Kiste mit Trumpf-Logo auf einem Kai in Hamburg, im Hintergrund die Elbphilharmonie

Der Trumpf-Frachter wird in Hamburg beladen. (Bild: Trumpf)

Die Situation für weltweite Exporteure ist nicht einfach: Staus vor den wichtigsten Seehäfen in China, Europa und den USA, oft warten die Containerschiffe tagelang auf ihre Entladung. Konkret heißt das: Fahrpläne gelten nicht mehr, bis zu 90 Prozent der Schiffe kommen unpünktlich an. Mitunter werden Transportmöglichkeiten kurzfristig ersatzlos gestrichen. Container fließen weder see- noch landseitig ab und Leergut wird knapp.

Nicht zuletzt sind die Frachtkosten laut Freightos Baltic Index auf der Route von Nordeuropa über den Atlantik zur US-Ostküste  im Vergleich zum - sowieso schon teuren - Vorjahr erneut gestiegen. Zuletzt lagen sie bei etwa 8.400 US-Dollar, im Juni 2022 betrugen sie aber auch schon 9.300 US-Dollar

 

Beladung des Frachtschiffs Arneborg mit Containern
49 Maschinen von Trumpf sind auf dem eigens gecharterten Frachtschiff Arneborg über den Atlantik nach New York verladen worden. (Bild: Trumpf)

Lieferketten über See werden unkalkulierbar

Das macht die Seefracht aktuell zu einem nicht mehr kalkulierbaren Risiko und Lieferketten zum Spielball der aktuellen Weltpolitik. Um die Fäden wieder selbst in die Hand zu bekommen, machte das Familienunternehmen Trumpf aus Ditzingen jetzt Nägel mit Köpfen und griff zur Selbsthilfe.

Das Hochtechnologieunternehmen stellt Laseranlagen her und gehört damit in Deutschland zu den größten Beförderern übergroßer Ladungen in die USA. Mehr noch: Die USA sind mit 655 Millionen Euro Umsatz für Trumpf sogar der zweitgrößte Absatzmarkt weltweit.

Das ist deshalb so wichtig, da die US-Wirtschaft trotz aller Widrigkeiten boomt. Es gilt also, die Ware möglichst schnell zum Kunden über den Atlantik zu schaffen.

Frank Nesselberger, Trumpf
Zitat

Wir gehen nicht davon aus, dass sich die weltweite Lieferketten-Situation zeitnah entspannen wird. Wir suchen deshalb auch künftig permanent alternative Wege, die kostengünstig und zuverlässig sind.

Frank Nesselberger, verantwortlich für die globale Maschinenlogistik Trumpf
(Bild: Trumpf)

Die Lösung ist so simpel wie naheliegend: Als eines der ersten Industrieunternehmen Deutschlands chartert Trumpf über ein Logistikunternehmen ein eigenes Hochsee-Containerschiff. Schwerlastkräne haben es unlängst im Hamburger Hafen mit 49 Laserschneidmaschinen und Produktionsteilen beladen.

Bereits nach rund zwei Wochen ist die Arneborg am 8. August in New York angekommen. Da das Schiff nicht die klassischen Terminals anläuft, entfallen lange Wartezeiten vor den Häfen. Die Maschinen sollen dadurch insgesamt um bis zu vier Wochen schneller ihr Ziel erreichen.

Hier wird die Arneborg in New York entladen

Denn während Trumpf kleinere Komponenten schon einmal per Flugzeug verschicken kann, bleibt für die großen Maschinen nur der Seeweg. "Mit dem gecharterten Schiff rechnen sich die Logistikkosten", so Nesselberger.

Dabei kam Trumpf nicht als erstes Unternehmen auf die Idee, ein eigenes Containerschiff zu chartern. 2021 hatten in den USA bereits Konzerne wie Coca Cola, Walmart und Ikea eigene Schiffe gemietet. Eine langfristige Lösung sieht Nesselberger darin jedoch nicht, eine Wiederholung sei vorerst nicht geplant.

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