Webasto die Krise überwunden hat, zeigen die Zahlen aus dem ersten Quartal: Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent. Und auch das operative Ergebnis liegt mit 30 Millionen Euro wieder im Plus.
Nach wie vor macht Webasto den meisten Umsatz in seinen Kernbereichen Dachsysteme (84 Prozent des Gesamtumsatzes) sowie Heizen und Kühlen (14 Prozent). Beide Bereiche sollen mit Innovationen auch weiter vorangetrieben werden.
Lösungen für Elektromobilität machen derzeit nur zwei Prozent des Umsatzes aus. Entscheidend sei jedoch, wie sich diese Zahl in den kommenden Jahren entwickeln werde, sagte Engelmann. Trotz Krise habe sich zum Beispiel der Bereich „Ladetechnologie/Charging“ gut entwickelt. So hat Webasto zum Beispiel von einem chinesischen Sportwagen-Hersteller einen Serienauftrag erhalten. Ab 2022 soll die Produktion in Wuhan starten.
Neues Batteriewerk in Südkorea startet ab 2022
Auch den Bereich Batterie baut Webasto weiter aus. In Dangjin (Südkorea) entsteht derzeit ein neues Batteriewerk, in dem jährlich 160.000 Batteriesysteme für Klein- und Mittelklasse-Modelle eines koreanischen Automobilherstellers entstehen sollen. Die Serienproduktion soll Anfang 2022 starten.
Wie Webasto und Kuka die Batterieproduktion revolutionieren wollen, lesen Sie hier.
Etwas weiter ist der Autozulieferer in Indien. Auch dort ist ein neues Werk gebaut worden. Webasto ist dort schon länger aktiv. Inzwischen erhalte der Zulieferer mehr und mehr Aufträge von Unternehmen vor Ort, sodass sich ein neues Werk gerechnet habe, erklärte Engelmann. Denn die Nachfrage an Dachsystemen steige. Die Serienproduktion im indischen Pune soll Ende des Jahres anlaufen.
Asien ist auch der Markt, in dem Webasto 2020 den meisten Umsatz generiert hat (48 Prozent) – gefolgt von Europa (34 Prozent) und Americas (18 Prozent). Der Umsatzanteil in Europa habe coronabedingt deutlich unter dem Vorjahr gelegen, sagte Engelmann.
Webasto schult Mitarbeiter um
Über eine halbe Milliarde Euro hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren in Elektromobilität investiert. Dass Webasto weiter auf diesen Bereich setzt, zeigen auch die Personalentscheidungen. Das Unternehmen habe es durch Um- und Weiterbildungen geschafft, Mitarbeitende aus etablierten Bereichen für die neuen Geschäftsfelder auszubilden und dort einzusetzen, sagte der CEO. So habe man fast alle Stellen intern umbesetzen können.
Auch ZF schult seine Mitarbeiter intern um und hat dafür eine eigene Akademie gegründet. Mehr dazu lesen Sie hier.
Derzeit arbeiten rund 14.100 Mitarbeiter bei Webasto – 200 mehr als noch 2020. Knapp 4.000 davon sind in Deutschland beschäftigt.
Das sind die Herausforderungen für 2021
Für 2021 erwartet Engelmann einen Umsatz auf Vorkrisenniveau und ein positives Ergebnis. Doch er bremst auch die Erwartungen. Der Halbleitermangel treffe sowohl Webasto als auch seine Kunden, sagte der Firmenchef. Die Situation sei äußerst intransparent und schwer abschätzbar. Das Unternehmen geht davon aus, dass sich das Problem nicht 2021 lösen lässt, sondern bis 2022 anhält.
Zudem steigen die Preise bei Rohstoffen oder sie werden knapp. Als Beispiele nannte er Kunststoff und Stahl. 2021 bleibe deshalb „ein äußerst sportliches Jahr“, so Engelmann.