Zwar kennen die meisten Befragten (82 Prozent) den Begriff künstliche Intelligenz, mehr als die Hälfte (53 Prozent) weiß aber nur ungefähr, was damit gemeint ist. Außerdem hat die Mehrheit der Deutschen (85 Prozent) noch kein klares Bild davon, wo künstliche Intelligenz (KI) bereits heute eingesetzt wird. Das hat eine repräsentative Umfrage von Bosch und dem Marktforschungsinstitut Innofact anlässlich des KI-Symposiums „AI CON“ in Renningen bei Stuttgart ergeben. Für die Studie wurden bundesweit 1.022 Personen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Die Erhebung wurde im Oktober 2018 durchgeführt.
„Je stärker intelligente Systeme den Alltag prägen, desto wichtiger ist es, den Menschen den Nutzen aufzuzeigen und so für Akzeptanz dieser wichtigen Technologie zu sorgen“, sagte Dr. Michael Bolle, Geschäftsführer und zugleich Digital- und Technikchef von Bosch, anlässlich der „AI CON“, bei der sich mehr als 200 Experten über Chancen und Herausforderungen der KI austauschten. „Wir müssen deutlich machen, dass der Mensch die Kontrolle über die KI behält“, so Bolle.
Roboter entlasten den Menschen
Ein Beispiel dafür, wie KI dem Menschen nutzen kann, ist das automatisierte Fahren. Bosch arbeitet daran, den Straßenverkehr emissionsfrei, unfallfrei und stressfrei zu machen. Gehen gegenwärtig neun von zehn Unfällen auf menschliche Fehler zurück, so könnte intelligente Technik durch die Nutzung von KI künftig eine Vielzahl dieser Unfälle vermeiden.
Ein weiteres Feld ist die vernetzte Fertigung: In der smarten Fabrik werden Mensch und Maschine als intelligente Mannschaft zusammenarbeiten – der Roboter nimmt dem Menschen anstrengende oder gefährliche Aufgaben ab, lernt aus Erfahrungen und entlastet den Menschen auf diese Weise. Ein Ausblick, mit dem sich laut der Bosch-Umfrage viele Deutsche anfreunden können.
Zwei Drittel der Befragten (67 Prozent) sehen im Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Bereichen Fertigung und Mobilität einen großen Nutzen. Offen zeigen sie sich auch dafür, künftig mit einem Roboter zusammenzuarbeiten, wenn dieser ihnen Routineaufgaben abnimmt: Jeder Zweite (50 Prozent) könnte sich das gut vorstellen und würde die frei werdende Arbeitszeit vor allem dafür nutzen, um sich sozialen oder kreativen Tätigkeiten zu widmen.
Unterschiede bezüglich des Nutzens von KI zeigen sich mit Blick auf das Alter: Vor allem in der Gruppe der 18-29-Jährigen werden auch das Smartphone und das eigene Zuhause als Bereiche gesehen, in denen die Befragten davon ausgehen, dass KI-Anwendungen nützlich sein könnten.
Bosch AI Young Researcher Award: 50.000€ Preisgeld
Um bestehende Kompetenzen im Bereich KI auszubauen, hat Bosch Anfang 2017 das Bosch Center for Artificial Intelligence (BCAI) gegründet. Ein Schwerpunkt des BCAI ist es zu erforschen, nach welchen Regeln Maschinen lernen und welche Schlüsse sie aus dem Gelernten ziehen.
Um junge Forscher in diesem Bereich zu fördern, wird Bosch im kommenden Jahr erstmals den mit 50 000 Euro dotierten Bosch AI Young Researcher Award ausschreiben. „Wir forschen an künstlicher Intelligenz, die sicher, robust und nachvollziehbar ist“, sagte Bosch-Forschungschef Prof. Thomas Kropf. „KI wird die Fähigkeiten des Menschen ergänzen.“
Um die Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz gemeinsam voranzutreiben, haben Bosch und Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Ende 2016 das Cyber Valley ins Leben gerufen. „Im Cyber Valley schaffen Wissenschaft und Industrie gemeinsam ein Ökosystem für die beste KI-Forschung“, sagte Prof. Bernhard Schölkopf, Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen anlässlich der „AI CON“.
Ziel ist es, Erkenntnisse der Forschung möglichst schnell in konkrete industrielle Anwendungen zu überführen, hochqualifizierte Forscher aus aller Welt nach Baden-Württemberg zu holen sowie KI-Experten dort auszubilden und zu halten.
Austausch auf der „AI CON“
Die „AI CON“ wird vom BCAI und dem Forschungsbündnis Cyber Valley ausgerichtet und findet in diesem Jahr erstmalig statt. Ziel ist es, führende KI-Experten aus Industrie und Forschung zusammenzubringen, um die Chancen und Herausforderungen auszuloten, die sich durch die Technologie ergeben.
Zu den Referenten zählt neben Bosch-Experten wie Dr. Michael Bolle und Dr. Christoph Peylo (Leiter des BCAI) auch Prof. Bernhard Schölkopf, einer der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich maschinelles Lernen. Außerdem sind Referenten aus den USA (Carnegie Mellon University), der Schweiz (ETH Zürich), Österreich, Israel und Großbritannien vertreten.
Automatisierungsquote: Wo arbeiten die meisten Roboter?
Global betrachtet arbeiten im Schnitt 74 Roboter pro 10.000 Mitarbeiter in der Fertigungsindustrie. Das gab die International Federation of Robotics (IFR) in der jüngsten Statistik bekannt. Klicken Sie sich durch und sehen Sie, wie die Roboterdichte laut IFR weltweit verteilt ist.