Von 2020 bis 2030 wird der Anteil an reinen Elektrofahrzeugen zunehmen. Das wird sich auf den deutschen Maschinen- und Werkzeugmaschinenbau auswirken, erwartet die Beratungsgesellschaft PwC. So sei davon auszugehen, dass durch den Ersatz von Verbrennungsmotoren durch elektrische Antriebe spezifische Komponenten wie Kurbelgehäuse, Kurbelwelle etc. nicht mehr benötigt werden - und damit auch nicht mehr die Anlagen zu deren Herstellung.
"Da die reinen Elektrofahrzeuge immer besser und einfacher zu bedienen sein werden, wird der Anteil von Elektromobilen im Alltagsbetrieb weiter ansteigen. Neuere Konzepte, die auf der IAA präsentiert worden sind, zeigen deutlich, dass dieser Anforderung - der besseren Handhabbarkeit - Rechnung getragen wird, wie wir am Beispiel Ladekapazität sehen. 80 Prozent Aufladung in etwa 10-15 Minuten - das kommt dem gewohnten Tankvorgang für traditionelle Antriebe schon recht nahe", kommentiert Dr. Gerhard Nowak, Partner bei Strategy&, Teil des PwC-Netzwerkes.
Innovationsvorsprung durch frühe Positionierung
Aus Sicht von Nowak ist es für Maschinenbauer daher absolut notwendig schon jetzt strategische Entscheidungen zu treffen und Geschäftsmodelle anzupassen. "Die Ausprägung zwischen Verbrennungs- und Elektromotor ist noch volatil, wir gehen aber davon aus, dass die zukünftigen Hybridantriebe technisch einfachere Verbrennungsmotoren und leistungsfähige Elektromotoren haben werden. Damit wird die Transformation verstärkt und es ist notwenig, sich darauf einzustellen."
Technisch innovative und kostengünstige Herstellungsprozesse für Elektromotoren, Batterien, Ladesysteme und Steuerungen seien die Voraussetzung dafür, dass diese Technik in Zukunft ihren Weg machen werde. "Wer sich hierzu heute schon positioniert, kann einen Innovationsvorsprung erreichen, der nicht zu unterschätzen ist. Dies gilt sowohl für die Technologie bei den Komponenten, als auch für die Technologie im Herstellungsprozess", sagt Nowak.
Als besonders lohnend schätzt der Experte eine Positionierung im Bereich der Fertigungstechnologie für die verschiedenen Komponenten ein. "Verbesserte Prozesse führen zu Kostenvorteilen, die dann in der Folge zu einer Optimierung der Verkaufspreise von Elektro-/Hybridfahrzeugen führen können und somit einen Accelerator-Effekt darstellen können."
Maschinenbauer warten bisher ab
Dennoch: Bisher ist Elektromobilität bei vielen Maschinenbau-Unternehmen noch nicht auf dem Radar. Das hat eine Umfrage von PwC im zweiten Quartal 2015 unter 100 Führungskräfte des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus ergeben. Im Rahmen des PwC Maschinenbau-Barometers (einer quartalsweisen Erhebung zur Entwicklung der Wirtschaft, der Branche und des eigenen Unternehmens) wurden die Manager gebeten, Fragen zu den Auswirkungen der Elektromobilität auf ihr Unternehmen, ihre Produkte und Services sowie auf den Wettbewerb zu beantworten.
Das Fazit: Die Erhebung zeigt, dass sich die Branche abwartend verhält. Hinsichtlich der Potenziale der Elektromobilität und ihren Folgen für den Maschinen- und Anlagenbau besteht noch hoher Aufklärungsbedarf. Die Ergebnisse führen deutlich vor Augen, dass das Thema Elektromobilität im deutschen Maschinen- und Anlagenbau momentan noch nicht angekommen ist.
Herausforderungen und Chancen sind noch nicht erkannt
44 Prozent der befragten Unternehmen haben sich demnach bislang noch nicht mit Elektromobilität befasst. Lediglich 38 Prozent haben bereits die Anpassungen des Portfolios diskutiert, leicht weniger die Diversifikation in andere technische Märkte oder Länder und Kooperationen zur Erschließung neuer Geschäftsfelder.
Und auch die mit der Elektromobilität verbundenen Herausforderungen und Chancen sind laut der PwC-Umfrage noch nicht erkannt: Knapp ein Drittel der Befragten glauben beispielsweise nicht an ein Wachstumspotenzial durch Elektromobilität. Bei den Maschinenbauern, die Wachstumspotenziale erwarten, führt klar das Thema "Steuerungstechnik" (47 Prozent) vor den Bereichen "Elektromotoren" (31 Prozent) und "Batterien" (20 Prozent).
In der Einschätzung des Wettbewerbs hinsichtlich Elektromobilität wird eine abwartende Haltung der Branche deutlich. 62 Prozent der Befragten glauben nicht, dass sich ihre Mitbewerber bereits strategisch mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Lediglich fünf Prozent der Maschinenbauer gehen davon aus, dass ihre Mitbewerber bereits Produkte und Lösungen im Angebot haben.