1. Mai Faust

Sie haben entschieden: 64 Prozent der 'Produktion' Leser, die an dieser Abstimmung teilgenommen haben, widersprechen den Kühnert'schen Thesen und stimmen der Aussage zu: "Die meisten Unternehmer handeln verantwortungsvoll. Zurück zum Sozialismus ist nicht die Lösung. Vielmehr muss man die schwarzen Schafe, die die Marktwirtschaft missbrauchen, besser regulieren." 

36 Prozent schlagen sich auf die Seite von Kevin Kühnert, sie stimmten folgender Aussage zu: "Der Juso-Chef trifft einen Nerv. Wir haben einen ungewöhnlich großen Niedriglohnbereich, das Armutsrisiko steigt trotz Wirtschaftsbooms. Sehr viel Vermögen befindet sich in der Hand von relativ wenigen."

Kramp-Karrenbauer wirft Kühnert Populismus vor

Derweil hat CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer Juso-Chef Kevin Kühnert wegen dessen Sozialismus-Thesen Populismus vorgeworfen. "Es ist ganz sicherlich auch Teil von Populismus, denn wir sehen ja im Moment ein Erstarken derjenigen, die einfache Antworten geben. Sowohl von rechts als auch von links", sagte Kramp-Karrenbauer am Montag (6.5.19) in Berlin.

Während bei den europäischen Nachbarn über die Entlastung der Mitte oder neue Impulse für die Wirtschaft gesprochen werde, diskutiere Deutschland über die Rückkehr zum Sozialismus oder Enteignungen - als ob Enteignung jemals irgendeine neue Wohnung gebaut hätte, sagte Kramp-Karrenbauer.

"Freiheit statt Sozialismus"

Deutschland habe schon vor vielen Jahrzehnten eine Antwort auf die Frage Kapitalismus oder Sozialismus gegeben, "sie heißt soziale Marktwirtschaft". Diese sei zwar "auch nicht das Optimalste aller Modelle, sie muss weiter verbessert werden. Aber sie ist die bestmögliche Antwort, die in den letzten Jahrzehnten dafür gesorgt hat, dass wir in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben können". Diese Grundlagen müssten gestärkt und erhalten werden.

Kramp-Karrenbauer merkte an, sie habe am Montagmorgen im Adenauerhaus das alte Plakat mit dem Slogan "Freiheit statt Sozialismus" von 1976 heraussuchen lassen. "Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir es nicht noch brauchen in der Endphase dieser Diskussion", sagte die CDU-Chefin. Die Union war damals zwar stärkste Partei geworden, SPD-Kanzler Helmut Schmidt hatte seine sozialliberale Koalition aber fortsetzen können.

Mindestlöhne in der EU: So groß sind die Unterschiede

100 Euro Scheine

Ein Unterschied wie Tag und Nacht: Die gesetzlichen Brutto-Mindestlöhne pro Monat in diesen 22 EU-Ländern variieren enorm. Zwischen dem Gehalt des letzten und des ersten Platzes liegen Welten. Oder um es in Zahlen auszudrücken: 1.738 Euro. Zum Ländervergleich!

Kühnert: Habe der SPD nicht geschadet

Auch von Seiten der SPD hagelte es Kritik an Kühnert. Der Juso-Chef hat den Vorwurf parteischädigenden Verhaltens aber zurückgewiesen. "Ich glaube nicht, dass ich der SPD damit geschadet habe", sagte er am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will". Die Politik sollte nicht jede Debatte immer nur nach dem parteitaktischen Vorteil ausrichten. "Das wird uns doch andauernd vorgeworfen, dass wir immer nur gieren auf die nächsten Umfragen, aber gar nicht die großen Fragen der Zeit diskutieren."

Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel warf Kühnert vor, unhistorisch zu argumentieren und nur mediale Aufmerksamkeit und das eigene Ego im Blick zu haben.

Kühnert holte zugleich zum Gegenangriff gegen seine Kritiker aus: "Bei Sigmar Gabriel weiß ich nicht, ob er jetzt der beste Berater dafür ist, zu bewerten, ob jemand einen Ego-Trip irgendwo macht oder nicht", sagte er. Gabriel wurde in seiner Amtszeit oft vorgeworfen, einsame Entscheidungen zu treffen sowie sprunghaft und auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein.

Auch auf BMW-Betriebsratchef Manfred Schoch reagierte Kühnert, der nach seinem Interview gesagt hatte, die SPD sei für Arbeiter nicht mehr wählbar. Ihm hielt der Juso-Chef entgegen: "In der Satzung der IG Metall steht seit Jahren drin und zwar an prominenter Stelle, dass diese Gewerkschaft auch die Vergesellschaftung von großen Industriebetrieben anstrebt." Für die Gewerkschaft sitze Schoch im Betriebsrat. "Insofern weiß ich nicht, wer jetzt eigentlich von der Meinung seiner Organisation abweicht - ob er oder ich das tue."

Mit Material von dpa

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