Screenshots von den Teilnehmern von TUM Boring

Das Team von TUM Boring. - (Bild: TUM Boring)

Wissen Sie, wie schnell eine Gartenschnecke ist? Kilian und Elias Schmid wissen es ganz genau. Denn sie wollen die Schnecke schlagen. Was im ersten Moment komisch klingt, hat einen sehr komplexen technologischen Hintergrund. Denn die beiden Studenten bauen gemeinsam mit rund 60 anderen Mitstreitern eine Tunnelbohrmaschine, die – Sie ahnen es vielleicht – schneller bohren soll, als eine Gartenschnecke kriechen kann.

Drahtzieher des ganzen Projekts ist kein geringerer als Tesla-Chef Elon Musk. Denn der hat mit seiner „Boring Company“ die „Not-a-boring-competition“ ausgerufen. Unter dem Motto „Beat the snail“ entwickeln und fertigen dabei Tüftler-Teams aus aller Welt Prototypen einer Tunnelbohrmaschine.

Kilian und Elias Schmid sind Mitgründer des Münchener Studententeams „TUM-Boring“ und haben es mit ihren Prototypen bereits in die Endauswahl der besten elf Teams geschafft. Das nächste Ziel ist nun Kalifornien. Dort treten die Teams im Sommer mit ihren Prototypen gegeneinander an und werden versuchen, einen 30 Meter langen Tunnel zu bauen.

Studenten graben Tunnel in eigenem Garten

Aber wieso das Ganze? Der 22-jährige Kilian Schmid, Mechatronik-Student im fünften Semester, erzählt im Gespräch mit PRODUKTION, dass er vor zwei Jahren – also noch vor Beginn des Wettbewerbs – begonnen habe, eine eigene Tunnelbohrmaschine zu bauen, weil ihn die Verkehrssituation so gestört habe und er den Verkehr „unter die Erde“ bringen wollte.

Elias Schmid ist ebenfalls Mitgründer des Projekts und studiert Luft- und Raumfahrttechnik.

Noch bevor der Wettbewerb ausgeschrieben wurde, hat das Team mit ihrer eigenen kleinen Tunnelbohrmaschine im eigenen Garten einen Tunnel gegraben. Anfang Oktober 2020 stellten die Studenten dann ihren Prototypen für den Wettbewerb fertig und gruben damit ihren ersten Tunnel. Dabei verlief natürlich nicht immer alles nach Plan. „Es gab viele kleine Fehler, die wir gemacht haben. Daraus haben wir gelernt und sie verbessert“, sagt Kilian Schmid. „Die Learnings, die wir mit der kleinen Maschine gemacht haben, konnten wir dann auf den größeren Prototypen übertragen und so eine bessere Maschine bauen.“

Ein weiteres Hindernis: Corona. „Wir haben in kürzester Zeit eine funktionierende interne Kommunikationsstruktur aufgebaut, damit wir trotz Corona effizient zusammenarbeiten können“, sagt Elias Schmid. „Darauf sind wir sehr stolz.“

Unterstützung von der Uni und Industriepartnern

Die Entwicklung der Maschine, die Technik organisieren, sich um Sponsoring und Marketing kümmern etc.: All das kostet Zeit. Zeit, die das Team neben dem Studium investiert. Nur einige von ihnen bekommen ECTS-Punkte, erklärt Kilian Schmid. Er selbst pausiert derzeit mit seinem Studium, um sich voll auf den Tunnelbau konzentrieren zu können.

Tunnelbohrmaschine
Mit dieser Tunnelbohrmaschine haben die Studenten Tests durchgeführt. - (Bild: TUM Boring)

Denn der ist noch lange nicht fertig. „Die Planung und Konstruktion der Maschine ist abgeschlossen, gerade bereiten wir die Produktion vor und bestellen alle Bauteile.“, sagt er. „Wenn die Teile ankommen, werden wir anfangen zu bauen. Die nächsten Schritte sind dann das Testen und das Verschicken der Maschine für den Wettbewerb.“ Denn der findet ja bekanntlich in Kalifornien statt.

Ganz alleine müssen sich die Studenten im Übrigen nicht mit den Themen beschäftigen. Der Präsident der Technischen Universität München, Prof. Dr. Thomas F. Hofmann, hat die Schirmherrschaft übernommen. Wenn es um technische Fragen geht ist Prof. Dr.-Ing. habil. Jochen Fillibeck, Professor am Lehrstuhl und Prüfamt für Grundbau, Bodenmechanik, Felsmechanik und Tunnelbau der TUM, für die Studenten Ansprechpartner. Daneben hat das Team auch Unterstützung aus der Industrie, unter anderem von Thyssenkrupp und Strabag.

Neben der ersten erfolgreichen Tunnelbohrung und der Resonanz auf das Projekt ist die Unterstützung der Uni eines der Highlights für Kilian Schmid.

Und dann ist da ja noch Elon Musk. „Es freut uns, dass er Aufmerksamkeit auf das Thema Tunnelbau lenkt, da es sehr wichtig für eine Verbesserung der Lebensqualität in den Städten ist“, sagt Kilian Schmid. „Wir sind zuversichtlich der Welt zeigen zu können, dass Deutschland in Hinblick auf zukunftsträchtige Technologien weiter wettbewerbsfähig ist.“

TUM Boring ist siegessicher

Ein Treffen mit dem Tesla-Chef ist für die beiden Studenten aber nur zweitrangig. Denn sie wollen den Wettbewerb gewinnen. Ihre Siegchancen schätzen sie hoch ein. „Wir bekommen tolle Unterstützung, haben starke Industriepartner und haben viele engagierte und talentierte Kollegen in unserem Team“, erklärt Kilian Schmid. „Durch den Erfolg von Hyperloop glaub man in München auch daran, den Wettbewerb gewinnen zu können. Das motiviert die Leute“, ergänzt Elias Schmid. „In München haben wir außerdem ein tolles Ökosystem.“

Tunnelbohrmaschine bohrt
Ein Bild von den Test-Bohrungen in der Nähe von München. - (Bild: TUM Boring)

TUM Hyperloop wurde 2015 gegründet, um am SpaceX Hyperloop Pod Wettbewerb – ebenfalls von Elon Musk – teilzunehmen. Das Team konnte den Wettbewerb gewinnen. 

Was es zu gewinnen gibt, wissen die beiden Studenten übrigens nicht. Das sei noch nicht bekanntgegeben worden. Die große Motivation des Teams seien sowieso keine Preise, sondern die schwierige Herausforderung als Team zu meistern.

Eines ist aber sicher: Standard-Tunelbaumaschinen graben durchschnittlich eine Meile in acht bis zwölf Wochen, was ungefähr 14 Mal langsamer ist als eine Gartenschnecke. Und das gilt es nun zu schlagen.

Sie möchten gerne weiterlesen?