Roboter werden nicht krank und stecken sich nicht an - dadurch können Aufträge auch mit Social Distancing eingehalten werden, sagte Wilfried Eberhardt, Vorsitzender von VDMA Robotik + Automation und Chief Marketing Officer bei Kuka auf einer VDMA-Pressekonferenz. Er sehe viele Potenziale, dass der Bereich Robotik und Automation wieder auf die Erfolgsspur zurückfinde, meinte er.
Denn die Aussichten für dieses Jahr sind düster: Der VDMA erwartet einen Rückgang von mindestens 20 Prozent. Im Herbst 2019 ist der Verband noch von einem Umsatzrückgang von zehn Prozent im Jahr 2020 ausgegangen.
Zum Vergleich: Im vergangen Jahr ging der Umsatz von 15,1 Milliarden Euro um zwei Prozent auf 14,7 Milliarden Euro zurück. „2019 verlief besser als erwartet“, sagte Eberhardt.
In den vergangenen Jahren ist die Robotik und Automation konstant gestiegen. Von 12,8 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf 14,4 (2017) und 15,1 Milliarden Euro (2018). Das leichte Minus im vergangenen Jahr sei unter anderem durch den Handelskrieg zwischen den USA und China zu erklären, aber auch durch eine gewisse Zurückhaltung aufgrund des Umbruchs in der Autoindustrie.
Corona-Pandemie als Beschleuniger für die Digitalisierung
Dazu kommt dieses Jahr noch die Corona-Pandemie. Dennoch ist Eberhardt optimistisch und sieht den Bereich Robotik und Automation gut aufgestellt für die Zeit nach Covid-19. Denn: Durch Robotik können Distanzregeln einfach umgesetzt werden, so der Vorsitzende. Automatisierte Prozessschritte seien hilfreich, um Social Distancing praktisch umzusetzen. Hier spielen vor allem kollaborative Roboter eine besondere Bedeutung, sagte Eberhardt.
Er geht außerdem davon aus, dass die Corona-Pandemie ein Digitalisierungsbeschleuniger ist – unter anderem in der Produktion. So werde zum Beispiel die Fernwartung weiter forciert und auch die virtuelle Inbetriebnahme von Werke spiele eine immer größere Rolle.
Ein weiterer Punkt ist für Eberhardt die Resilienz von Wertschöpfungsketten und lokaler Produktion. „Wir haben gesehen, dass die aktuellen Wertschöpfungsketten sehr anfällig sind“, sagte er. Der VDMA gehe deshalb davon aus, dass diese übersacht und die Fertigung lokaler angesiedelt werde. In Hochlohnländern sei dies aber nur mit einem höheren Automatisierungsgrad umsetzbar.
Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer von VDMA Robotik + Automation betonte außerdem, dass die Unternehmen bereits jetzt zur Bekämpfung der Pandemie beitragen. So stellen einige inzwischen zum Beispiel Atemschutzmasken her. Das zeige, wie flexibel die Branche ist. Laborroboter und Laborautomation spielen in der momentanen Pandemie zudem eine wichtige Rolle, so Schwarzkopf.
Weitere Beispiel, wie die Robotik-Branche in der Coronakrise hilft, lesen Sie hier.
Messe Automatica als Impulsgeber
Um der Branche weitere Impulse für das kommende Jahr zu geben, ist für Eberhardt die Messe Automatica besonders wichtig. Diese musste von Juni auf Dezember verschoben werden.
Eberhardt und Schwarzkopf zeigten sich überzeugt, dass die Messe trotz Corona Ende des Jahres stattfinden wird. Die Gesundheit stehe natürlich klar im Vordergrund, sagte Eberhardt. Deshalb arbeite man an verschiedenen Maßnahmen – zum Beispiel sollen die Gänge breiter werden. Auch zur Standgestaltung und zu Hygienekonzepten gebe es Gespräche.
Eine Auswirkung ist laut Eberhardt jedoch schon jetzt absehbar. Die Zahl der Besucher werde nicht an den Rekord der vergangenen Jahre herankommen, erklärte der Vorsitzende. Aber darum gehe es gar nicht. Wichtiger sei es, wieder physische Meetings auf der Messe abhalten zu können.
Schwarzkopf ergänzte: Es gebe einen unglaublichen Spirit in der Branche und eine große Bereitschaft, die eine erfolgreiche Messe durchzuführen.